Vizekanzler Strache tappte in eine Video-Falle.
Ibiza, Wien. Auf dem heimlichen Video ist zu sehen, wie der FPÖ-Chef einer angeblich reichen Russin Hoffnung auf staatliche Aufträge macht, falls diese ihm zum Wahlsieg verhilft. Die elegante, schlanke Dame, langes Haar, schwarzes Designerkleid, High-Heels, wurde ihnen als Aljona Makarowa vorgestellt, eine angebliche Nichte von Igor Makarow, einem Putin-nahen russischen Oligarchen. Schwerreich natürlich und geschäftlich flexibel, da sie auch einen EU-Pass habe, aus Lettland – wie "Süddeutsche" berichtet.
Heinz-Christian Strache bekommt, bei dem Treffen 2017 in einer Villa auf Ibiza, Seebarsch-Carpaccio, Thunfischtatar und Sushi vorgesetzt, dazu Champagner, ausgesuchten Wodka und dosenweise Red Bull, auf das Strache bekanntermaßen steht – dann macht die angebliche Russin ihm ein unmoralisches Angebot: Sie würde gerne ein paar Hundert Millionen Euro in Österreich investieren – und sie will wissen, ob man dabei nicht zusammenarbeiten könnte.
Die Aufnahmen zeigen ein Treffen in einer Villa auf Ibiza, das offenbar im Juli 2017 stattgefunden hat. Teilgenommen haben den Videos zufolge: Heinz-Christian Strache, Johann Gudenus, dessen Ehefrau sowie ein weiterer Mann, der Deutsch spricht, und eine Frau, die auf dem Video vor allem Russisch und Englisch spricht. Die Frau behauptet, eine reiche Russin zu sein und Geld fragwürdiger Herkunft in Österreich investieren zu wollen. Sie und ihr männlicher Begleiter stellen in Aussicht, 50 Prozent der österreichischen Kronen-Zeitung kaufen zu können, um diese auf FPÖ-Linie zu bringen. Dafür allerdings erwarten sie von Strache und Gudenus eine Gegenleistung.
So reagieren Strache und Gudenus auf die Recherchen
Keine inhaltliche Reaktion gab es Freitagabend seitens der FPÖ bezüglich des von deutschen Medien veröffentlichten belastenden Videos. Man sichte derzeit erst das Material, bat ein Sprecher von Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die APA um Geduld. Gegenüber "SZ" und "Spiegel" hatten Strache und Klubchef Johann Gudenus allerdings bereits reagiert, das Treffen bestätigt, aber Gesetzesbrüche bestritten.
Die beiden Politiker räumten gegenüber den beiden Medien die Zusammenkunft in der Villa auf Ibiza auf Anfrage ein. Es sei "ein rein privates" Treffen in "lockerer, ungezwungener und feuchtfröhlicher Urlaubsatmosphäre" gewesen, teilte Strache dort schriftlich mit: "Auf die relevanten gesetzlichen Bestimmungen und die Notwendigkeit der Einhaltung der österreichischen Rechtsordnung wurde von mir in diesem Gespräch bei allen Themen mehrmals hingewiesen."
Das gelte auch für "allenfalls in Aussicht gestellte Parteispenden bzw. Spenden an gemeinnützige Vereine im Sinne der jeweiligen Vereinsstatuten". Strache ergänzt, er oder die FPÖ hätten "niemals irgendwelche Vorteile" von diesen Personen erhalten oder gewährt. "Im Übrigen", schrieb Strache, "gab es neben dem Umstand, dass viel Alkohol im Laufe des Abends gereicht wurde, auch eine hohe Sprachbarriere".