Grosz und Wallentin sammeln lautstark Unterschriften für ihre Kandidatur. oe24.TV bat die beiden Kontrahenten zum Interview.
Wien. Ein Anwalt aus Wien und ein Ex-Politiker (BZÖ) aus Deutschlandsberg (Stmk) bereiten den FPÖ-Oberen schlaflose Nächte. Schaffen Ex-Krone-Kolumnist Tassilo Wallentin und oe24.TV-Diskutant Gerald Grosz die 6.000 Unterstützungserklärungen, um am 9. Oktober bei der Bundespräsidentenwahl anzutreten – nun, dann könnten sie dem blauen Kandidaten Walter Rosenkranz ein Wahldesaster bereiten. Nur in Nuancen unterscheiden sich die beiden von FPÖ-Inhalten – sie alle fischen im selben Teich.
Stronach zahlt 18 Euro für jede Erklärung
Doppeltalk. Und doch buhlen sie völlig unterschiedlich um die nötigen 6.000 Erklärungen. Wallentin ließ sich von Auto-Milliardär Frank Stronach ein 109.000 Euro teures Inserat in der Krone schalten, deren Kolumnist er war – schafft er die 6.000 Unterstützer, hätte das 18 Euro pro Unterschrift gekostet. Finanzpower also. Grosz setzt indes auf seine 250.000 Fans im Internet – und ist sicher, die Hürde noch diese Woche zu überspringen. oe24.TV bat die beiden Kontrahenten zum Interview.
Grosz: "Mein erster Besuch als Präsident ginge nach Moskau"
oe24.tv: Wie viele Unterschriften haben Sie schon?
Gerald Grosz: 4.500 werden es wohl schon sein – diese Woche gehe ich in den Endspurt.
oe24.tv: Wie kommt ein Talkshow-Rambo auf die Idee, in die Hofburg einzuziehen?
Grosz: Ich erfülle die gesetzlichen Voraussetzungen und bin mittlerweile der Ansicht: Wohl jeder wird es besser machen als Alexander Van der Bellen. Selbst ein Wasserhydrant.
oe24.tv: Sie sind klar gegen die Sanktionen gegen Russland. Warum?
Grosz: Die Sanktionen gehen in die falsche Richtung und treffen am Ende vor allem uns.
oe24.tv: Sie haben sogar einen Brief an Putin geschrieben. Hat er geantwortet?
Grosz: Nein. Aber im russischen Fernsehen war ich zu sehen. Es ist in der Rrussischen Föderation offenbar aufgefallen, dass es in Europa Menschen gibt, die wieder daran glauben, dass Frieden nur im Weg der Diplomatie erreicht werden kann und nicht in einer weiteren Eskalation des Wahnsinns, den wir gerade erleben.
oe24.tv: Wohin würde Sie der erste Besuch als Bundespräsident führen?
Grosz: Der erste Besuch wird mich nach Moskau führen zu den russischen Autoritäten. Wer mich dort auch immer empfängt, ich werde nicht müde, und dann wird es weitere Besuche geben bei Staats- und Regierungschefs, die den Sanktionen ähnlich kritisch gegenüberstehen wie ich, und dann werden sich Allianzen bilden.
oe24.tv: Warum unterstützen kluge Menschen aus der ÖVP Van der Bellen?
Grosz: Die ÖVP ist in einem Prozess der Selbstaufgabe. Viele ÖVPler haben auch für mich unterschrieben.
oe24.tv: Wirklich?
Grosz: Ja, Seniorenbund- und Wirtschaftsbundfunktionäre und viele andere
Wallentin: "Dieses Inserat in der Krone hat Stronach gezahlt"
oe24.TV: Sind Sie nicht ein „Krone“-Kandidat?
Tassilo Wallentin: Nein, die Kronen Zeitung verhält sich neutral. Natürlich habe ich lange die Kolumne geschrieben, und die Leser kennen mich. Was den Wahlkampf erleichtert.
oe24.TV: Neutral? Sie haben am Sonntag ein dreiseitiges Inserat in die „Krone“ geknallt. Hat Ihnen das die „Krone“ geschenkt?
WALLENTIN: Nein, dieses Inserat wurde von Frank Stronach bezahlt. Ich war bei den Verhandlungen nicht dabei, aber ich gehe davon aus, dass es um den üblichen Inseratenpreis (109.000 Euro, Anm.) war. Diese Unterstützung ist nur ein Bruchteil von dem, was Kandidaten wie Rosenkranz oder Van der Bellen haben. Ich hatte die Idee mit dem Inserat. Wenn Sie 6.000 Unterschriften brauchen, ist das unheimlich schwierig.
oe24.TV: Sie selber wären nicht auf die kecke Idee gekommen, hätte nicht Kickl gefragt, Herr Wallentin wollen Sie als unabhängiger Kandidat für die FPÖ antreten?
WALLENTIN: Ganz so nicht – aber es ist schon richtig, es gab diese Gespräche und diese Idee. Es ist doch eine Bankrotterklärung, wenn die SPÖ und die ÖVP keine Kandidaten aufstellen. Die FPÖ wollte das schon – dadurch war sie natürlich ein Gesprächspartner.
oe24.TV: Warum treten Sie nicht für die FPÖ an?
WALLENTIN: Weil ich mich parteipolitisch nicht vereinnahmen lasse. Für mich gab es Inhalte, die für mich so nicht gestimmt haben, ohne auf Details einzugehen.
oe24.TV: Es gibt eine Art Wettrennen der vier rechten Kandidaten ums Entlassen der Regierung. Was würden Sie als Präsident tun?
WALLENTIN: Ich würde dem Kanzler ein Ultimatum stellen. Ich würde es davon abhängig machen, ob er die drei drängendsten Probleme in den Griff bekommt, Gas, Neutralität, Verarmung. Ich würde rote Linien ziehen.
oe24.TV: Wenn diese überschritten werden, dann die Entlassung?
WALLENTIN: Im Extremfall, ja.