Schüssel und Bawag

Ein Flug als Wahlbombe?

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Schüssel flog in Bawag-Jet: Die SPÖ will den Kanzler noch vor der Wahl in den Parlamentsausschuss laden.

Bis letzte Woche galt der Bawag-Skandal als reine SPÖ-Affäre. Dann enthüllte die Tochter von Ex-Bawag-Chef Elsner in ÖSTERREICH, dass der letzte Besucher ihres Vaters wenige Stunden vor der Verhaftung ausgerechnet der wichtige ÖVP-Drahtzieher Josef Taus war. Und der Kurier brachte Fotos, auf denen Taus eine prall gefüllte Reisetasche und einen Umschlag in Elsners Porsche lud. Gefüllt mit Geld? Mit Unterlagen? Mit frischer Wäsche?

Spätestens seit damals ist klar, dass Skandal-Banker Elsner nicht nur zur roten, sondern offenbar auch zur schwarzen Reichshälfte beste Beziehungen unterhielt. Jetzt im Wahlkampf-Finish gerät auch die ÖVP immer stärker in den Bawag-Sumpf.

Schüssel im Jet
In seiner heutigen Ausgabe enthüllt profil, dass sogar ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel enge Bawag-Kontakte unterhielt. Im Archiv der APA tauchten Fotos auf, die Elsner und Schüssel seit 2001 in nahezu freundschaftlichem Umgang zeigen.

Laut profil war die Beziehung so gut, dass Schüssel am 25. März 2003 – immerhin schon als Kanzler - auf Einladung Elsners in einem Privat-Jet der Bawag nach Bulgarien flog. Kosten für den Flug: mehr als 20.000 Euro. Mit auf der Reise: Elsner und das Unternehmer-Duo Taus und Schlaff, das in Bulgarien gerade mit allen Tricks um das größte Geschäft der jüngsten Zeit pokerte: Die beiden hatten um 785 Millionen Euro (die sie von der Bawag als Kredit bekommen hatten) die bulgarische Handyfirma Mobiltel erworben und wollten sie für das Doppelte an die österreichische Telekom weiterverkaufen.

Schwarzes Lobbying
Kanzler Schüssel betrieb in Sofia ganz offenbar – gemeinsam mit Taus und dem Ex-VP-Obmann Busek – schwarzes Lobbying für den Mobiltel-Deal. Warum gerade er?
Offiziell behauptete das Kanzlerbüro in einer ersten Stellungnahme, der Besuch in Sofia habe dazu gedient, drei Bösendorfer-Klaviere an junge bulgarische Studenten zu überreichen. Tatsächlich stimmt das: Schüssel besuchte einen Opernabend in Sofia, überreichte die drei Klaviere - und saß zwischen Elsner, Taus, Schlaff und Busek.

Warum der Kanzler ganz gegen seine Gewohnheit den Privat-Jet einer Bank (noch dazu den Jet von Jassir Arafat) bestieg – und warum er im heikelsten Deal der Bawag Lobbying betrieb – bleibt bis zur letzten Wahlkampfwoche unklar.

ÖSTERREICH

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