Einvernahme

"Elsner nicht vor 1. Oktober in Wien"

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Der frühere BAWAG-Chef Helmut Elsner "wird nicht vor dem 1. Oktober in Wien sein", bekräftigte sein Anwalt Gerard Baudoux am Montag.

Der frühere BAWAG-Chef Helmut Elsner "wird nicht vor dem 1. Oktober in Wien sein", bekräftigte sein Anwalt Gerard Baudoux am Montag in Marseille auf Fragen von Journalisten. Kurz zuvor war der Österreicher von einem Richter und dem Staatsanwalt befragt worden, ob er seiner Auslieferung nach Österreich zustimme.

Elsner habe für den Moment die Auslieferung wegen seines Gesundheitszustandes abgelehnt, sagte der Anwalt nach der Vernehmung des pensionierten Bankchefs im Spital von Marseille.

Formelle Entscheidungen werden erst am Mittwoch in einer Sitzung des zuständigen Gerichts in Aix-en-Provence fallen. Baudoux glaubt, dass es Elsner deutlich schlechter gehe als noch vor kurzem. Seit März könne er sich auf Grund des juristischen und medialen Drucks nicht ausruhen oder erholen.

Anklageschriften werden zugestellt
In Wien soll in den nächsten Tagen den Beschuldigten im BAWAG-Skandal die Anklageschrift zugestellt werden. Der Prozess gegen Elsner & Co gilt in Österreich bereits vorweg als Jahrhundertprozess, wurde mit den Spekulationsverlusten in der Karibik und den Refco-Skandal doch der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) an den Rand der Pleite gebracht und zum Not-Verkauf seiner angeschlagenen Bank gezwungen. Der Zeitpunkt dieses Prozesses hängt freilich auch von Elsners Gesundheitszustand ab.

Verdacht auf Betrug und Bilanzfälschung
Elsner wird des Betrugs, der Untreue und der Bilanzfälschung (Verstecken von Verlusten) sowie der Bereicherung verdächtigt. Allein aus den Spekulationsgeschäften zwischen 1998 und 2000 soll ein Schaden von brutto 1,9 Mrd. Euro (netto 1,5 Mrd. Euro) erwachsen sein. Neben Elsner sollen fürs erste noch acht weitere Personen angeklagt werden.

Der pensionierte BAWAG-Chef ist am 14. September in seiner Villa in Südfrankreich verhaftet worden. Damit hatte der BAWAG-Skandal, der auch den Wahlkampf in Österreich prägt, einen neuen Höhepunkt erreicht.

BAWAG-Verkauf bis Jahresende
Die BAWAG P.S.K. ist Österreichs viertgrößte Bank. Sie wird bis Jahresende verkauft. Nach bisherigen Informationen schafften es alle Bieter der vorläufigen (unverbindlichen) Angebotsrunde in die Anfang Oktober beginnende Runde der Datenraum-Einschau. Auf Basis dieser Prüfungen gibt es die verbindlichen Angebote, für die es - weil jeder Bieter rund eine Woche lang an die Bücher kann - wohl November werden wird. Die Bank braucht dringend frisches Kapital, vor allem aber muss mit dem Verkaufserlös der Noch-Eigentümer ÖGB vor dem Zusammenbruch gerettet werden.

Als aussichtsreichste Kandidaten gelten weiterhin finanzkräftige internationale Fonds im Gespann mit großen Versicherungen. Auch den schon einmal an der BAWAG beteiligt gewesenen Bayern - die mit einem sensiblen Kredit an den ÖGB ein extra Faustpfand in der Hand haben - werden weiter Insiderchancen eingeräumt. Der BAWAG-Skandal gilt als größter Wirtschaftskriminalfall in der Zweiten Republik.

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