Hannes Koza bezeichnet sich als "Selfmade-Bürgermeister". Was aber ist seine Motivation, jetzt mit dem Buch "Macht ohne Erbe" herauszukommen? Dieses Exklusiv-Gespräch darf als "Beichte" verstanden werden - mit dem Comeback-Buch möchte er auch zeigen: mit ihm ist immer noch zu rechnen.
"Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich zeigen möchte, dass man auch ohne reiche Eltern, großes Netzwerk oder berühmten Namen politische und unternehmerische Verantwortung übernehmen kann", versucht Hannes Koza seine Beweggründe, "Macht ohne Erbe", zu schreiben, exklusiv gegenüber oe24 darzulegen. Über viele Jahre habe er erlebt, "wie schwer es ist, sich als Underdog gegen eingefahrene Strukturen durchzusetzen – und wie sehr Mut, Strategie und Durchhaltevermögen dennoch den Unterschied machen können." Sich selbst zu verletzten, um an Sympathiewerten zu gewinnen - und das als Bürgermeister, seine seinerzeitige Tat, die ihm das Amt gekostet hat - bezeichnet er heute als "schwachsinnige Tat".
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"Selbstverliebte Hybris" wird ihm vorgeworfen. "Umstritten" ist bei ihm noch ein Hilfsausdruck: Wie begegnet er den Vorwürfen? - denn: Hannes Koza bezeichnet sich als "Selfmade-Bürgermeister". Diesen Freitag kommt das Buch "Macht ohne Erbe" heraus - oe24 hat Hannes Koza exklusiv ein Interview gegeben.
Gleichzeitig wolle er, so sagte er oe24, "meine eigenen Fehler, Brüche und den tiefen Fall nicht verdrängen, sondern einordnen und daraus lernen. Das Buch ist mein Versuch, diese Erfahrungen so aufzuschreiben, dass andere daraus Nutzen ziehen können – als Ermutigung, aber auch als Warnung vor bestimmten Mustern." Die offizielle Präsentation findet am 5.12. um 19 Uhr beim Schlossheurigen in Vösendorf statt.
Er bezeichnet sich selbst als "Selfmade-Bürgermeister"
In "Macht ohne Erbe – wie du als Bauer König werden kannst“ geht es darum, wie Menschen ohne Startvorteile sichtbar, wirksam und erfolgreich werden können. Es ist ein machtstrategischer Ratgeber, der zeigt, wie man Mehrheiten gewinnt, koalitionsfähig bleibt und trotzdem seine eigene Linie nicht verliert – in Politik, Unternehmen und im eigenen Leben. Das Buch verbindet Kozas persönlichen Erfahrungen als Unternehmer und "Selfmade-Bürgermeister" mit zeitlosen Strategien von Denkern wie Machiavelli, Sun Tzu und Robert Greene. Anhand von Beispielen aus Kommunalpolitik, Wirtschaft und Popkultur – vom Schachbrett bis zu Star Wars Anspielungen – erklärt er, wie Dynamiken von Loyalität, Intrige, Vertrauen und Macht in der Praxis funktionieren. "Zugleich beschreibe ich offen, warum auf meinen Aufstieg ein tiefer Fall folgte und welche inneren und äußeren Faktoren dazu beigetragen haben. Wer das Buch liest, bekommt daher keinen Heldenmythos, sondern einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen: Was macht stark, was macht blind – und wie schützt man sich, damit Erfolg nicht die eigene Persönlichkeit frisst."
Wie begegnet er aber dem Vorwurf der "selbstverliebten Hybris"? Dazu Koza in seinen eigenen Worten: "Spannend finde ich, dass gesellschaftlich ständig gepredigt wird, man müsse sich selbst lieben und akzeptieren, um anderen wirklich begegnen zu können. Sobald jemand dann sichtbar zu sich steht, klare Grenzen zieht und Verantwortung für das eigene Leben übernimmt, wird das schnell als 'Hybris‘ oder 'Narzissmus‘ etikettiert. Für mich ist der Unterschied entscheidend: Gesunde Selbstachtung braucht keine Bewunderung, sie macht im Gegenteil erst fähig, Verantwortung für andere zu übernehmen – Narzissmus hingegen fehlt genau diese Empathie."
"Man muss die Vösendorfer lieben"
Ein starker Merksatz in Richtung seiner Kritiker lauter: "Man muss die Vösendorfer kennen und lieben, um erfolgreich zu sein. Eine Vervierfachung meiner Wähler, spricht wohl dafür, dass ich das habe. Und desto mehr man von einer Personengruppe geliebt wird, desto mehr steigt der Hass bei den anderen. Das ist der Teufelskreis, wenn man eine polarisierende Person ist, wie ich. Und nach meinem Wahlsieg im Mai 2024 hat der Hass und der Vernichtungsfeldzug gegen mich erst so richtig begonnen, was in meinem psychischen Zusammenbruch und der schwachsinnigen Tat geendet hat."
Wir erinnern uns: Im Februar 2025 sorgte ein angeblicher Angriff auf Vösendorfs Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP) für Aufsehen. Bald schon stellte sich allerdings heraus: Die Geschichte war frei erfunden.
