Der IAEO-Chef rät den Österreichern sich "auf die Sicherheit der Atomkraftwerke zu konzentrieren".
Mohamed ElBaradei, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO/IAEA) und Friedensnobelpreisträger 2005, macht sich um die Sicherheit des südböhmischen Atomkraftwerks Temelin nahe der österreichischen Grenze keine Sorgen. In einem Interview mit der am Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "profil" betonte er laut Vorausmeldung vom Samstag: "Ich würde den Österreichern raten, sich nicht auf die Tatsache zu konzentrieren, dass es diese Kraftwerke gibt, sondern viel mehr auf die Sicherheit der Atomkraftwerke. Um Temelin mache ich mir nicht die geringsten Sorgen. Ich kann das mit ruhigem Gewissen sagen, weil ich auch hier in Österreich lebe."
Über die Gefahr, dass der Iran Atombomben gegen andere Staaten einsetzen könnte, sagt der IAEO-Generaldirektor: "Ich glaube nicht, dass irgendein Staat in der Region Nuklearwaffen einsetzen würde - es sei denn, er dreht total durch."
Schwenk in US-Nahoststrategie gefährlich
Als "gefährliche
Entwicklung" bezeichnet ElBaradei hingegen den Schwenk in der
US-Nahoststrategie, mehr Geld in die Aufrüstung von Ländern wie
Saudi-Arabien, Israel und Ägypten zu stecken. "Es könnte damit zu einem
neuen Kalten Krieg kommen", so der aus Ägypten stammende
IAEO-Generaldirektor gegenüber "profil".
Der Atomkraftdeal zwischen Frankreich und Libyen stellt in seinen Augen keine Gefahr dar, "solange der Reaktor von der IAEO kontrolliert wird. Ein Atomreaktor allein bedeutet noch gar nichts, damit ist man von einer Atombombe noch weit entfernt."