SPÖ liegt vorne, FP holt auf

EU-Wahl: Krimi um den ersten Platz

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Völlig unberechenbar ist die heutige EU-Wahl: Alles hängt von der Wahlbeteiligung ab.

Das Institut Gallup hat für ÖSTERREICH eine Hochrechnung auf Basis jener Österreicher erstellt, die definitiv zur EU-Wahl gehen wollen.

Bei 60 % Wahlbeteiligung würde demnach die SPÖ mit 23 bis 25 % der Stimmen hauchdünn auf Platz 1 liegen – doch ist das Ergebnis „too close to call“. Die ÖVP liegt mit 22 bis 24 % nur ganz knapp zurück auf Platz 2, hat aber zuletzt an Dynamik verloren.

Die FPÖ legt erstmals wieder auf über 20 % zu.

Bei unter 46 % Beteiligung spricht viel für ÖVP-Sieg
Die Wahlbeteiligung wird laut dem Urteil aller Meinungsforscher das Ergebnis stark beeinflussen:

  • Liegt die Beteiligung bei über 50 %, hat die SPÖ sehr gute Chancen auf Platz 1 und die FPÖ könnte die ÖVP mit bis zu 22 % fast einholen.
  • Gehen freilich weniger als 46 % zur Wahl, spricht viel für einen ÖVP-Sieg, die FPÖ könnte unter 20 % fallen.

Der Grund: Die ÖVP ist dort am stärksten, wo die Bevölkerung am ehesten wählen geht: Die ÖVP führt überlegen im Westen und in Niederösterreich – also am Land.
SPÖ und FPÖ liefern sich dagegen in Kärnten, der Steiermark und vor allem in Wien ein Kopf-an-Kopf-Duell. Gallup sieht die FPÖ in Wien bei einer Wahlbeteiligung von über 50 % sogar knapp voran.

Größtes Problem der FPÖ: 45 % ihrer deklarierten Wähler wollen heute nicht wählen gehen. Damit könnte die FPÖ sogar bis auf 18 % abstürzen.

Faymann: "EU nicht Hetzern überlassen"

ÖSTERREICH: Befürchten Sie, dass die Wahlbeteiligung in Österreich heute ähnlich schlecht wird wie in Holland oder Großbritannien?
Werner Faymann: Mitreden, mitbestimmen und vom demokratischen Wahlrecht Gebrauch zu machen ist bei einer Europawahl genauso wichtig wie bei jeder Gemeinderatswahl. Ich appelliere an die Österreicherinnen und Österreicher, wählen zu gehen.

ÖSTERREICH: Viele Menschen empfinden die EU offenbar als fernes Konstrukt. Warum sollte man wählen?
Faymann: Das Europäische Parlament ist die direkt gewählte Bürgervertretung in Europa. Je mehr Menschen zur Wahl gehen, desto stärker wird diese Bürgervertretung und ihre Arbeit dann auch.

ÖSTERREICH: Aber offenbar verabsäumt die Politik, den Menschen die EU näherzu bringen, oder?
Faymann: Die größte und entscheidende Bedeutung hat aus meiner Sicht Europa als Friedensprojekt. Und obwohl in der EU vieles auch verbesserungswürdig ist, hat die europäische Zusammenarbeit den Wohlstand in Europa vermehrt.

ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass Ihr Kandidat Freund Erster wird?
Faymann: Er sollte Nummer eins werden, weil er die Chancen Europas für die Menschen nutzen möchte, aber trotzdem nicht übersieht, dass in Europa einiges verändert werden sollte.

ÖSTERREICH: Die EU-Rechtsaußen könnten heute gewinnen.
Faymann: Ein friedliches Europa funktioniert nicht mit den Nationalen, die mit Hass antreten. Es wurde im 20. Jahrhundert in Europa schon zu viel Blut vergossen, um Europa heute erneut den nationalen Hetzern zu überlassen.
 

Spindelegger: "Wählt Profis statt Amateure"

ÖSTERREICH: In Holland lag die Wahlbeteiligung bei nur 37 Prozent. Droht das heute auch bei uns?
Michael Spindelegger: Das kann niemand ausschließen. Aber ich denke, dass die Österreicher wissen, dass diese Wahl eine Richtungsentscheidung ist. Mit dem Deal, den EU-Spitzenkandidaten der stärksten Fraktion zum EU-Kommissionspräsidenten zu machen, entscheidet der Wähler darüber, ob er eine EU des Schuldenmachens oder eine Politik für das Ende von Schulden will, so wie Othmar Karas das verspricht.

ÖSTERREICH: SPÖ und ÖVP liegen bei der EU-Wahl Kopf an Kopf. Glauben Sie, dass Othmar Karas Platz eins für die VP halten kann?
Spindelegger: Unsere Wahlbewegung mit Othmar Karas an der Spitze hat eindeutig den besten Profi von allen. Er setzt sich für ein besseres Europa ein. Und ich bin überzeugt, dass die Wähler seinen Einsatz zu schätzen wissen.

ÖSTERREICH: NEOS-Kandidatin Mlinar sagte auf die Frage, was sie einem Mindestpensionisten sagen würde: „Scheiße, das ist schwierig.“
Spindelegger: Da zeigt sich natürlich auch ein gewisser Grad an Überforderung der NEOS-Kandidatin. Daher sollte man Profis ranlassen, nicht Amateure. Profis wie Othmar Karas, der sich auskennt.

ÖSTERREICH: Deutet die geringe Wahlbeteiligung nicht darauf hin, dass die Politik den Menschen die EU zu wenig näherbringt?
Spindelegger: Wir müssen den Menschen erklären, was die EU uns bringt. Jeder zweite Arbeitsplatz bei uns hängt vom Export ab. Die EU verändert die Zukunft unserer Kinder zum Besseren. Ohne EU hätten wir weniger Wohlstand. Das verschweigen die EU-Hasser.

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