Generaldirektor Wrabetz verteidigt die Auslandskorrespondenten des Öffentlich-Rechtlichen.
Querelen zwischen den Freiheitlichen und dem ORF sind nicht neu, am Wochenende sorgte der von der FPÖ gestellte Stiftungsrat Norbert Steger aber für ein neues Kapitel. In einem Bericht der "Salzburger Nachrichten" forderte Steger eine "objektivere Berichterstattung" und drohte mit Einschnitten bei den Auslandsbüros. Am Sonntag wurde die Causa von internationalen Agenturen aufgegriffen.
Steger, der als künftiger Stiftungsratsvorsitzender des öffentlich-rechtlichen Senders im Gespräch ist, erklärte gegenüber der Tageszeitung unter anderem, man werde ein Drittel der Auslandskorrespondenten streichen, "wenn diese sich nicht korrekt verhalten". Als Beispiel nannte er die Berichterstattung zur Ungarn-Wahl, denn diese ist aus seiner Sicht "einseitig" abgelaufen.
Wrabetz verteidigt Korrespondenten
ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verteidigte die Auslandskorrespondenten umgehend und teilte mit, dass der Entsendungsvertrag von Ernst Gelegs als Korrespondent in Budapest bis 2021 verlängert wurde. Auch kündigte Wrabetz zwei neue Auslandsbüros an. Empört über Steger und dessen "Einschüchterungsversuche" zeigte sich auch der ORF-Redakteursrat. "Die direkte und unverhohlene Bedrohung von ORF-JournalistInnen mit dem Verlust des Arbeitsplatzes durch einen ORF-Stiftungsrat hat es noch nie gegeben", hieß es in einer Stellungnahme.
Dass Brüssel-Büroleiter Peter Fritz wiederum auf Twitter schrieb, Steger "hetze" gegen das eigene Unternehmen, ließ die Wogen bei der FPÖ hochgehen. Fritz entschuldigte sich daher für diesen Vorwurf, betonte aber, es sei wichtig, Kollegen gegen Angriffe in Schutz zu nehmen.
NEOS entsetzt, SPÖ fordert Entschuldigung
Die NEOS zeigten sich in einer Aussendung entsetzt über den "Angriff auf die Pressefreiheit" durch die FPÖ und die SPÖ forderte eine Entschuldigung und Klarstellung Stegers. Auch die IG Autorinnen Autoren protestierte gegen die Aussagen des FPÖ-Stiftungsrats und forderten ihn zum Rücktritt auf.
Unterdessen sprangen auf die aktuelle Causa auch internationale Presseagenturen wie die dpa auf. Sie schrieb etwa ""FPÖ droht kritischen ORF-Journalisten mit Entlassung".
Medienminister Gernot Blümel (ÖVP), in einer Regierungskoalition mit der FPÖ, war für die APA für keine Stellungnahme erreichbar.