Der Koalitionsstreit ist in den Schulen gelandet. Ab sofort wird an den Bundesschulen "gestreikt". Vor allem in Gymnasien fallen Stunden aus.
"Wir werden den Streik mit Fassung tragen", so die Geschäftsführerin der Bundes-Elternverbände, Margit Johannik, gegenüber ÖSTERREICH. Sie ist „nicht glücklich darüber, wenn der Unterricht ausfällt und appelliert: "Die Schulaufsichtsbehörde muss dafür sorgen, dass die geplanten Dienstversammlungen nicht missbraucht werden."
Info oder Propaganda?
Grund für die Aufregung an den heimischen
AHS und BHS ist der Aufruf der Christgewerkschafter, rund um den 5. Oktober,
dem "Weltlehrertag", über die Neuordnung bei der Gesamtschule zu
informieren. Die SPÖ will Schulversuche ("Gesamtschule") per
Gesetz regeln – die ÖVP befürchtet deshalb die Entmachtung der
Schulpartnerschaft. Der heftige Schlagabtausch verlagert sich jetzt in die
Schule. VP-nahe Gewerkschafter stellen Lehrern Materialien für Eltern zur
Verfügung, in denen davor gewarnt wird, "Kinder als
‚Versuchskaninchen' eines unausgereiften Modells" zu benützen.
Das Bildungsministerium unter SP-Ministerin Claudia Schmied spricht von einer „bewussten Falsch- und Halbinformation“. Es komme zu einem politischen Missbrauch gewerkschaftlicher Teilinteressen. "Es ist schade, dass momentan der Boden der konstruktiven Diskussion von einigen Funktionären der AHS-Lehrergewerkschaft ohne berechtigten Grund verlassen wird." Eltern berichten bereits, dass Kinder von Lehrern in Sachen Gesamtschule parteipolitisch "informiert" werden.
Schwarz gegen Rot
VP-Bildungssprecher und Vorsitzender der
Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Fritz Neugebauer, erklärt im
Gespräch mit ÖSTERREICH: „Es gibt keinen Streik. Es wird lediglich über die
aktuelle Bildungspolitik gesprochen - im Form einer legitimen
Dienststellenversammlung.“ Das Bildungsministerium sollte Neugebauer zufolge
„froh darüber sein, dass die Lehrer ihre jahrzehntelange Erfahrung in die
Debatte einbringen". SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser kontert: "Die
Volkspartei missbraucht Teile der AHS-Lehrer für parteipolitische Zwecke."
Der neue Bundesschulsprecher Martin Schneider von der VP-nahen Schülerunion schlägt sich auf die Seite des Protests: "Die AHS-Lehrer setzen ein klares Zeichen gegen die Neue Mittelschule und zeigen damit, auf welcher Seite sie stehen. Ich bin auch ein klarer Gegner der Neuen Mittelschule. Das ist eine Entmündigung der Schulpartner.“
Betreuung bei Unterrichtsausfall
Dass die Schüler für die Zeit
des "Lehrerprotests“ (SPÖ) bzw. der „Informationsveranstaltung“ (ÖVP)
nicht auf der Straße stehen werden, verspricht die VP-Gewerkschafterin Eva
Scholik, Vorsitzende der AHS-Lehrergewerkschaft im Gespräch mit ÖSTERREICH: "Wir
sind Pädagogen. Die Betreuung ist in jedem Fall sichergestellt."
Sie mokiert sich darüber, dass Bildungsministerin Schmied versuche, ein "politisches
Durchgriffsrecht zu installieren", worüber man informieren wolle.