Das Unternehmen Tiger Lacke reagiert auf Spitzel-Vorwürfe und speist sie als Racheakt eines entlassenen EDV-Leiters ab.
Vorwürfe wiegen schwer
Die Unternehmensleitung der Welser
Firma Tiger Lacke ist nach den Enthüllungen am Wochenende enorm unter Druck
geraten.
Versteckte Kameras, die über Jahre liefen und die
Aufzeichnungen ausgewertet haben sollen, automatische E-Mail-Weiterleitung
an die Geschäftsführung, Krankenstands-Ranking, mit dem Druck auf
Mitarbeiter ausgeübt wurde. Jetzt wehrt sich die Unternehmensleitung und
versucht auf einer dreiseitigen Presseerklärung, die Vorgänge in der Firma,
die in Wels rund 400, weltweit 805 Mitarbeiter beschäftigt, aufzuklären. Für
gestern Abend wurde auch kurzfristig eine Betriebsversammlung einberufen, in
der die Mitarbeiter informiert werden sollten. Am Donnerstag wird die
Gewerkschaft GPA mit dem Betriebsrat über eventuelle Konsequenzen beraten.
Racheakt eines Mitarbeiters
Für die Geschäftsführung sind die
Spitzelvorwürfe bislang unbekannter Ausmaße in Oberösterreich schlichtweg
ein Racheakt eines gekündigten EDV-Leiters, der „ihm eingeräumte Befugnisse
und das besondere Vertrauensverhältnis missbraucht“ hätte. Die Kameras seien
im Jahr 2003 installiert worden, weil der Verdacht bestand, dass bis zu 5 %
der Produktion von Pulverlacken entwendet würde – was sich letztendlich als
Buchhaltungsfehler entpuppte. Nach wenigen Monaten seien die Kameras
demontiert worden.Die E-Mail-Weiterleitung betreffe nur den Geschäftsführer
einer Tochtergesellschaft, der einen Unternehmensteil abspalten wollte und
entlassen wurde. Das Krankenstands-Ranking gebe es nur zum Abgleich mit der
Krankenkasse.Seit April 2008 sei das Unternehmen ohnehin aktiv mit der
„Erhebung des datenschutzrechtlichen und arbeitsrechtlichen Handlungsbedarfs
befasst. Unter anderem stünden Betriebsvereinbarungen kurz vor dem
Abschluss.
Ex-Mitarbeiter: „Das ist nur Spitze des Eisbergs“
Indes
meldete sich gestern ein ehemaliger, langjähriger Mitarbeiter der Firma
Tiger bei ÖSTERREICH, der die geschilderten Vorgänge nicht nur bestätigte,
sondern dabei „von der Spitze des Eisbergs“ sprach. Unter anderem sei auch
er nach mehrfachem Krankenstand „gemobbt“ worden.