Ex-Kanzler wollte EU-Allianz von Rot, Grün und Liberalen.
Der Ex-SPÖ-Kanzler hatte große Pläne: Er wollte mit einer "progressiven Allianz aus Roten, Grünen, Liberalen und offenen Bürgerlichen" ein Europa-Manifest entwickeln und gemeinsam bei der EU-Wahl gegen "die Rechtspopulisten" antreten.
EU. Es war ein Plan, der in der alten sozialdemokratischen Welt einen ziemlichen Wirbel auslösen sollte: Am 20. Oktober lädt Emmanuel Macrons Partei in Paris zum „Die Zukunft ist progressiv“-Forum ein und dabei hätten auch Ex-SPÖ-Kanzler Christian Kern und der belgische Liberale Guy Verhofstadt sein sollen.
Mit diesem Europa-Manifest wollte Kern als Gegenmodell zum Europa der Rechtspopulisten antreten.
Vergangenen Montag hatte der noch SP-Chef darüber bereits mit dem Parteichef von LREM – der Macron-Bewegung – geredet. Der französische Präsident befürwortete eine solche parteiübergreifende Allianz. Ebenso mit an Bord dürfte Italiens einstiger Premier Matteo Renzi – den Kern diese Woche in Rom besucht hatte – gewesen sein.
Abschied. Von der heimischen Politik – und wohl auch von den parteiinternen Intrigen – wollte sich der 52-Jährige hingegen schon länger verabschieden. Jetzt legt er neben Parteivorsitz und Mandat sämtliche Parteifunktionen nieder und zieht auch seine EU-Kandidatur zurück. Der designierten SPÖ-Chefin, Pamela Rendi-Wagner, und ihrem SP-Geschäftsführer, Thomas Drozda, gingen diese Allianz-Pläne zu weit. Laut SPÖ-Insidern hätten sie ihm heute früh ihre Unterstützung dafür verweigert.
Mit ihnen hatte er sich im Sommer noch darüber beraten, als SPÖ-Chef zurückzutreten und für seine Partei als EU-Spitzenkandidat zu kandidieren. Beide sollen ihn bestärkt haben. Nur aus dem SPÖ-Plan wurde der Allianz-Plan. Und jetzt scheint das rote Tischtuch zerrissen.