Wien

Frau von Handwerker vergewaltigt: Prozess

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 47-jähriger Beschuldigter spricht von "einvernehmlichen Rollenspiel".

In ihrer eigenen Wohnung soll im vergangenen Herbst eine 47-jährige Frau von einem Handwerker vergewaltigt worden sein, den sie mit Malerarbeiten beauftragt hatte. Der 31-Jährige sprach am Dienstag beim Prozessauftakt im Straflandesgericht von einem einvernehmlichen "Rollenspiel". Die Frau habe "Vergewaltigungsfantasien" gehabt, er habe sich darauf eingelassen. Am 8. Mai wird weiterverhandelt.

Der Beschäftigungslose, der eigenen Angaben zufolge als "Pfuscher" bis zu 5.000 Euro monatlich verdiente, hatte im September damit begonnen, die Wohnung der Pharmareferentin auszumalen. Zu Halloween läutete er gegen 20.00 Uhr an ihrer Tür in Wien-Hietzing, wobei er sich laut Anklage zum Schein erkundigte, ob die Wände schon trocken seien.

Mit Gaspistole zu Sex gezwungen

In der Wohnung soll er dann eine Gaspistole gezückt, der Frau die Waffe an den Hinterkopf gedrückt und diese gefesselt und geknebelt haben. Anschließend wurde das wehrlose Opfer laut Staatsanwalt Gerd Hermann mehrfach vergewaltigt. Danach soll der Mann die 47-Jährige noch gezwungen haben, ihn zwei Mal zu einem nahe gelegenen Bankomaten zu begleiten, wobei sie mit ihrer Bankomat-Karte insgesamt 3.260 Euro behob, die er sich aneignete.

In seiner ausführlichen Einvernahme wies der Angeklagte diese Darstellung zurück: "Sie hat gesagt, sie hat Vergewaltigungsfantasien, hat sich aber noch nicht mit jemandem drüber getraut." Bei einem vorangegangenen Besuch am 26. Oktober, bei dem es schon zu sexuellen Handlungen gekommen sei, habe sie ihn gefragt, "ob ich mich dazu bereit erklären würde, weil sie gemerkt hat, dass ich recht einfühlsam bin und nicht brutal unterwegs bin". Er habe eingewilligt: "Ich bin offen für Neues. Ich hab' mir gedacht 'Warum nicht?'"

Angeklagter: "Bin über das Ziel hinausgeschossen"

Als Termin für das "Rollenspiel" habe die Frau mit der Erklärung "Halloween ist ein recht gruseliger Zeitpunkt, das würde gut passen" den Abend des 31. Oktober vorgeschlagen, behauptete der 31-Jährige. Es habe dann wie vereinbart stattgefunden - mit einer Einschränkung, wie der Angeklagte einräumte: "Ich hab' ihr den BH, die Hose und die Unterhose zerschnitten. Das war nicht ausgemacht. Da bin ich ein bissl über das Ziel hinausgeschossen."

Nach 20 Minuten habe er "das Spiel" auf ihren Wunsch beendet: "Sie hat gesagt, an Hunger kriegt's a schon." Man habe sich auf die Couch gesetzt und den Sex besprochen, wobei sie ein Toastbrot mit Schinken verzehrt habe: "Sie hat gesagt, es war okay, aber dass sie es nicht jeden Tag haben muss."

Das Geld habe ihm die 47-Jährige freiwillig geborgt, behauptete der angeklagte "Pfuscher". Er sei verschuldet gewesen, habe gewusst, dass sie gut verdiente und Ersparnisse hatte und sie daher gebeten, ob sie ihm etwas borgen könne. Da sei sie mit ihm zum Bankomaten gegangen und - weil das Limit mit dem ersten Abheben erschöpft war - nach Mitternacht noch ein zweites Mal.

Hinsichtlich der Rückzahlung habe er mit der 47-Jährigen eine Ratenvereinbarung getroffen. Am Ende des Treffens habe die Frau "eine Flasche Rotwein aufgemacht", er habe ihr noch "ein Bussl links, einer rechts auffidruckt" und sich "für alles bedankt" und sei dann gegangen.

Auf die Frage der vorsitzenden Richterin, weshalb die 47-Jährige am nächsten Tag zur Polizei gegangen sei und ihn angezeigt habe, erwiderte der 31-Jährige: "Ich kann mir nur vorstellen, dass sie nachgedacht hat. Sie hat sich vielleicht geniert, dass sie das mit einem Menschen wie mir durchgeführt hat". Er sei "ja nicht der Schönste", bemerkte der Mann.

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