Der Vorhabensbericht der Staatsanwaltschaft Wien liegt "seit einigen Wochen" vor.
Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Judo-Doppelolympiasieger Peter Seisenbacher, der im Verdacht des schweren sexuellen Missbrauchs von mehreren unmündigen Mädchen steht, sind abgeschlossen. Das gab die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien, Nina Bussek, am Montagnachmittag auf Anfrage der APA - Austria Presse Agentur bekannt. Für Seisenbacher gilt die Unschuldsvermutung.
Causa ist berichtspflichtig
"Ein Vorhabensbericht liegt seit einigen Wochen vor. Dieser wird nun von der Oberstaatsanwaltschaft und dem Justizministerium geprüft", sagte Bussek. Aufgrund der Prominenz des Verdächtigen - Seisenbacher holte im August 1984 als erster österreichischer Judoka in Los Angeles olympisches Gold und verteidigte im September 1988 in Seoul erfolgreich seinen Titel - ist diese Causa berichtspflichtig.
Das bedeutet, dass die weisungsgebundene Anklagebehörde ihre Ermittlungsergebnisse zunächst den übergeordneten Stellen präsentieren und sich ihr weiteres Vorgehen absegnen lassen muss. Ob in dem Vorhabensbericht eine Anklageerhebung oder die Einstellung des Verfahrens vorgeschlagen wird, ist nicht bekannt. Der Inhalt des Berichts unterliegt dem Amtsgeheimnis. Wie lange die Prüfung des Konvoluts dauern wird, vermochte Bussek nicht vorherzusagen.
Seit 2013 Ermittlungen
Die Staatsanwaltschaft Wien hatte seit Herbst 2013 gegen Seisenbacher ermittelt, weil er sich als Vereinstrainer Anfang der 2000er-Jahre in der Bundeshauptstadt angeblich an mindestens vier im Tatzeitraum minderjährigen Mädchen vergangen haben soll. Die strafrechtlichen Untersuchungen waren ins Laufen gekommen, nachdem Betroffene direkt an die Staatsanwaltschaft herangetreten waren. Die mittlerweile erwachsenen jungen Frauen belasteten dabei den 56-Jährigen dem Vernehmen nach teilweise massiv. Eine Betroffene soll sich zum Tatzeitpunkt noch im Volksschulalter befunden haben und damit deutlich unter 14 Jahre alt gewesen sein.
Seisenbacher und sein Rechtsvertreter haben sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert. Dass die Ermittlungen zweieinhalb Jahre in Anspruch nahmen, dürfte sich damit erklären, dass in diesem Fall die Glaubwürdigkeit der Zeuginnen besonders eingehend überprüft wurde. Eine der jungen Frauen soll nach dem von ihr behaupteten Missbrauch weiter Kontakt zu Seisenbacher bzw. dessen Familie gehalten haben.