"Die Gemeinderatssitzung ist geschlagen und wir stehen jetzt an einem schwierigen Punkt", formuliert Andreas Vass von "für Bauten in Not" den Status quo in Ternitz. Kommt die Notunterschutzstellung des Kulturgutes "Turm" in Verbindung mit dem Becken? Ein fauler Kompromiss bahnt sich an.
Ein Turm ohne Becken?, so lässt sich trefflich fragen: Wo springt man dann hin?
Die gestrige Gemeinderatssitzung in Ternitz brachte abends gewissermaßen ein Patt. Dazu Andreas Vass von "für Bauten in Not": "Nach direkten Informationen aus der Sitzung wurde ein fataler Kompromiss beschlossen, mit dem man meint, das Gesicht zu wahren, sich in Wirklichkeit aber gefährlich dem 'Ende der Salami' nähert. Die Salamitaktik hat schon in den vergangenen Jahrzehnten vom Parkbad bis auf den Turm und das Becken nichts übriggelassen. Nun folgt der nächste, letzte Schritt vor dem endgültigen Aus."
Fatalismus ist angesagt
In der Ansicht der Denkmalschützer sei die Lage sogar "noch schllimmer": "Wenn Turm und Becken bisher eine funktionale und architektonische Einheit darstellten, soll jetzt auch diese Einheit zerschlagen werden. Der Turm soll anscheinend noch eine 'Gnadenfrist' bekommen - aber ohne Becken. Konkret soll der Unterbau des Turms - also genau eine Schmalseite des Beckens - mit dem Turm erhalten bleiben, alles andere aber verschwinden. Kein Becken mehr mit den spektakulären Unterwasserfenstern. Keine Plattform, die als oberste Ebene der Anlage den Turm tragen sollte. Kein Wasser, kein Sprungturm mehr - ein Turm." Vass stellt die zentrale Frage: "Ob der Turm isoliert auch nur als Zeichen für das Bad taugen kann, ist fraglich."
Diskutierte ad-hoc-Ideen für künftige Funktionen dieses Fragments seien nicht nur" fraglich sondern teilweise geradezu ein Anschlag auf Roland Rainers Architektur." Roland Rainer zählt zu den wichtigsten Köpfen der Nachkriegs-Architektur, verewigt hat er sich etwas mit der Stadthalle in Wien. "Kann man sich vielleicht noch vorstellen, Teile des Turms Kletterern als Übungsgerät zur Verfügung zu stellen, so dürfte eine kolportierte 'Sky-Lounge' doch eher dem Reich der Fantasy-Serien entsprungen sein und wäre dann der endgültige Untergang von Rainers Architektur im Parkbad", so Vass.
Doch damit geben sich die Denkmalschützer nicht zufrieden
Einige werden jetzt denken: Na immerhin - ein Teilerfolg! "Ja, einer, der eine architektonische Einheit teilt", widerspricht Vass. "Und das heißt: Eine Zerstörung, zumindest, wenn es um ein Denkmal geht." Pikant an der Sache: das Denkmalschutz hat sich (noch) nicht dazu durchringen können, das Gesamtbauwerk - eben: Turm UND Becken - in Ternitz Schutzwürdigkeit zuzuerkennen.
Es wird knapp
Die Bagger stehen dem Vernehmen nach schon bereit. Mit Stand Redaktionsschluss müsste schon eine Notunterschutzstellung von Turm und Becken erfolgen. Vass: "Und sie läge auf der Linie der Begutachtung des BDA, die nur dem Bad als Ganzem, nicht aber diesen einzigen im Originalzustand erhaltenen Teilen die Schutzwürdigkeit abgesprochen hat. Eine Teilunterschutzstellung wäre das im Denkmalschutzgesetz genau für diese Fälle vorgesehene Instrument, das die Notunterschutzstellung langfristig absichern müsste."
Laut dem Verein "für Bauten in Not" läge dies "in der Hand des BDA, konkret von Dr. Paul Mahringer, der allein nach fachlichen Kriterien über die Berechtigung und Notwendigkeit einer Notunterschutzstellung zu entscheiden hätte. Die Rechtsabteilung müsste diese Notunterschutzstellung erteilen. Der Präsident und die Leiterin der Fachabteilung wären involviert, der Landeskonservator, würde nach meinen Informationen eine Unterschutzstellung begrüßen."
Hoffen wir das Beste - wir werden berichten, wie es weitergeht.
Aktueller Stand um Dienstag, 11.11., 12 Uhr
Beim Sondergemeinderat wurde entschieden, den geplanten Abriss des legendären Sprungturms im Freibad zu verhindern. Nach Protesten der Vereinigung "Bauten in Not“ und aus der Bevölkerung wird der Turm des renommierten Architekten Roland Rainer als Denkmal erhalten bleiben, das Becken kommt aber weg und weicht einer Freizeitanlage.