Kurz wirbt um Irmgard Griss für mögliches Regierungsteam.
Der Sieg von Donald Trump sitzt auch den heimischen Regierungspolitikern tief in den Knochen. Zumindest in der Analyse scheinen sich SPÖ und ÖVP relativ ähnlich zu sein: Die Wut auf die „Eliten“ – staatliche Institutionen, Politiker, Medien – sei immens.
Zweifel. Sebastian Kurz, der Hoffnungsträger für viele in der ÖVP, spürt diese Stimmung seit Längerem. Er soll, behaupten zumindest Wegbegleiter des Außenministers, wieder Zweifel hegen, ob er tatsächlich als Spitzenkandidat seiner Partei in Nationalratswahlen ziehen soll. Mittlerweile gehen Regierungsinsider davon aus, dass weite Teile von SPÖ und ÖVP erst frühestens im Spätherbst 2017 wählen wollen. Bis dahin wolle Kurz im Hintergrund versuchen, die ÖVP neu aufzustellen. Er werde „nur antreten, wenn er personell und inhaltlich völlig freie Hand“ erhalte, sagt ein VP-Stratege.
Neue Köpfe. Kurz soll gleich mehrere neue Köpfe präsentieren, die er als „keine Establishmentkandidaten“ verkaufen könne. Und dabei scheint der Außenminister weiterhin auf Irmgard Griss zu setzen. Die unabhängige Hofburgkandidatin hatte bereits geschickt auf Systemkritik gesetzt. Mit ihr könne er „auch Neos- und grüne Wähler ansprechen“, sagt ein schwarzer Stratege.
Treffen. Griss und Kurz sollen sich in den vergangenen Wochen wiederholt getroffen haben. Die Ex-OGH-Chefin soll den jungen Schwarzen „sehr schätzen“, berichten Vertraute von ihr. Sie könnte als unabhängige Justizministerin in einem Team von Kurz antreten. Falls Kurz sich „eine Spitzenkandidatur überhaupt antun“ will.