Die amerikanische Sopranistin Renee Fleming hat das Musikfestival in Schloss Grafenegg eröffnet. Bis zum 7. September dauert der Musiksommer.
In Grafenegg hat die amerikanische Sopranistin Renee Fleming am Donnerstagabend das erstmals stattfindende Musikfestival Grafenegg mit einem Arienabend, begleitet von den gut disponierten NÖ Tonkünstlern unter der Leitung von Kristjan Järvi, eröffnet. Sie eroberte das Publikum mit einem interessanten Programm, facettenreicher Stimme und viel Charme. Das Festival Grafenegg dauert bis 7. September.
"Garten Eden"
Intendant Rudolf Buchbinder bezeichnet das Ambiente des Schlossparks Grafenegg gern als "Garten Eden". Diesmal präsentierte sich das Paradies eher als Regenwald. Pünktlich zu Konzertbeginn tröpfelte es vom verhangenen Himmel, und die Wolkenturm-Arena machte ihrem Namen alle Ehre. Nach der Pause begann es dann zu schütten, und das Publikum schlüpfte - wie schon bei der Gala im Juni - in weiße Pelerinen. Fleming, ganz souveräne Diva der sympathischen Art, applaudierte den wetterfesten Besuchern und gab als dritte augenzwinkernde Zugabe "Over the rainbow". Kaum war der letzte Ton verklungen, hörte auch der Regen auf.
Manch Unbekannteres gab es davor, wie die einleitende Ouverture zu "Raymond" von Thomas oder zwei Ausschnitte aus selten gespielten Korngold-Opern. Schön, dass im instrumentalen Teil auch Franz Schmidts "Notre Dame"-Zwischenspiel wieder einmal zu hören war. Fleming wurde den hohen Erwartungen gerecht, ließ die vielfältigen klanglichen Nuancen ihrer Stimme aufblühen und wusste mit ebenso ausdrucksvollen wie eigenständigen Interpretationen immer wieder aufs Neue zu erstaunen. Der forcierten dramatischen Kraftentfaltung bedarf sie nicht. Wenn sie Dvoraks Mondlied aus "Rusalka" anstimmt oder Puccinis "Vissi d'arte", nimmt sie sich jede agogische Freiheit und überzeugt dabei mit Wärme und Sensibilität. Und bei Rossini und Bellini perlen die Koloraturen mit einer Leichtigkeit, dass es eine wahre Freude ist.
Eines steht fest: Grafenegg ist anders. Den Garten Eden wird man wohl erst bei besserer Witterung genießen, und manches an infrastrukturellen Mängeln wird sich im Lauf der Zeit noch beheben lassen. Den von Buchbinder immer wieder als willkommen genannten jungen Musikfreund in zerrissenen Jeans sucht man noch vergeblich, und preiswerte Rasenplätze waren aus ersichtlichem Grund auch nicht frequentiert. Doch das Konzept ist viel versprechend, der Publikumsgeschmack findet Berücksichtigung. Buchbinder: "Das Programm ist so, dass niemand davonlaufen muss."
Hier finden Sie alle Konzert-Termine der Tonkünstler NÖ in Grafenegg
Programm der ersten Tage
Am Freitag, 24. August, spielt das London Symphony Orchestra unter Valery Gergiev ab 19 Uhr vor dem Wolkenturm Tschaikowskis Fantasie-Ouverture "Romeo und Julia", Claude Debussys "La Mer" und Sergej Prokofjews Suite aus der Ballettmusik zu "Romeo und Julia" op. 64.
Am Samstag, 25. August, ist das London Symphony Orchestra nochmals zu hören: Diesmal ab 18.30 Uhr vor dem Wolkenturm, gemeinsam mit Rudolf Buchbinder sowie Tschaikowskis "Hamlet" op. 67, Igor Strawinskis Suite aus dem Ballett "Petruschka" und Ludwig van Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5. Zuvor gibt es ab 17.45 Uhr eine Einführung und bereits ab 16.30 Uhr ein Prélude mit dem Zemlinsky Quintett Wien und Ludwig van Beethovens Streichquintett Es-Dur sowie Joseph Lanners Steyerische Tänze und "Die Schönbrunner" Walzer
Tag der offenen Tür
Am Sonntag, 26. August, lädt ein Tag der offenen Tür von 11 bis 16 Uhr an Hand von Führungen mit Architekten und Landschaftsplanern zu Blicken hinter die Kulissen. Ebenfalls um 11 Uhr beginnen unter dem Titel "Musik für die Familie" Familien-Workshops zu Mendelssohn-Bartholdys "Sommernachtstraum". Das Prélude mit Beginn um 16.30 Uhr bestreiten Lorenz Duftschmid mit "Le Labyrinthe" und Marin Marais mit "Pièces de viole"; um 17.45 Uhr gibt es neuerlich eine Einführung. Höhepunkt am Sonntag ist ein Konzert mit Il Giardino Armonico ab 18.30 Uhr in der Reitschule.
Karten
Karten können in den Tonkünstler-Kartenbüros in Grafenegg und Wien persönlich, telefonisch, per Post, Fax und E-Mail bestellt werden. Das Online-Buchungssystem auf der Festival-Website bietet einen 3D-Saalplan, wobei der Blick auf die Bühne von allen Plätzen virtuell dargestellt wird. Auf der Website finden sich auch Service-Informationen von Bus-Shuttles zu jedem Konzert aus Wien bis zur Vorbestellung von Picknick-Körben und Jausenpaketen für die Konzertpause.