Sollte nach Georgien

Wie Fall Arigona: Sarkis taucht unter

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Wieder ein Asyldrama in Oberösterreich: Wie Arigona verschwand der 15-jährige Sarkis spurlos, um seiner Abschiebung zu entgehen.

Aufregung um den Einsatz der Fremdenpolizei bei der Abschiebung einer Asylfamilien in Oberösterreich: Bei der Suche nach einem verschwundenen Burschen, der mit seiner georgischen Familie außer Landes verfrachtet werden sollte, stürmten die Beamten sogar das Schlafzimmer einer 15-jährigen Nachbars¬tochter im beschaulichen Salzkammergut-Dorf Wildenhag und durchwühlten ihren Kleiderschrank. Letztendlich wurde die sechsköpfige Familie Muradov ins Flugzeug Richtung Georgien gesetzt – ohne den ältesten Sohn Sarkis (15).

Das Asyldrama weist viele Parallelen zum Fall Arigona Zogaj auf: Sarkis ist wie die damals 15-Jährige im Jahr 2007 schon seit Montag spurlos verschwunden. „Er hat sicher extreme Angst“, weiß Nachbarin Irmgard Neusser-Harringer. Sie ist empört, dass die Polizei einfach (durch eine unversperrte Tür) ins Haus gestürmt ist, ihre Tochter aufgeweckt und das Haus durchsucht hat.

Familie lebte sechs Jahre gut integriert in Österreich
Tochter Selina war allein daheim, weil sie krank war, die Eltern waren in der Arbeit. Sie schreckte hoch, als Polizisten in ihr Zimmer polterten und sie anherrschten: „Wo ist Sarkis?“ Auf die Beschwerde über den Polizeieinsatz bekam die Familie folgendes Antwortschreiben: „Es wurden keine Türen aufgebrochen oder sonstige Sachen beschädigt. Die Durchsuchung erfolgte über mündlichen Auftrag der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck.“

Das Ehepaar Aram und Ida Muradov lebte mit seinen fünf Kindern Sarkis (15), Liudmila (14), Lisa (10), Maria (4) und Tigran (2) knapp sechs Jahre in Oberösterreich. Die jüngsten Kinder sind sogar hier geboren. Die Familie hatte sich gut integriert: Sarkis, Liudmila und Lisa engagierten sich in der Feuerwehr. Sarkis hatte die Zusage für eine Lehrstelle bei einem Bäcker, konnte sie nach seinem Poly-Abschluss jedoch nicht antreten, weil er keine Arbeitsbewilligung bekam.

Zurück nach Georgien
Die Asylanträge der Familie gingen durch alle Instanzen und wurden abgelehnt. Am Montag hieß es: Zurück nach Georgien. Hier stehen die Muradovs vor dem Nichts. Deshalb hat die Nachbarsfamilie Neusser-Harringer ein Spendenkonto bei der Sparkasse Frankenmarkt (BLZ: 20306, Kontonummer: 4010997) eingerichtet. Die Hilfsbereitschaft vertreibt jedoch nicht die Sorge um den verschwundenen Sarkis.

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