Mysteriöses Attentat auf die Polizei von St. Johann im Pongau. Ein Unbekannter hat bereits Mitte Februar eine Kabeltrommel vor der Inspektion abgestellt. Diese Trommel ist jetzt explodiert.
Auf die Polizeiinspektion St. Johann im Pongau ist ein mysteriöser Sprengstoffanschlag verübt worden: Bereits Mitte Februar hatte ein unbekannter Täter vor der Eingangstüre des Wachzimmers auf dem Gehsteig eine Kabeltrommel abgestellt. Als am vergangenen Samstag ein Beamter in der Garage der Inspektion die Trommel ansteckte, kam es zu einer Explosion. Der Polizist wurde dabei verletzt.
Noch kein Verdacht
Bezüglich des Hintergrunds des Anschlages
tappt die Polizei noch im Dunkeln. Zurzeit gebe es noch keinen Verdacht auf
eine bestimmte Person, erklärte am Nachmittag die Pressesprecherin Karin
Temel. Die Polizei geht von einem kriminellen Akt "im lokalen Bereich"
aus, ein politisches Motiv wird nicht angenommen. Der betroffene Beamte
wurde an der Hand und an den Ohren schwer verletzt, er liegt im Krankenhaus.
"Es war eine äußert heimtückische Vorgangsweise."
Rätselraten
herrscht auch darüber, ob es sich möglicherweise um einen Racheakt gegen die
Polizeiinspektion St. Johann gehandelt hat. Die Kabeltrommel war sechs
Wochen lang im Vorhaus des Erdgeschoßes gestanden, wo sich auch eine Wohnung
befindet. Die Dienststelle ist aber nicht im Erdgeschoß, sondern im ersten
Stock des Hauses untergebracht. Obwohl für die Ermittler ein Anschlag auf
die Polizei nahe liegend sei, könne ein Anschlag auf die Bewohner nicht
dezidiert ausgeschlossen werden, sagte Temel.
6 Wochen lang im Vorhaus
Bei der Kabeltrommel handelte es sich
um ein herkömmliches Produkt. Nach den bisherigen Ermittlungsergebnissen hat
ein Polizist die Kabeltrommel, die vor der Eingangstüre des Hauses
abgestellt war, in der Nacht auf 12. Februar im Vorhaus deponiert. Er hatte
angenommen, dass Arbeiter, die an der Renovierung der Polizeiinspektion
beschäftigt waren, die Trommel vergessen haben. Darauf hin ist die Trommel
sechs Wochen lang niemandem aufgefallen.
Sprengvorrichtung entzündet
Vergangenen Samstag wollte das
spätere Opfer am Nachmittag ein in der Garage abgestelltes Dienstfahrzeug
mit einem Staubsauger reinigen. Weil er die diensteigene Kabeltrommel nicht
finden konnte, nahm er die Kabeltrommel aus dem Vorhaus und steckte sie in
der Garage an. Durch die Stromzufuhr entzündete sich die eingebaute
Sprengvorrichtung und verletzte den Beamten. Ein zweiter Polizist, der sich
in unmittelbarer Nähe aufhielt, blieb unverletzt.
Die Steckdose an der sich die Geschichte entzündete (c) APA/Neumayr
Weitere Untersuchungen
Um welchen Sprengstoff es sich gehandelt
hat, wird erst nach Abschluss der kriminaltechnischen Untersuchungen
bekanntgegeben, hieß es. Es seien zahlreiche Spuren aufgenommen worden, "auch
DNA-Spuren auf dem Kabel, die molekular-genetisch untersucht werden",
sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Barbara Feichtinger. Aus
kriminaltaktischen Gründen und aus Gründen des Opferschutzes gaben die
Pressesprecherinnen keine weiteren Details bekannt.
Hinweise erbeten
Die Polizei ersucht die Bevölkerung um
zweckdienliche Hinweise an das Landespolizeikommando, Telefonnummer
059133/503333, oder an jede Polizeidienststelle.