Späterer Rückflug

Arigona verschiebt Ausreise

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Familie möchte ohne viel Medienrummel die Heimreise antreten.

Die Tickets lagen bereit. Die Sitze waren gebucht, heute, Mittwoch, um 10.50 Uhr hätte es von Schwechat aus losgehen sollen. Mit dem Flug OS777 von Wien nach Pristina, Hauptstadt des Kosovo. Im letzten Moment hat sich die Abreise nun erneut verschoben. Jetzt wird die Familie Zogaj nicht wie geplant via Wien-Schwechat ausreisen, sondern von einem anderen Flughafen (den ÖSTERREICH auf Wunsch der Familie nicht nennt). Und: Der Abflug wird auch nicht heute stattfinden, sondern erst in den nächsten Tagen.

Der Rummel um die Familie sei einfach zu groß gewesen, heißt es aus dem Umfeld der Zogajs. Man wolle keine Fotografen und Kameraleute, keinen Medienauflauf bei diesem finalen Akt dabei haben. Die vierköpfige Familie wird nun erst Mittwoch früh ihre Ausreisepapiere in der Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck (OÖ) abholen. Danach geht’s zu Freunden.

Die Kosten für die Ausreise übernehmen zur Gänze die Familie und deren Helfer. Bei Zwangsabschiebungen muss der Staat sämtliche Aufwendungen bezahlen. Da die Zogajs Österreich aber „freiwillig“ verlassen, hat die Republik keinerlei Zahlungsverpflichtungen. Ein Angebot des Innenministerium zur Kostenbeteiligung hat die Familie recht schnell abgelehnt.

Nüchterne Ankunft in der neuen Heimat
Eine eigene Wohnung in Pristina haben die Zogajs noch nicht. Erst nach der Ankunft wird gemeinsam mit der österreichischen Volkshilfe nach einer passenden Unterkunft im Großraum der Hauptstadt (550.000 Einwohner) gesucht: „Bezahlt wird die Wohnung aus Spendengeldern“, sagt Pfarrer Friedl.

Um rasch wieder einreisen zu können, muss Arigona persönlich ein Schülervisum in der österreichischen Botschaft in Pristina beantragen. Konsul Hubert Beidinger zu ÖSTERREICH: „Bisher hat sich aber noch niemand bei uns gemeldet. Weder die Zogajs selbst, noch die Volkshilfe haben uns telefonisch kontaktiert. Wir sind aber für jede Hilfestellung bereit. Das ist schließlich der Job von Botschaften.“

Arigona (18) hat die zweite Klasse der dreijährigen HBLA in Linz mit positivem Zeugnis abgeschlossen. Die Schule bestätigte inzwischen auch, dass Arigona jederzeit wieder aufgenommen wird, sollte sie rechtzeitig ein Schülervisum bekommen. Das gleiche gilt auch für ihre jüngeren Geschwister Albin (12) und Albona (11).

Pfarrer Friedl: "Familie zahlt die Ausreise"

ÖSTERREICH: Wie geht es für Arigona und ihre Familie weiter?

Josef Friedl: Die Familie kehrt zurück nach Pristina und wird dort eine Wohnung suchen. Die Miete werde wohl ich überweisen, auch für die normalen Lebenshaltungskosten werde ich aufkommen. Es ist ja noch Geld auf dem Spendenkonto. Auch die Flüge bezahlt die Familie selbst. Letztlich hoffe ich, dass die Kinder rasch mit einem Schülervisum zurück nach Österreich dürfen. Arigonas Schule hat bereits bestätigt, dass sie wieder aufgenommen wird, falls sie ein Schülervisum bekommt.

ÖSTERREICH: Hat es Abschiedsfeiern gegeben?

Friedl: Nichts Großartiges, soweit mir bekannt. Arigona hat sich wohl von ihrem Freund verabschiedet, mehr weiß ich auch nicht, so eng ist der Kontakt nicht mehr. Die Familie will Ruhe haben, hat genug von dem Rummel, will überhaupt keine Öffentlichkeit mehr.

ÖSTERREICH: Sie haben drei Jahre für die Familie gekämpft. Wie geht es Ihnen?

Friedl: Es ist einfach schmerzhaft und traurig, dass Arigona und ihre Geschwister nicht in ihrer neuen Heimat bleiben durften – Österreich ist für sie Heimat, Kosovo unbekannte Fremde.

ÖSTERREICH: Ein Zusammenziehen der Kinder mit ihrem Vater im Kosovo ist undenkbar?

Friedl: Da besteht leider überhaupt kein Kontakt mehr. Seit Mai 2008 ist das Verhältnis zwischen ihm und Nurie Zogaj zerstört.

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