Respekt

Kreisky: 
SPÖ feiert 
ihre Ikone

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650 Weggefährten in der Hofburg. Aber: ÖVP boykottiert das Fest.

Gestern verneigte sich das offizielle Österreich vor dem legendären SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky: Kanzler Werner Faymann lud ab 18.30 Uhr in die Hofburg, um des 100. Geburtstags des Ausnahmepolitikers zu gedenken. In der ersten Reihe nahm Kreiskys Familie Platz: seine Tochter Suzanne Dorau mit ihrem Sohn Oliver, Schwiegertochter Eva mit ihrem Sohn Jan. Peter Kreisky, der Sohn des großen Reformkanzlers, wurde am 18. Jänner im Grab seiner Eltern in Wien beigesetzt. Der überraschende Tod des 66-Jährigen überschattete auch die Gedenkfeier.

Bruno Kreisky: Bilder einer Ikone


Bruno Kreisky


Bruno Kreisky und der heutige Bundespräsident Heinz Fischer


Bruno Kreisky und der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky


Bruno Kreisky und der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch


Bruno Kreisky und Jassir Arafat

Die Veranstaltung wurde mit einer Kreisky-Dokumentation gestartet. Dann lobte Faymann den „Kanzler, der Österreich modernisiert und geprägt“ hatte. Das Aaron Quartett sorgte zwischen den Reden – denen Prominente wie Christiane Hörbiger, Arik Brauer, Franz Vranitzky, Hannes Androsch, sämtliche Diplomaten und Journalisten lauschten – für die musikalische Untermalung.

Durch den Abend führte Barbara Rett. Ex-Kreisky-Mitarbeiter, Bundespräsident Heinz Fischer, erinnerte in seiner Rede an den Menschen Kreisky, der stets „den Friedensgedanken“ forcierte.

Arafat-Schwiegermutter und Gruß von Peres
Die Rolle von Kreisky als großer Staatsmann wurde durch die internationalen Grußbotschaften nochmals deutlich: Spaniens Ex-Premier Felipe González würdigte die „weltweite Rolle“ jenes Mannes, der drei Mal die absolute Mehrheit für die SPÖ gewonnen hatte. Video-Grußbotschaften von Israels Simon Peres und dem Palästinenser-Chef Abbas wurden eingespielt. Die Schwiegermutter von Yassir Arafat, Raymonda Hawa-Tawil, war persönlich in die Hofburg gekommen.

Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig verneigten sich in der Hofburg und beim anschließenden Empfang in der Nationalbibliothek ab 20.30 vor Bruno Kreisky. Nur die ÖVP fehlte zur Gänze: Während das gesamte SPÖ-Regierungsteam anwesend war, fehlten VP-Vizekanzler Josef Pröll und seine Minister ebenso wie Ex-Kanzler Wolfgang Schüssel. Ein VP-Boykott, der für Verwunderung sorgte …

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Bruno Kreisky: Bilder einer Ikone


Bruno Kreisky


Bruno Kreisky und der heutige Bundespräsident Heinz Fischer


Bruno Kreisky und der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky


Bruno Kreisky und der ehemalige Finanzminister Hannes Androsch


Bruno Kreisky und Jassir Arafat

Was Kreiskys Gegner und Gefährten sagen

Diese Grundsätze haben Bruno Kreisky so erfolgreich gemacht: 1) „Wer in die Politik geht, muss die Menschen gern haben.“ 2) „In der Politik hat man zu gestalten, nicht zu verwalten.“ 3) „Der Mensch ist kein vollkommenes Wesen. Nur wer den Mut zum Unvollendeten hat, wird am Ende erfolgreich sein.“ 4) „Lasst auch die Jungen ran: Alt bin ich selber“, hat er gesagt, als er Hannes Androsch statt Hertha Firnberg zum Minister und Vizekanzler machte.

„Kreisky hat fünf Nationalratswahlen gewonnen, davon drei mit absoluter Mehrheit, war 13 Jahre Kanzler. Ich hab gegen einen ungeheuer gebildeten und sehr intelligenten Menschen verloren, das akzeptiere ich. Er konnte gut mit Menschen umgehen und hatte einen engen Draht zu Medien. Ich selbst hatte damals keinen Apparat, nicht einmal ein Sekretariat. Die Absolute wollte ich ihm wegnehmen, das ist nicht gelungen.“

„Kreisky war besonders: ein Lehrmeister und Vorbild für seine Mitarbeiter. Mit ihm habe ich zwanzig bis dreißig Wahltermine absolviert – am Tag. Er war am Puls der Zeit, selbst seine private Nummer stand im Telefonbuch. Ab den frühen Morgenstunden hat er selbst die kleinsten Fälle persönlich bearbeitet. Er hat nach einer langen Zeit des konservativen Miefs in Österreich die Fenster aufgemacht und eine neue Ära eingeleitet.“