"Amela" geflüchtet

6,6 Mio. Euro: Polizei zeigt Mega-Schatz von Fake-Schamanin

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In der Wohnung der geflüchteten Wahrsagerin und Schamanin Amela, die eine Frau um ein Vermögen betrogen haben soll, tauchte nun ein Goldschatz auf. Ihr Sohn wurde festgenommen. 

Noch immer fehlt von der selbsternannten Schamanin Mariana M. alias "Amela" jede Spur. Die 44-Jährige wird mittlerweile sogar per europäischem Haftbefehl gesucht. Ihr Sohn (29) ist in Haft. 

Die Ermittler zeigten nun im Zuge einer Pressekonferenz den Mega-Schatz der Betrügerin, die nach wie vor auf der Flucht ist. Die Polizei stellte 6,6 Mio. Euro Bargeld, Gold, Schmuck und Schusswaffen aus einem Tresor sicher.

6,6 Mio. Euro: Polizei zeigt Mega-Schatz von Fake-Schamanin
© APA/ERNST WEISS
× 6,6 Mio. Euro: Polizei zeigt Mega-Schatz von Fake-Schamanin

6,6 Mio. Euro: Polizei zeigt Mega-Schatz von Fake-Schamanin
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Opfer werden auch im Ausland, u.a. in Deutschland und in der Schweiz, vermutet. Die Sicherstellung des Millionenbetrags an Geld, Gold und Schmuck in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) war nach einer von der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angeordneten Hausdurchsuchung erfolgt, teilte die Polizei am Montag in einer Pressekonferenz in St. Pölten mit. Beamte des LKA (Ermittlungsbereich Betrug) und der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität waren mit dem EKO Cobra ausgerückt.

Ein Tresor musste geöffnet werden. In dem Geldschrank fanden sich laut LKA-Chef Stefan Pfandler 4,1 Millionen Euro und 2,1 Millionen Schweizer Franken (2,23 Mio. Euro), zudem 5.100 US-Dollar sowie 500 Deutsche Mark.

Sachverständiger bewertet Schmuck

Hinsichtlich der Bewertung des in dem Safe ebenfalls sichergestellten Schmucks wurde von der Staatsanwaltschaft ein Sachverständiger bestellt. Der Gutachter soll die Echtheit und den Preis der Preziosen bestimmen.

Mitte Jänner war bekanntgeworden, dass Mariana M. alias "Amela", österreichische Staatsbürgerin serbischer Herkunft, eine Frau mit vorgetäuschten wahrsagerischen Kräften betrogen habe. Sie soll dabei mehr als 730.000 Euro ergaunert haben. Geldübergaben waren in Wien und Baden erfolgt. Die Ermittlungen nahmen daraufhin ihren Lauf.

Die Beschuldigte war in dem konkreten Fall laut Polizei so weit gegangen, ihrem Opfer einzureden, sie sehe den Tod einer nahen Angehörigen voraus, die verflucht sei. Um den angeblichen Fluch zu brechen, verlangte "Amela" die mehr als 700.000 Euro für "Reinigungsrituale". Das Geld wurde ihr Pfandler zufolge im Frühjahr 2024 in drei Tranchen zu 3.000, 64.000 sowie 660.000 Euro übergeben. Nachdem sie diese Summen erhalten hatte, brach der Kontakt ab. Die "Schamanin" sei - aufgrund des 'Reinigungsrituals' - in ein schweres Koma gefallen, teilte eine andere Frau telefonisch mit.

Sohn verweigerte Aussage

Ebenfalls ermittelt wird gegen den 29 Jahre alten Sohn von "Amela". Er wurde vergangenen Montag unter dem Verdacht der Beitragstäterschaft wegen schweren Betrugs und Geldwäsche festgenommen und in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert. Der Mann, der von seinem Recht Gebrauch machte, die Aussage zu verweigern, ist laut Polizei der Besitzer des Hauses in Maria Enzersdorf, in dem der millionenschwere Tresor in einem geheimen Raum - "wie ein Panikraum", so Pfandler am Montag - entdeckt wurde. Der Zugang sei nur mit einem speziellen Mechanismus möglich gewesen.

Die Fahndung nach Mariana M. dauert an. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau seit mehreren Jahren im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv gewesen ist, möglicherweise mit Komplizen.

Karner: Einer der größten Betrugsfälle in NÖ

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) verwies in St. Pölten auf die Heimtücke, mit der vorgegangen werde. Alle Altersgruppen könnten zu Opfern werden, ältere Menschen seien vorrangiges Ziel. Karner betonte auch, dass die aktuellen Ermittlungen in enger Abstimmung mit deutschen und schweizerischen Behörden geführt würden. Außerdem sprach er von einem der größten Betrugsfälle, der durch das Landeskriminalamt Niederösterreich jemals aufgeklärt worden sei.

Der Minister erinnerte, dass 2023 in Österreich 64.000 Betrugsdelikte zur Anzeige gebracht worden seien. Das seien etwa zwölf Prozent der 528.000 Gesamtanzeigen gewesen. In 34.000 Fällen habe es sich um Cyberkriminalität gehandelt, aber immerhin etwa 30.000 hätten in der analogen Welt stattgefunden.

An strukturellen Gegenmaßnahmen führte Karner u.a. an, dass in diesem Jahr in jedem Bundesland ein spezialisiertes Referat zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität eingerichtet werde. Internationale Vernetzung sei wie im gegenständlichen Fall von entscheidender Bedeutung.

"Knallharte Geschäftsinteressen"

Hinter den esoterischen Fassaden würden "knallharte Geschäftsinteressen" stecken, warnte Landespolizeidirektor Franz Popp in St. Pölten. Vertrauen würde ausgenützt, um finanzielle Vorteile zu erlangen. Nämlich von Opfern, die etwa in einer emotionalen Notlage seien und nach Hilfe und Unterstützung suchten.

"Skepsis ist der beste Schutz", lautet nur einer der Präventionstipps der Polizei. "Seien Sie kritisch gegenüber Versprechen, die zu schön sind, um wahr zu sein." Popp riet auch, "auf das Bauchgefühl" zu hören. Ein offenes Gespräch mit der Familie oder Freunden könne ebenfalls helfen, um sich vor Betrug zu schützen.

Auf der Fahndungsseite der Homepage der Landespolizeidirektion Niederösterreich (www.polizei.gv.at/noe/lpd/fahndung/fahndung.aspx) sind zahlreiche Schmuckstücke und Wertgegenstände nummeriert ersichtlich. Weitere Opfer der mutmaßlichen Betrügerin im In- und Ausland werden dringend gebeten, die Ermittler des Landeskriminalamtes Niederösterreich unter Tel.: +43 59133 303333 zu kontaktieren. Ebenso sind Hinweise zum Aufenthalt der flüchtigen Mariana M. erbeten, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden.

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