Hundstorfers Antreten sorgt für rotes Beben in Regierung.
Rudolf Hundstorfer zieht in den Wahlkampf ums Präsidentenamt. Das zog in der SPÖ gestern am Freitag einen regelrechten Rattenschwanz an Personalrochaden nach sich und brachte gleich einen Neuen ins Regierungsteam: Burgenlands Landespolizeipräsident Hans Peter Doskozil wird neuer Verteidigungsminister.
Der 45-Jährige wird damit das neue Gegenüber von ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in der Regierung. Spannungen gibt es genug mit seiner ehemaligen Chefin – muss er doch das Vorgehen in der Asyl-Causa mit ihr abklären.
Vertrauter
Nicht nur zur ÖVP soll er Brücken schlagen: Doskozil zählt zu den engsten Vertrauten von Burgenlands Landeshauptmann Niessl (SP), der SPÖ-Chef Faymann mit seiner rot-blauen Koalition seit Sommer Sorgen bereitet. Niessl kommentierte den Wechsel auch gleich mit: „Er ist der richtige Mann zur richtigen Zeit.“
Bekanntheit erlangte der Vater zweier Kinder 2015 durch sein Krisenmanagement in der Asylkrise und beim Fund der 71 toten Flüchtlinge in einem Lkw.
Doskozil: "Bin für stärkere Grenzkontrollen"
ÖSTERREICH: Wie haben Sie erfahren, dass Sie neuer Verteidigungsminister werden?
Hans Peter Doskozil: Bundeskanzler Werner Faymann und Kanzleramtsminister Josef Ostermayer haben mich am letzten Freitag ins Kanzleramt eingeladen und gefragt, ob ich das machen will. Ich habe nicht lange überlegen müssen und ihnen sofort zugesagt. Ich habe mich ja schon davor mit dem Gedanken befasst, und bei wichtigen Entscheidungen war ich schon immer schnell.
ÖSTERREICH: Die größte Herausforderung als neuer Minister wird die Flüchtlingsfrage.
Doskozil: Sicherheit ist mein Thema. Ich will das Bundesheer in der Flüchtlingsfrage aktiver positionieren. Das Verteidigungsministerium muss beim Lösen der Flüchtlingsfrage mit dem Innenministerium auf Augenhöhe sein.
ÖSTERREICH: Zuletzt hat die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ministerien ja nicht friktionsfrei funktioniert. Wie ist Ihr Verhältnis zur Innenministerin?
Doskozil: Wir haben wirklich ein sehr gutes Verhältnis, hatten immer einen freundlichen Umgang miteinander. Wir waren sogar öfters gemeinsam auf Rauchpause (lacht). Ich würde sagen, die persönliche Ebene mit Johanna Mikl-Leitner passt zu 100 %. Jetzt müssen wir die Zusammenarbeit zwischen den Ministerien verbessern: Es darf nur mehr eine Sprache geben.
ÖSTERREICH: Soll es stärkere Kontrollen und mehr Soldaten an unseren Grenzen geben?
Doskozil: Ja, wenn wir durch diese Grenzkontrollen bereits vor Ort differenzieren können, wer aus sicheren Drittstaaten kommt, wenn wir dadurch die Verfahren beschleunigen können, dann bin ich dafür!