Am 16. November 2006 wurde Bert Nussbaumer im Irak entführt. Die Mutter und der Bruder des Opfers über ihre Hoffnung und Verzweiflung.
ÖSTERREICH: Genau vor einem Jahr wurde Ihr Sohn im Irak
entführt. Wie geht es Ihnen zum traurigen Jubiläum?
Maria
Nussbaumer: Nicht gut. Natürlich belastet mich der Jahrestag sehr, da
kommen alle Erinnerungen an die Entführung wieder hoch. Ich weiß auch nicht
mehr, was ich jetzt noch glauben soll nach den Berichten der letzten Zeit.
Bert Nussbaumer/ (C) ÖSTERREiCH/ Leitner
ÖSTERREICH: Und was sagt Ihnen Ihr Gefühl als Mutter?
Maria:
Dass er irgendwann wieder nach Hause kommt. Diese Hoffnung ist mein Halt.
Nur wann? Ich habe viele schlaflose Nächte verbracht. Im Moment fühle ich
mich sehr traurig, weil es keine Nachricht von Bert gibt. Dass man nicht
anrufen und fragen kann: Wie geht es dir? Was machst du? Diese Ungewissheit
ist kaum zu ertragen.
Franz Nussbaumer: Die erste Erleichterung
war das Video im Jänner. Da hatten wir etwas in der Hand. Aber jetzt frage
ich mich, was die Entführer wollen. Wenn Sie Bert umbringen wollten, hätten
sie das doch beim Überfall getan und kein Video aufgenommen.
ÖSTERREICH:
Wenn Sie die Gelegenheit hätten, was würden Sie den Entführern sagen?
Maria:
Lasst endlich meinen Sohn frei. Und natürlich auch die anderen Geiseln.
Wisst ihr, was ihr den Familien antut? Wisst ihr, was wir durchmachen?
ÖSTERREICH:
Wie werden Sie den Jahrestag verbringen?
Maria: Ich weiß es noch
nicht. Ich habe mir freigenommen. Vielleicht liege ich den ganzen Tag im
Bett und lese. Oder ich weine den halben Tag. Ich kann es wirklich noch
nicht sagen.
ÖSTERREICH: Was werden Sie machen, wenn er
wieder nach Hause kommt?
Maria: Ich habe oft versucht, es mir
auszumalen. Aber Hauptsache ist doch: Er ist wieder bei mir.
Franz:
Auf ein Bier werde ich mit ihm gehen.
ÖSTERREICH: Ist für
seine Rückkehr alles vorbereitet?
Maria: Sein Zimmer sieht
noch so aus wie vor seiner Abreise und sein Bett ist ständig überzogen.
ÖSTERREICH:
Wie ist Bert ursprünglich auf die Idee mit dem Irak gekommen?
Franz:
Er hatte schon lange vor, im privaten Sicherheitsbereich zu arbeiten. Der
Irak hat sich ergeben, weil es dort viele Sicherheitsfirmen gibt.
ÖSTERREICH:
Hätten Sie ihn davon abbringen können?
Maria: Nein, er
ist ein erwachsener Mann. Aber natürlich war ich nicht begeistert.
ÖSTERREICH:
Wann hatten Sie zuletzt Kontakt mit Bert?
Maria: Etwa eine Woche
vor seiner Entführung haben wir das letzte Mal telefoniert. Als ich dann
nichts von ihm hörte, wollte ich ihn anrufen. Aber da kam mir die Meldung im
Radio zuvor.
ÖSTERREICH: Sie haben aus dem Radio von seiner
Entführung erfahren?
Maria: Ich habe wie jeden Tag den Radio
eingeschaltet. Die erste Meldung war, dass ein Österreicher im Irak entführt
wurde. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch gebetet: Lass es bloß nicht Bert sein.
Franz:
Gegen Mittag wurde zum ersten Mal die betroffene Firma genannt. Ich habe
unten angerufen und man bestätigte mir, dass mein Bruder entführt wurde.
Maria:
Dann hat er’s mir gesagt, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Und
eigentlich geht es mir bis heute so.