Königin Mathilde von Belgien und Bundespräsident Alexander Van der Bellen eröffnen gemeinsam die Michaelina Wautier-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum.
Am Montagnachmittag hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Mathilde, Königin der Belgier, die große Herbstausstellung des Kunsthistorischen Museums feierlich eröffnet. Die große Herbstausstellung im Kunsthistorischen Museum sind die meisten der heute bekannten Werke der flämischen Barockmalerin Michaelina Wautier, die lange vergessen war.
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Das Kunsthistorische Museum in Wien hat sich nicht zuletzt der Erkundung des weiten Kosmos der flämischen Malerei verschrieben. Da ist es nur folgerichtig, dass die erste Schau mit fast allen erhaltenen bekannten Werken der großen Unbekannten, Michaelina Wautier, im KHM stattfindet. Schließlich besitzt man weltweit den größten Bestand an Werken der Barockmalerin. 29 Gemälde, eine Zeichnung und eine Druckgrafik finden sich nun im Dialog mit Arbeiten von Rubens oder Van Dyck.
"War eine herausragende Künstlerin"
Van der Bellen sagt über die Ausstellung: "Die Kunstwerke von Michaelina Wautier wurden geschätzt, bewundert und von hochangesehenen Sammlern erworben. Sie war eine herausragende Künstlerin. Dennoch wissen wir sehr wenig über sie – leider ist das bei vielen bedeutenden Frauen vergangener Jahrhunderte ähnlich. Umso mehr freut es mich, dass das Kunsthistorische Museum Michaelina Wautier nun sichtbar macht und wir ihre Werke heute erleben können."
Die Königin der Belgier ist sehr erfreut: "Ich freue mich sehr, dass die internationale und österreichische Öffentlichkeit endlich diese außergewöhnliche Künstlerin entdecken kann, die aus unserem Land stammt und viel zu lange unbekannt geblieben ist. Es ist eine Freude und Ehre für Belgien, dass eine seiner talentiertesten Frauen in einem so berühmten Museum so wunderschön präsentiert wird."
Die große Unbekannte
In der großen Herbstausstellung zeige man nur unstrittige Werke der Malerin, von der momentan lediglich 35 bekannt seien, wie KHM-Generaldirektor Jonathan Fine bei der Präsentation der Schau unterstrich. Diese Zahl stelle aber mutmaßlich nur einen Bruchteil des Wautier-Œuvres dar. Genauer lässt sich dies allerdings nur schwer beziffern, ist das Leben der Künstlerin doch über weite Strecken ein weißes Blatt.
Auch wenn Habsburgs Statthalter Erzherzog Leopold Wilhelm in Brüssel ihre Werke sammelte, gibt es heute keine Zeugnisse aus Wautiers Hand - wenn man von der Signatur auf ihren Bildern absieht. Entsprechend wenig ist von der Barockmalerin bekannt, die rund um 1614 geboren sein dürfte und 1689 starb - und heute in zahlreichen Namensvarianten wie Woutiers bekannt ist.
Sie stammte aus dem wallonischen Teil des heutigen Belgiens und erarbeitete sich auch ohne eine formelle Ausbildung den Einzug in die künstlerischen Kreise am Habsburger-Hof in Brüssel. Gemeinsam mit ihrem ebenfalls malenden Bruder Charles Wautier lebte sie zusammen und teilte sich vermutlich auch ein Atelier.
Ein Leben aus den Bildern ableiten
"Wir müssen das Meiste über ihr Leben von ihren Bildern ableiten", zog Fine den Schluss. Und die sind in der Schau zahlreich vorhanden. Markant ist etwa, dass sich die Künstlerin anders als die meisten Geschlechtsgenossinnen ihrer Zeit, nicht auf Stillleben beschränkte, sondern lebendige Historiengemälde im starken Pinselstrich schuf - einer der Gründe, weshalb ihre Werke später oft Männern zugeschrieben wurden. Von welcher Monumentalität diese Arbeiten teils waren, verdeutlicht man nicht zuletzt mit einem Digitalprojekt zum "Triumph des Bacchus", der - im 18. Jahrhundert massiv beschnitten - nun mittels KI digital vervollständigt wird.
Zu den Hauptwerken des KHM wie dem "Bacchus" gesellen sich für die Ausstellung Leihgaben, so Wautiers Selbstporträt mit Malutensilien aus einer Privatsammlung oder ihre Serie "Die fünf Sinne" aus der Rose-Marie and Eijk Van Otterloo Collection, die erstmals vollständig in Europa zu sehen ist.
Dabei wird vor allem deutlich, wie eigenständig der Gestus der Malerin bei den Porträts ausfiel. Die fünf Burschen, die für je einen der Sinne stehen, zeigen den humorvollen und individuellen Blick der Künstlerin. Und auch das Porträt des Jesuitenpaters Martino Martini in chinesischem Hofgewand streicht die Eigenständigkeit des Abgebildeten heraus.
Klassische Comeback-Story
"Die Ausstrahlung ihrer Bilder ist am stärksten, wenn man sie live sieht", warb Fine für die Entdeckung der großen Unbekannten in den Hallen des KHM. Die belgische Kunsthistorikerin und Wautier-Expertin Katlijne Van der Stighelen zeigte sich zuversichtlich, dass die Künstlerin nach Jahren der Ignoranz nun bereit für den Durchbruch sei. "Die Antwort von Museumsmachern war in den vergangenen Jahren stets: Man kann keine Ausstellung über eine Künstlerin machen, die niemand kennt." Dies sei dank des KHM nun anders. Nicht zuletzt ist das Comeback von Michaelina Wautier schlichtweg auch eine gute Story.