Bei Klima-Demo in Wien

Nächstes Schock-Video: Aktivist fast von Polizei überrollt

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In letzter Sekunde ziehen die Beamten den Kopf des Fixierten zurück.

Die mutmaßliche Polizeigewalt bei der Räumung einer Blockade durch Klimaaktivisten am Freitag in Wien zieht immer weitere Kreise. Am Montag wurde auf Twitter ein weiteres Video veröffentlicht, bei dem die Festnahme eines Aktivisten zu sehen ist. Sein Name ist Anselm Schindler. Er lag von zwei Beamten fixiert am Boden, als der Kopf des Mannes beinahe von einem wegfahrenden Polizeiauto überrollt wurde.

Im letzten Moment konnten die Beamten den Fixierten nach oben reißen, durch die Menge geht ein Aufschrei, ist auf dem Video zu sehen.


 


 

"Ich habe alles nur noch verschwommen mitbekommen"

Doch dies bekam der deutsche Journalist und Buchautor laut eigenen Angaben nicht einmal mit. Im Gespräch mit ÖSTERREICH erklärt der 28-Jährige, dass er nicht einmal am Sitzstreik teilnahm. Er stand am Gehsteig und fotografierte die Szenen nur. Plötzlich sei ein Polizist auf ihn zugekommen und fragte ihn, was er hier mache, so Schindler. Als er sagte, dass er nur fotografiere und das ja wohl erlaubt sei, kam es zum Streit, ein Handgemenge war die Folge. "Sie haben mich gestoßen und zu Boden geschubst", erinnert er sich. Dann wurde er von den zwei Polizisten fixiert. "Es war eine Stresssituation. Ich habe alles nur noch verschwommen mitbekommen", so der Klimaaktivist. Danach ging es ab in die Zelle, die er erst am nächsten Tag um 7 Uhr morgens wieder verlassen durfte.

 

Aselm Schindler Sina Reisch
© Twitter
Die beiden Klima-Aktivisten Anselm Schindler und Sina Reisch
 

Anderem Aktivisten wurde eine Hand gebrochen

Nach der Veröffentlichung der Videos, die mutmaßliche Polizeigewalt gegen Klima-Aktivisten zeigen, hat sich am Montag auch ein weiterer verletzter Aktivist bei der APA gemeldet. Dem 35-Jährigen soll beim Wegtragen von dem bereits in den Innendienst versetzten Polizisten eine Hand gebrochen worden sein.

Im Krankenhaus sei ein Bruch des Mittelhandknochens der linken Hand diagnostiziert worden, sagte der Aktivist im Gespräch mit der APA. Laut seinen Angaben war er Teilnehmer der Sitzblockade am Freitag. Nachdem die Hälfte der Beteiligten bereits von den Beamten weggetragen worden war, sei er an der Reihe gewesen. Weil er gesehen hatte, dass andere zuvor bereits "unsanft weggebracht worden sind", habe er sich "aufrecht hingesetzt und die Arme um die Beine gelegt, damit ich halbwegs einfach wegzutragen bin", schilderte der Oberösterreicher.

"Den tragen wir nicht"

Der bereits aus dem Video bekannte Beamte habe dann zu seinem Kollegen sinngemäß gesagt, "den tragen wir nicht", er sei zu schwer. "Sie haben mich dann an den Armen genommen und die Hände nach innen gedrückt", sagte der 35-Jährige. Der betroffene Beamte habe seine Hand nicht nur umgebogen, sondern extra nachgedrückt. "Das hat höllisch wehgetan, ich hab' nur mehr geschrien", berichtete der Aktivist. Bei diesem "Schmerzgriff" habe ihm der Polizist die Hand gebrochen. Als er danach zum Sammelplatz gebracht wurde, "habe ich am ganzen Körper gezittert". Andere Demonstranten hätten ihn dann versorgt.

"Das war überhaupt nicht in Ordnung"

Ein weiterer Beamter habe ihn gefragt, ob er einen Krankenwagen brauche, und gemeint dass das, was sein Kollege gemacht habe, "überhaupt nicht in Ordnung" gewesen sei. Der Rettungsdienst wurde gerufen. Die Sanitäter hätten ihm dann beschieden, dass sie ihn ins Krankenhaus mitnehmen müssten und die Polizei habe ihm mitgeteilt, dass ihn ein Beamter begleiten werde, weshalb er die Überstellung ins Spital ablehnte. "Wenn ein Polizist beschuldigt wird, jemanden verletzt zu haben, wird sofort Gegenanzeige erstattet", sagte der 35-Jährige. Deshalb habe er die Aussage verweigert.

Verletzung durch unbekannt dokumentiert

Daraufhin sei eine Verletzung durch unbekannt dokumentiert worden. Der bereits bekannte Beamte habe seine verletzte Hand noch fotografiert. Auch hätte er ihn zuvor "suggestiv gefragt, ob ich verletzt bin, weil das kann ja nicht bei der Festnahme passiert sein, ich sei ja noch selbst gelaufen", erinnerte sich der 35-Jährige. Er sei dann ins Polizeianhaltezentrum gebracht und erst in der Nacht entlassen worden. Zurück in Oberösterreich habe er zunächst geschlafen und sich erst am Sonntag ins Krankenhaus begeben. Dort wurde der Bruch diagnostiziert, drei Wochen muss der Mann einen Gips tragen.

Der 35-Jährige ließ im Gespräch mit der APA zunächst noch offen, ob er den Polizisten anzeigen wird. Zunächst möchte er sich juristisch beraten lassen.

Die Polizei hatte von dem Fall noch keine Kenntnisse. Falls sie Informationen erhalten sollte, werden die Vorwürfe jedenfalls in die Ermittlungen des Referats für besondere Ermittlungen einfließen, hieß es seitens der Wiener Polizei.

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