FPÖ will Strache suspendieren. Der könnte sich abspalten. Hardliner wollen Kickl statt Hofer.
Wien. In der FPÖ ist unmittelbar vor der Nationalratswahl echte „Parteifreundschaft“ ausgebrochen. Und die schaut so aus: FPÖ-Chef Norbert Hofer, der trotz Fieber wahlkämpft, würde seinen Vorgänger Heinz-Christian Strache am liebsten gleich aus der Partei werfen. Die jüngsten Spesengeschichten – Strache erhielt einen Mietzuschuss von 2.500 Euro, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mutmaßlicher Scheinrechnungen – sind Hofer und Teilen der Blauen schlicht zu viel.
Aber Hofer weiß, dass der gefallene Ex-FP-Chef bereits offen mit der Gründung einer eigenen Partei (siehe Politikinsider) droht und dann jede Menge Schmutz auf die FPÖ werfen könnte.
Die FPÖ Wien – hier streiten bereits die (wenigen) verbliebenen Unterstützer von Strache mit seinem Nachfolger Dominik Nepp – will Strache bei ihrem Vorstand am Dienstag nach der Wahl zumindest suspendieren, bis alle Vorwürfe geklärt sind.
Sie hofft, dass Strache die Flucht nach vorne antritt und, wie FP-Vordenker Andreas Mölzer es ihm via ÖSTERREICH ausgerichtet hatte, „von sich aus seine Parteimitgliedschaft ruhend stellt“.
Die Blauen wollen jetzt harte Oppositionslinie
Streit. Dem nicht genug, droht der FPÖ neben einer möglichen Spaltung der Partei durch Strache ein Streit um die Parteiführung. Sollte die FPÖ unter 18 Prozent fallen, wollen die FPÖ-Burschenschafter – sie haben in der Partei das Sagen – FP-Hardliner Herbert Kickl statt Hofer. Der FP-Chef solle dann FP-Nationalratspräsident werden, während Kickl eine „harte Oppositionslinie“ vorgeben soll.
Oberösterreichs FP-Chef Manfred Haimbuchner soll, behaupten FP-Insider, „mit dem gesamten Strache-Clan brechen wollen“. Und Strache wiederum wolle über Hofer, Kickl, Haimbuchner und Co. „auspacken“, sagt ein Vertrauter.
Strache will Partei gründen
Modell Haider. Heinz-Christian Strache bleibt seinem Vorbild Jörg Haider treu: Wie einst Haider will auch Strache nun eine eigene Partei gründen, weil die Seinen mit ihm brechen wollen. Und wie einst Haider lotet er gerade auch Unterstützer und Financiers innerhalb der FPÖ aus, die er rüberziehen kann:
FPÖ-Insider berichten, dass der Ex-FPÖ-Chef – mitten im Spesensumpf – am Mittwoch im Büro der Freiheitlichen Wirtschaft im ersten Wiener Bezirk war. Dort soll er mit seinem langjährigen Förderer Karl Baron über eine neue Liste Strache für die Wienwahl geredet haben, die dieser finanzieren könnte.
Zumindest auf Bezirksratsebene dürfte es einige Blaue geben, die dem gefallenen Ex-FPÖ-Vizekanzler folgen könnten. Im Unterschied zu Haiders Zeit – da folgten weite Teile der FPÖ-Führung dem damaligen blauen Übervater – dürften aber im Wiener FPÖ-Vorstand nur „maximal zwei bis drei Personen folgen“. Mit dabei könnten FP-Wien-Sprecher Leo Kohlbauer und Stadträtin Ursula Stenzel sein. Im Gespräch mit Strache soll übrigens auch Haiders einstiges Mastermind Gernot Rumpold gesichtet worden sein.
FP will Kickl gegen Strache in Wien antreten lassen
Gegenschlag. Strache solle als „wahre FPÖ“ gegen den „soften“ Norbert Hofer antreten. Aber: Einer, der einst bei Haider und Rumpold gelernt hatte, will die neuerliche Spaltung der Blauen diesmal aktiv bekämpfen: FP-Hardliner Herbert Kickl könnte selbst als FP-Spitzenkandidat bei der Wienwahl 2020 antreten und Strache damit zumindest „massiv bremsen“, so das FP-Kalkül. So oder so droht der FP die Spaltung.
I. Daniel