Knalleffekt

Hypo zahlte Lösegeld für Ex-General

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„Völlig untypischer“ Kreditvertrag der Bank mit dem kroatischen Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec.

Im Zuge der Ermittlungen gegen Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer kommen immer brisantere Deals der Bank ans Licht. ÖSTERREICH liegt ein Akt vor, der im Zuge der Ermittlungen sichergestellt wurde: Es ist ein laut Ermittlern „völlig untypischer“ Kreditvertrag der Bank mit dem kroatischen Ex-General und Vize-Verteidigungsminister Vladimir Zagorec.

Fauler Kredit
Der Hintergrund: Im Februar 2004 wurde Tomislav Zagorec, der Sohn des in Ungnade gefallenen Militärs, entführt. Das Lösegeld wurde zum Großteil über einen 725.000-Euro-Kredit der Hypo aufgebracht. Günter Striedinger, der damals dafür zuständige Hypo-Vorstand, sagte noch im Februar 2010, dass das Geld zurückgezahlt wurde. Wie sich jetzt herausstellt, ist das unrichtig. Zagorec hat laut Ermittlern noch nicht einmal damit begonnen, die Schulden zurückzuzahlen. Der Kredit läuft bis 2024, die zur Sicherheit angegebene Liegenschaft ist nur einen Bruchteil der Kreditsumme wert. Den Schaden trägt die Bank und seit der Verstaatlichung der Steuerzahler.

Bemerkenswert:
Ex-Hypo-Vorstand Günter Striedinger hat nach wie vor Geschäftsbeziehungen zum engsten Zagorec-Umfeld. Geschäftsführer seiner kroatischen Tochterfirma Rubicon ist Zdenko Zrilić, ein ehemaliger Geschäftspartner von Zagorec.

Petzners Attacke Striedinger wollte dazu gegenüber ÖSTERREICH keine Stellungnahme abgeben. Er kommt allerdings auch von politischer Seite unter Druck: BZÖ-Abgeordneter Stefan Petzner zu den Verbindungen der Hypo zu Zagorec: „Dafür ist Striedinger verantwortlich – er hat die Balkangeschäfte eingefädelt.“

Der Skandal-Kreditakt wird nun von den Ermittlerteams penibel durchleuchtet. Intern bezeichnet man die Fakten als „unfassbar.“

Striedinger rechnet nicht mit einer Verhaftung. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Klagenfurt. Laufende Verhöre, dazwischen Entspannungspausen auf einer harten Pritsche mit Decken, deren Kratzigkeit man aus dem Präsenzdienst in den Kasernen kennt. Ein hartes Los für den Ex-Hypo-Banker, der sich in gediegener britischer Cottage-Haus-Atmosphäre am wohlsten fühlt. Von der Aussicht auf den Ulrichsberg aus seinem ehemaligen Chefbüro kann Kulterer derzeit nur träumen. Sein Blick fällt nun durch wenig gefällige Gitterstäbe auf Betonmauern.

Zellenleben
Neben Gesprächen mit den Ermittlern und seinem Anwalt bleibt dem Skandal-Banker nur der Small Talk mit seinem Zellenkollegen. Die ursprünglich geplante Zusammenlegung mit dem ebenfalls in U-Haft sitzenden AvW-Gründer Wolfgang Auer von Welsbach wurde abgeblasen.

Spaziergänge im Innenhof der Justizanstalt Klagenfurt soll Kulterer meiden – einerseits um nicht dem Gespött der Mithäftlinge ausgesetzt zu sein, andererseits um sich in Ruhe auf die Einvernahmen vorzubereiten.

Kulinarische Sparflamme
Nüchtern als Fleisch- oder Reisgericht bezeichnete Speisen werden aus der Gefängnisküche geliefert – zubereitet von Häftlingen. Kulterers Trost: Das Essen wird als durchwegs gut bezeichnet – sogar Gefängnisdirektor Peter Brevc verköstigt sich oftmals im eigenen Haus.

ÖSTERREICH: Warum verteidigen Sie Ex-Hypo-Boss Wolfgang Kulterer so vehement?
Stefan Petzner: Weil die bisher bekannten Vorwürfe völlig lächerlich sind. Ich war selbst nahe an den Fällen Styrian Spirit und Guggenbichler dran. Diese Causae rechtfertigen die U-Haft von Kulterer keinesfalls.
ÖSTERREICH: Wer trägt denn Schuld am Hypo-Debakel?
Petzner: Die Schieflage entstand durch die Bayern LB.
ÖSTERREICH: Wie schätzen Sie die Verbindungen im Fall Zagorec ein?
Petzner: Dafür ist Striedinger verantwortlich – er hat die Balkangeschäfte eingefädelt.

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