Der türkise Kanzler möchte sich nur mehr bei ausgesuchten Themen bewusst einbringen.
In der Opposition und auf Twitter kritisieren einige, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz sich derzeit per Bildsprache als oberster Krisenmanager präsentiere -egal, ob beim Einsatzstab in Sachen Coronavirus oder bei der jüngsten Flüchtlingssituation in Griechenland per Arbeitssitzung im Kanzleramt. Dass sich der Türkise hier auch bewusst durch Fotos, die eigens von einem höchst professionellen Fotografen gemacht werden, in Szene setzt, ist Fakt. Das hat er freilich mit sämtlichen Regierungschefs gemeinsam, und das war auch roten Kanzlern in Österreich - man erinnere sich an Viktor Klima in Gummistiefeln, Christian Kern beim Fußballspiel im Kanzleramt - nicht fremd.
Übertreibt Kurz die Inszenierung? Eine Frage, die auch ihn und seine Berater umtreiben dürfte. Zwischen "Leadership" und "zu viel des Guten" liegt schließlich manchmal nur ein sehr schmaler Grat.
Daher hat Kurz laut Vertrauten beschlossen, zumindest seinen Fachministern das Rampenlicht zu überlassen. Heißt: Innenminister Karl Nehammer soll bei Flüchtlingen und auch bei Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus im Mittelpunkt stehen.
Kurz wird Blümel viel Platz zum Strahlen vor Wien überlassen
Außenminister Alexander Schallenberg wiederum soll jene außenpolitischen Belange abdecken, die der Kanzler auf Regierungschefebene nicht selbst übernimmt.
Frauen-und Integrationsministerin Susanne Raab dürfte der Kanzler ebenso forcieren wollen wie Karoline Edtstadler, die eine immer prominentere Rolle in seinem Team einnimmt.
Besonders ins Rampenlicht wird spätestens ab 18. März freilich Finanzminister Gernot Blümel rücken. Dieser soll dann schließlich seine erste Budgetrede im Parlament halten. Danach geht es für ihn weiter in den Wiener Wahlkampf. Als türkiser Spitzenkandidat in Wien wird er denn auch von seiner gesamten Partei forciert werden.
Nicht ganz so großzügig mit dem Platz an der Sonne könnte Kurz freilich bei den grünen Ministern sein. Daher ist es wohl kein Zufall, dass er quasi der Chef des Coronavirus-Einsatzstabes ist. Nur dem grünen Gesundheitsminister Rudolf Anschober die Bühne zu überlassen, wird es wohl nicht spielen.