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Fahndung nach Komplizen läuft

Brandanschlag auf FPÖ-Zentrale: Junger Afghane festgenommen

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Nur durch Zufall kam es nach einem Brandanschlag auf die FPÖ nicht zur Katastrophe.

St. Pölten. Nach dem Brandanschlag auf die Landesgeschäftsstelle der FPÖ Niederösterreich in St. Pölten vom Montag vergangener Woche ist ein Verdächtiger festgenommen worden. Er habe Brandverletzungen aufgewiesen und sich deshalb in einem Krankenhaus medizinisch behandeln lassen, teilte die Polizei mit. Nach den drei mutmaßlichen Komplizen wird weiterhin gefahndet.
 
Wie ÖSTERREICH nun aus dem Umfeld der Ermittler erfuhr, handelt es sich bei dem Verhafteten um einen jungen Afghanen, der sich in einem Wiener Krankenhaus (vermutlich dem AKH) behandeln ließ. Die Verfassungsschützer hatten mehrere Personen mit Brandverletzungen ins Visier genommen. 
 
Der Verdacht gegen den subsidiär Schutzberechtigte erhärtete sich durch diverse Überwachungsmaßnahmen. Die Ermittler sind den anderen drei Komplizen auf den Fersen. Der junge Zuwanderer sei entweder angestiftet worden – möglich sei aber auch, dass er Teil einer extremen Gruppierung sei.    
 

Keine weiteren Details

Die Landespolizeidirektion Niederösterreich teilte am Montag mit, dass die Festnahme eines Beschuldigten durch das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) Niederösterreich erfolgt sei. Aufgrund der andauernden Erhebungen zu weiteren Mittätern würden in Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft St. Pölten "derzeit keine weiteren Details über den Festgenommenen" bekanntgegeben.
 
An dem Anschlag waren vier Personen beteiligt. Die Angriffe auf die freiheitliche Landesparteizentrale am vergangenen Montag in der Zeit von 1.40 bis 2.07 Uhr erfolgten laut Landespolizeidirektion Niederösterreich mit Wurfbrandsätzen.
 
Auf einem von der FPÖ Niederösterreich veröffentlichten Überwachungsvideo war zu sehen, dass sich einer der Täter selbst angezündet hatte. Dieser Mann suchte in der Folge ein Krankenhaus auf. Um welches Spital es sich gehandelt hat bzw. wann die Festnahme des Beschuldigten erfolgt ist, teilte die Polizei vorerst nicht mit.
 

Vermutlich Benzin verwendet

Die Angriffe auf die Parteizentrale vom Montag, 12. August, in der Zeit von 1.40 bis 2.07 Uhr erfolgten laut Landespolizeidirektion Niederösterreich mit Wurfbrandsätzen. Verwendet wurde von den vier Tätern vermutlich Benzin. Die Ermittlungen werden vom LVT NÖ (Tel.: 059133 30 8333) in Zusammenarbeit mit der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle sowie der Tatort- und Brandgruppe des Landeskriminalamtes geführt.
 
Dienstagfrüh wurden von der FPÖ Niederösterreich 5.000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ausforschung der Täter führen. Es gehe um rasche Aufklärung. "Wir vertrauen voll und ganz auf die Arbeit der Polizei", betonte Landesobmann Udo Landbauer. Baumschlager sagte, dass der von den Freiheitlichen ausgesetzte Geldbetrag nicht mit der Exekutive akkordiert gewesen sei.
 

Bitte um Hinweise

Die Brandstifter müssten so rasch wie möglich zur Verantwortung gezogen werden, erklärte Landbauer. Ansätze zur Ausforschung gebe es mehrere, "vor allem die Tatsache, dass sich einer der Attentäter, wie auf dem Überwachungsvideo erkennbar, bei dem Brandanschlag offensichtlich selbst angezündet hat. Die Person hat höchstwahrscheinlich Brandverletzungen am Körper, im Gesicht und an den Händen". Der Anschlag sei "alles andere als ein Lausbubenstreich" gewesen, betonte der FPÖ-Landesobmann. Videoaufnahmen waren noch am Montag veröffentlicht worden.
 
Das LVT NÖ ersuchte am Dienstag um Hinweise auf das Täterquartett bzw. auf eine möglicherweise verletzte Person. Die Fragen:
 
  • Wer hat am Montag (12. August) in der Zeit von 1.30 bis 2.15 Uhr in der Nähe des Tatortes (Purkersdorfer Straße 38, Anm.) Wahrnehmungen über schlanke und sportliche Personen gemacht?
  • Wer hat Wahrnehmungen von Personen gemacht, die seit Montag ab 2.00 Uhr mögliche Brandverletzungen am Körper, im Gesicht oder an den Händen aufweisen?
  • Wo wurde eine Person mit möglichen Brandverletzungen am Körper, im Gesicht oder an den Händen medizinisch versorgt?
 
Wolfgang Kocevar, Landesgeschäftsführer der SPÖ NÖ, teilte indes mit, dass er ein mittlerweile vom Netz genommenes Facebook-Posting der SPÖ Langenzersdorf nach dem Brandanschlag bedauere. Vom freiheitlichen Generalsekretär Christian Hafenecker forderte er nach dessen Aussagen vom Vortag gleichzeitig eine Entschuldigung.
 

Wirbel um Hafenecker-Aussagen

Kocevar kündigte einen Rundlaufbeschluss des Landesparteivorstandes an, um dem stellvertretenden Vorsitzenden der SPÖ Langenzersdorf, der "auch Mitglied des Bezirksvorstandes ist, eine Verwarnung und ein zeitweiliges Funktionsverbot auszusprechen". "Worte sind nach solchen Taten absolut mit Bedacht zu wählen - das ist in dieser Situation nicht passiert und auch nicht zu entschuldigen. Deswegen haben wir hier nun gehandelt."
 
Hafeneckers Aussagen vom Montag seien "völlig unverständlich und daneben", sagte Kocevar weiter. Andere Parteien und NGOs bei einer derart abscheulichen Tat willkürlich mitverantwortlich zu machen, sei "absolut letztklassig".
 
Für eine Entschuldigung sprach sich auch die rote Ortsgruppe Langenzersdorf in einem weiteren Facebook-Posting aus, "bevor die Lügen-FPÖ heult, weil wir die - mehr als naheliegende - Frage aufgeworfen haben, ob es nicht sogar jemand aus dem Umfeld der FPÖ selbst war, der die Fassade ihres Lagerhaus (sic!) angezündet hat (dazu stehen wir, diese Vermutung ist mehr als naheliegend!)". Ohne Beweise sei "in hetzerischer Manier" ein "Anschlag von einem Quartett von Linksextremisten, die von SPÖ, Grünen und NGOs wie SOS-Mitmensch gestützt und beschützt werden" unterstellt worden.
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