Telekom-Affäre

72.000 Euro für Ex-Minister Reichhold

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"Beratung" für Lobbyisten: Peter Hochegger zahlte an Mathias Reichhold.

Der nächste Politiker rutscht in den Telekom-Sumpf. Kurzzeit-Minister Mathias Reichhold kassierte 72.000 Euro von Lobbyisten Hochegger .

Laut News hat Ex-(Kurzzeit-)FP-Chef Ma­thias Reichhold kräftig mitgeschnitten. In der Buchhaltung von Hocheggers „Valora“ findet sich eine Rechnung an Reichhold vom 30. Dezember 2005, bezeichnet mit „Telekom-Beratung 11+12/05“. 72.000 Euro wurden verrechnet und am 15. Februar 2006 bezahlt.

„Nichts zu tun“
Reichhold-Anwalt Michael Rami bestätigt ÖSTERREICH, dass der Ex-FP-Infrastrukturminister Geld von der Valora erhalten habe – allerdings sei dies ein „Pauschalhonorar für Beratungen der Mathias Reichhold GmbH mit der Valora gewesen. Mit der Telekom hatte das nichts zu tun.“

Reichhold war vom 19. Februar 2002 bis 28. Februar 2003 Minister, schied dann aus der Politik aus (sein Nachfolger wurde pikanterweise Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach, der letzte Woche als Telekom-Abkassierer geoutet worden war). Reichhold ist heute Hendlbauer in Kärnten.

Höhepunkt der Affäre
Ins Rollen gebracht hat die Telekom-Affäre Ex-Vorstand Gernot Schieszler. Er packte als Kronzeuge gegen Ex-Telekom-Chefs und Politiker aus und will dafür straffrei ausgehen: Laut Schiesz­ler stehe der enge Freund von Ex-FP-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Peter Hochegger, im Zentrum der Affäre: „Die Telekom besticht die Politik via Hochegger“, behauptet Schieszler in seinem „Tagebuch“. Es gilt die Unschuldsvermutung.

9 Millionen
Fakt ist, dass die Telekom Hocheggers Agentur Valora in den Jahren 2004 bis 2008 neun Millionen Euro gezahlt habe. „Wir wissen nicht, wofür“, sagt Telekom-Kommunikationschefin Eva Mathes.

Belegt ist auch, dass die Valora 2007 Gorbach 264.000 Euro für seine Sekretärin überwiesen habe. Laut Schieszler als Gegenleistung für eine neue Universaldienstverordnung zugunsten der Telekom.

Zahlungen an Gaugg, Gewerkschaft
Bei den Hausdurchsuchungen bei Hochegger wurde dessen Buchhaltung sichergestellt: Die Ermittler durchforsten derzeit Hunderte von Seiten, um weitere Zahlungen aufzuspüren. Schon gestern berichtete News, dass …

… der ehemalige FPÖ-Politiker Reinhart Gaugg 2005 laut Saldenlisten der Valora 30.000 Euro erhalten hat.

… die FCG Wien (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) 2006 15.000 € bekam. 2007 flossen 65.000 € an die VP-Gewerkschafter.

Der ÖVP-Bund ÖAAB findet sich in im Jahr 2007 mit 15.000 Euro wieder.

Hochegger dementiert sämtliche Vorwürfe.
 

Ex-Chefs belasten sich gegenseitig

Ex-Finanzchef Colombo sagt, das sei „ein System Schiesz­ler/Fischer“ gewesen.
Wien. Ex-Telekom-Finanzchef Stefano Colombo schlägt nun zurück: Via Falter erklärt er, die mutmaßlichen Korruptionsfälle in der Telekom seien „ein System Schieszler
Fischer“ gewesen. Er sei „als Italiener das prädestinierte Opfer“, habe von Malversationen nichts mitbekommen.

Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer wiederum hat bereits vor dem Staatsanwalt die Telekom-Kursmanipulation von 2004 zugegeben. Dass der an der Aktion beteiligte Banker 500.000 Euro als Gegenleistung erhielt, habe er gewusst, so Fischer in News. „Das war der größte Fehler meines Lebens.“ Er habe der Telekom angeboten, diese 500.000 Euro zu ersetzen. „Ich habe um Übermittlung einer Kontonummer gebeten, von der Telekom aber bis dato keine bekommen“, sagt Fischer.

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Geheim-Treffen mit Hochegger in Wien