Zentrale Sätze der Reue
Lassen wir Koza länger zu Wort kommen: "Die inszenierte Attacke war ein schwerer Fehler, den ich heute klar benenne und nicht relativiere. Ich habe viele Menschen verletzt, Vertrauen zerstört und letztlich mein Lebenswerk zerstört – das bereue ich, weil Verantwortung immer auch bedeutet, Schwäche rechtzeitig zuzugeben, statt sie zu überspielen. Dazu war ich zu stolz. Aus heutiger Sicht hätte ich viel früher Hilfe annehmen und offen über den Druck sprechen müssen, statt eine falsche Geschichte zu erfinden. Das Buch steht genau an diesem Punkt: Es beschreibt nicht nur, wie man nach oben kommt, sondern auch, wie gefährlich es ist, wenn man unterwegs die eigenen Grenzen ignoriert und sich von Feindbildern treiben lässt."
Zurück zum Buch
Mit seinem Buch möchte er drei Gruppen erreichen: junge Politikerinnen und Politiker, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie alle, die sich als Außenseiter fühlen und trotzdem etwas gestalten wollen. "Ihnen möchte ich Werkzeuge in die Hand geben, wie man sich gegen verkrustete Systeme behauptet, ohne selbst zynisch oder korrupt zu werden", so Koza. Außerdem sei es ein Angebot zur Einordnung seiner eigenen Geschichte. "Wer nur Medienberichte kennt, sieht meist nur die Skandal-Schlagzeile – im Buch zeige ich, wie es dazu kam, welche Fehler ich mir anrechne und welche strukturellen Probleme dahinterstehen."
Knackiger Merksatz
Wenn sich Leser nur einen Satz merken möchten, dann diesen: "Du brauchst kein Erbe, aber du brauchst Charakter.“ Erfolg ohne innere Haltung sei immer nur geliehen – "früher oder später holt dich ein nicht bearbeiteter Fehler ein, egal wie hoch du gestiegen bist. Für den Alltag heißt das: Arbeite härter an dir selbst als an deinem Image. Macht, Geld oder Titel können jederzeit weg sein, aber wie du Menschen behandelst und wie du mit deinen eigenen Fehlentscheidungen umgehst, bleibt als Bilanz deiner Persönlichkeit."
Und? Möchte er weitere Bücher schreiben? Ja, das möchte er - "sowohl zu politischer Führung auf kommunaler Ebene als auch zu unternehmerischen Strategien für Menschen ohne Startvorteil. Schreiben ist für mich ein Weg, Erfahrungen zu sortieren und Wissen weiterzugeben, das sonst in Aktenordnern oder Wahlstatistiken verschwinden würde." In zwei bis fünf Jahren sehe ich mich weniger in der ersten politischen Reihe, sondern als jemand, der Menschen beim Aufbau ihrer eigenen Projekte begleitet: durch Bücher, Workshops und Beratung. Mein Plan ist, meine unternehmerische Erfahrung mit politischer Praxis zu verbinden und so eine Stimme für all jene zu sein, die Verantwortung übernehmen wollen, ohne Teil eines Apparats zu werden."
Viel Glück für weiteren Lebensweg
Und schließlich bleibt die Frage: Wie möchte er von seinen Mitmenschen gesehen werden: "Wenn ich es mir wünschen könnte, würden mich Ihre Leser als jemanden wahrnehmen, der aus eigenen Fehlern gelernt hat und trotzdem nicht zum Zyniker geworden ist. Als Selfmade-Bürgermeister, der gezeigt hat, dass auch ein 'Bauer' am politischen Schachbrett König werden kann – und der zugleich offen zugibt, wo er sich selbst überschätzt hat." Wie möchte er in Erinnerung bleiben? "Charakterlich möchte ich als mutig, lernfähig und loyal gelten. Mutig, weil ich Verantwortung übernommen habe, lernfähig, weil ich aus meinem tiefen Fall Konsequenzen ziehe, und loyal, weil ich gerade in schwierigen Zeiten zu meiner Gemeinde, meinen Mitarbeitern und meiner Familie stehe."
Hannes Kozas Wort in Gottes Ohr - wir wünschen ihm für seinen weiteren Lebensweg viel Glück!
Und so beschreibt sich - abschließend - Hannes Koza in seinen eigenen Worten: "Portrait Selfmade-Bürgermeister, Unternehmer und Entfant Terrible der österreichischen Lokalpolitik. Schon mit 16 Jahren begann er unternehmerisch zu handeln, gründete mit 22 das erste Unternehmen und verwandelte den alten Nebenerwerbs- Weinbau- und Heurigenbetrieb der Großmutter in zwei blühende Lokale mit ca. 20 Mitarbeitern. Als Selfmade-Bürgermeister gelang ihm eine politische Ausnahmeleistung: Trotz teilweise offenem Widerstand aus den eigenen Reihen und einer ÖVP-Kernwählerschaft von unter 20 Prozent formte er aus eigener Kraft eine starke, vielfältige Bewegung. Die absolute Mehrheit bei der Bürgermeisterwahl und die Vervierfachung der Wählerschaft innerhalb von zehn Jahren, in einer Gemeinde in der seit 100 Jahren die SPÖ absolut regiert hat, zeugen von seiner Überzeugungsarbeit und Führungsstärke. Doch der Wandel rief erheblichen Gegenwind hervor. Juristische und persönliche Angriffe gegen Familie und Unternehmen trugen zu einer dauerhaften Belastung bei, die schließlich in einen psychischen Zusammenbruch und eine folgende schwere Kurzschlusshandlung mündete, woraufhin er zurücktrat.Wer ihn heute recherchiert, stößt häufig auf verzerrte oder einseitige Medienberichte. Dieses Buch zeigt die wahre Geschichte hinter den Schlagzeilen – über Unternehmergeist, politische Vernetzung und den schwierigen Umgang mit Vorurteilen und Widerstand."