Die Pläne von ÖVP und FPÖ stoßen bei der vida auf große Gegenwehr.
ÖVP und FPÖ einigten sich bei ihren Koalitionsverhandlungen am Mittwoch auf eine Reihe von Maßnahmen im Wirtschaftsbereich. Unter anderem soll die lange Zeit zwischen SPÖ und ÖVP sowie unter den Sozialpartnern höchst umstrittene Arbeitszeitflexibilisierung kommen. Dabei soll es künftig auch die Möglichkeit eines 12-Stunden-Arbeitstags geben, wie es in einem ÖVP-FPÖ-Papier heißt.
Gewerkschaft hält von Plänen nichts
Bei der Gewerkschaft vida stoßen diese Pläne auf wenig Begeisterung. In einer Aussendung giftet der Vorsitzende des Fachbereichs Tourismus Berend Tusch gegen die Pläne. „Die künftige Regierung hält Schlafen wohl für Zeitverschwendung. Anders kann ich mir die geplante Verkürzung der Ruhezeit für Tourismusbeschäftigte nicht erklären“, sagt er.
„Gerade im Hotel- und Gastgewerbe, wo die Beschäftigten Höchstleistungen bringen und Stress und hohe Arbeitsbelastungen an der Tagesordnung stehen, sollen die dringend notwendigen Erholungsphasen zusammengekürzt werden. Das ist nichts anderes als eine Katastrophe für die rund 200.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Anschlag auf die Gesundheit der Menschen ist ein politischer Murks allererster Güteklasse“, ärgert sich der vida-Gewerkschafter.
Ruhezeit-Verkürzung sei ein "Irrweg"
Gerade die Ruhezeit-Verkürzung sei ein „Irrweg“. Die Belastungen – physisch und psychisch – setzen den Beschäftigten zu. „Viele arbeiten bis spät in die Nacht, müssen dann einen langen Heimweg zurücklegen und sollen in der Früh wieder bereit stehen - und das ohne adäquate Erholung. Neben der hohen Stressbelastung und den ungünstigen Arbeitszeiten kurbeln auch mangelnde Aufstiegschancen die Unzufriedenheit vieler MitarbeiterInnen weiter an.“ Diese Maßnahmen würden die Gesundheit der Beschäftigten gefährden. Kürzere Ruhephasen und längere Arbeitstage fördern die Unfallgefahr.
Das plant Türkis-Blau
Die "Neuregelung zur Flexibilisierung und Entbürokratisierung der Arbeitszeitgesetze (Arbeitszeitgesetz, Arbeitsruhegesetz)" sieht die Beibehaltung der gesetzlichen wöchentlichen Normalarbeitszeit vor. Kollektivvertragliche Regelungen der wöchentlichen Normalarbeitszeit bleiben unberührt, heißt es. Die Betriebsebene soll zugleich gestärkt werden.
Betriebe sollen im Einvernehmen mit dem Betriebsrat beziehungsweise, wenn es einen solchen nicht gibt, direkt mit dem Arbeitnehmer über eine Einzelvereinbarung mehr Möglichkeiten zur Gestaltung flexibler Arbeitszeiten erhalten. Weiters ist - bei gleichbleibendem Regelungsregime der Zuschläge - die Anhebung der Höchstgrenze der Arbeitszeit auf 12 Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich vorgesehen. Im Tourismus, in der Hotellerie oder Gastronomie soll die Ruhezeit für Betriebe mit geteilten Diensten von 11 auf maximal 8 Stunden verkürzt werden. Bei den Gewerkschaften dürften all diese Pläne auf Widerstand stoßen.