Politik-Insider

Ein rot-blauer Wellness-Trip

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Ein Kommentar von Isabelle Daniel über das Treffen zwischen Kern und Strache.

Die Location war mit Bedacht gewählt: Unweit von Frauenkirchen, der Heimatgemeinde des burgenländischen Landeschefs Hans Niessl (SPÖ), in einem Wellness-Hotel, sollte sich gestern am späten Nachmittag eine illustre Politikerrunde treffen: Niessl, SPÖ-Kanzler Christian Kern, FPÖ-Landesvize Johann Tschürtz, FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, SPÖ-Klubchef Andreas Schieder und FPÖ-Hofburgkandidat Norbert Hofer. Die rot-blaue Truppe wollte freilich nicht den Badesee oder Blaufränkischen genießen, als vielmehr zwei Stunden über eine mögliche politische Annäherung plaudern.

Niessl koaliert im Burgenland bekanntlich bereits seit einem Jahr mit den Blauen. Für viele in seiner Partei ein Tabubruch, der ihm jede Menge Kritik einbrachte. Der neue rote Kanzler Kern galt bislang als Vertreter des Anti-FPÖ-Lagers in der SPÖ. Die Mühen der Realität – übersetzt: die Rechnungshofwahl –, in der die ÖVP den Roten stets mit der blauen Karte drohen kann, dürfte Kern nun zu einer leichten Öffnung hin zur FPÖ bewegt haben. Bereits kurz nach seinem Amtsantritt hatte Kern Strache in seinem Büro empfangen. Die Gesprächsbasis blieb unterkühlt.

SPÖ will die FPÖ-Stimme im ORF-Stiftungsrat

Niessl, der das Treffen eingefädelt hat, möchte den Eisbrecher geben. Kern und Schieder wiederum wollen sich für die ORF-Wahl am 9. August die Stimme der FPÖ im Stiftungsrat für ihren Kandidaten, Alexander Wrabetz, sichern. Zudem gehe es den Roten darum, der ÖVP auch zu drohen: Auch die SPÖ könnte künftig mit der blauen Karte wedeln. Wie auch immer.

In Teilen der SPÖ, vor allem in Wien, wird der rot-blaue Wellness-Trip mit Argusaugen beobachtet. Immerhin hatte Kern selbst vor „Machtversessenheit und Zukunftsvergessenheit“ gewarnt …

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