Kampusch wehrt sich

Natascha: "Ich war nie schwanger"

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Das Interview war ein Quotenhit: 715.000 Österreicher saßen vor dem TV.

Zwei-Täter-Theorie, Spekulationen über eine Schwangerschaft, Gerüchte über einen Pornoring – auch sechs Jahre nach ihrer Flucht gerät ihr Fall nicht aus den Schlagzeilen. Am Montag hat Entführungsopfer Natascha Kampusch erstmals seit Langem ihr Schweigen gebrochen – und in der ORF-Sendung Thema zu den Gerüchten Stellung genommen. Und das Schicksal von Natascha Kampusch bewegt Österreich nach wie vor: 715.000 Menschen verfolgten das Interview vor ihren TV-Geräten - Mit 26% Marktanteil war es ein echter Quoten-Hit.

Die TV-Zuschauer erlebten die 24-Jährige – sie trug ein violettes Kleid und eine dunkle Weste – nachdenklich, aber bestimmt. „Es ist schwierig, weil man gegen solche Vorhaltungen ja nicht argumentieren kann“, sagte sie zu ORF-Redakteur Christoph Feurstein.

Das gesamte Interview mit Natascha Kampusch zum Nachlesen!

Nataschas brutaler Alltag: Angriffe auf offener Straße
Natascha sprach über Telefongespräche mit Priklopil-Freund Ernst H., angebliche Sex-Videos, die blonde Haarlocke im Verlies. Der TV-Auftritt war eine Flucht nach vorne, denn ihr Alltag ist kräfteraubend. „Einmal hat mich eine Frau auf das Unmöglichste beschimpft und mir Vorwürfe gemacht.“ Interviewer Feur­stein berichtete, dass Kampusch „auf der Straße tätlich angegriffen, geschlagen und bespukt wird“.

Psychiater Haller: „Zu viel Emotion in der Debatte“.
Der Fall spaltet noch immer das Land. Auf der einen Seite: Experten, die nicht lockerlassen und wegen angeblicher Polizeipannen bei den Ermittlungen auf eine Wiederaufnahme des Verfahrens drängen, wie der Ex-OGH-Präsident Johann Rzeszut oder der geheime parlamentarische U-Ausschuss, der Ende März der Justiz empfehlen wird, den Fall neu aufzurollen.

Auf der anderen Seite: Justiz und Polizei, die ihre Vorgangsweise verteidigen und überzeugt sind, es gebe nichts mehr zu ermitteln. Die Debatte Kampusch birgt jedenfalls enorm viel emotionalen Zündstoff – und das ist gefährlich. Der Gerichtspsychiater Reinhard Haller sagt zu ÖSTERREICH: „Es ist zu viel Emotion im Spiel, die Debatte wird nicht unvoreingenommen geführt, weil Querverbindungen bestehen.“

Haller tritt dafür ein, dass ausländische Experten den Fall objektiv untersuchen. Ähnlich denkt Anwalt Rudolf Mayer: „Das würde zu einer Beruhigung der Situation beitragen.“

Wie berichtet, plant das Innenministerium, Berater des FBI und des deutschen Bundeskriminalamts heranzuziehen. Der FPÖ-Abgeordneten Dagmar Belakowitsch-Jenewein schwebt eine andere Variante vor: „Es braucht einen Staatsanwalt, der sich traut, sich gegen andere durchzusetzen. Vielleicht jemanden, der seit Kurzem in Pension ist.“

Dass sich Natascha jetzt via TV meldete, wird unterschiedlich aufgenommen. Anwalt Mayer: „Es ist ihre Form der Bewältigung. Es ist aber zu bezweifeln, ob das günstig ist.“

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