Am Dienstag vor einer Woche tötete ein Amokläufer Arthur A. (21) zehn Menschen an einer Grazer Schule. Heute wird noch einmal den Opfern gedacht - im Landtag und bei einem Gottesdienst.
Der Schock sitzt immer noch tief. Vor einer Woche tötete der Ex-Schüler Arthur A. (21) an der BORG Dreischützengasse zehn Menschen - neun Jugendliche und eine Lehrerin. Während die Staatstrauer vergangenen Donnerstag offiziell endete, wurde in Graz noch einmal den Opfern gedacht.
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Steirischer Landtag trug schwarz
Der steirische Landtag machte mit einer Gedenksitzung den Anfang. Raum für eine politische Diskussion ließ diesmal niemand der Parteivertreter, dafür sei es zu früh. Die Redebeiträge waren von allen Fraktionen ruhig und verbindend gestaltet, die wenigsten konnten und wollten Tränen verbergen. Strengere Waffengesetze wurden nur am Rande angesprochen.
Für die Gedenksitzung im Landtag waren fast alle Abgeordneten in schwarzer Kleidung, die Männer mit schwarzen Krawatten gekommen. Schon vor der Beginn der Sitzung zeichnete sich eine besonnene, fast bedrückende Stimmung in der sonst sehr quirligen Landtagsstube ab. Es gab herzliche Begrüßungen, vor allem für die Mitglieder der Grazer Stadtregierung, angeführt von Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), die im Zuschauerraum Platz nahm. Am Rednerpult sowie neben der steirischen Landesflagge in Weiß-Grün war ein schwarzes Trauerband angebracht.
Appell des Landeshauptmanns: "Nehmen Sie Hilfe an"
Die Gedenksitzung wurde von Landtagspräsident Gerald Deutschmann (FPÖ) mit einer Schweigeminute eröffnet. Anschließend meinte er, dass die Landeshauptstadt der Steiermark immer noch "unter Schock" stehe. Die Erlebnisse würden die Zeugen und Opfer nie vergessen, doch "wir Steirerinnen und Steirer stehen zusammen". Diesen Worten folgten durch die Bank sämtliche Fraktionen. Das Miteinander wurde in den Vordergrund gestellt. Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) sprach mit ruhigen, sanften Worten und zeigte viel Gefühl: "Das Grüne Herz wird noch lange brauchen, bis die Narben vom Dienstag heilen." Er versprach, dass das Land niemanden zurücklasse und Hilfe anbiete: "Nehmen Sie die Hilfe an", appellierte er an die Opfer und Zeugen.
Mit der Vorbereitung zum Finden der richtigen Worte habe er sich ebenso wie viele andere Redner schwer getan: "Aber es geht nicht immer um Worte, sondern um das Zuhören oder das Dasein." Das sei ihm bei den bisherigen Trauerveranstaltungen aufgefallen. Es sei oft sehr ruhig. Es sei nun Zeit zum Innehalten und erst in einer nächsten Phase müsse man die richtigen Schlüsse aus dem Amoklauf ziehen und die politische Arbeit aufnehmen.
"Eine kranke, verletzte Seele hat ihnen das Leben genommen"
Landeshauptmannstellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) zählte oft genannte Phrasen auf, die Eltern morgens ihren Kindern zur Schule mitgeben: "Tschüss, bis zu Mittag. Busserl, bis später. Ich habe diese Worte sicher auch oft gesagt", meinte sie und fügte hinzu, dass es nun aber für manche dieses "Später" nicht mehr gab. "Eine kranke, verletzte Seele hat ihnen das Leben genommen. Das zerreißt mir fast das Herz", dabei könne sie das Ausmaß und den Schmerz, wie ihn die Eltern der getöteten Schülerinnen und Schüler empfinden müssen, gar nicht ermessen.
Interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom
Um 18.30 Uhr ist auch noch eine Interreligiöse Gedenkfeier im Grazer Dom geplant. Die Gedenkfeier wird gemeinsam von Vertretern der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche und der Islamischen Glaubensgemeinschaft gestaltet. Angehörige aller Kirchen, Religions- und Bekenntnisgemeinschaften sind herzlich eingeladen, daran teilzunehmen.
Im Anschluss sprechen Vertreter von Land Steiermark und Republik Österreich. Die Veranstaltung wird von der Grazer Dommusik und der Militärmusik Steiermark musikalisch umrahmt. An den Eingängen zum Grazer Dom werden Sicherheitskontrollen durchgeführt.
Im Burghof gibt es die Möglichkeit, die Gedenkfeier auf einer Video-Leinwand zu verfolgen. Außerdem wird der ORF via ORF III die gesamte Feier übertragen.