"Sie versuchte, mir Zunge in Hals zu stecken"

Marcus Franz wurde von Frau sexuell belästigt

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Im Zuge der MeToo-Debatte sprechen nun auch immer mehr Männer über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung. So auch Ex-ÖVP-Politiker Marcus Franz.

Vor einem Jahr kam die MeToo-Debatte ins Rollen. Im Zuge dieser Auseinandersetzung und dem öffentlichen Diskurs über sexualisierte Gewalt an Frauen machten Tausende Betroffene auf Twitter & Co. ihre Erfahrungen mit Belästigung oder Missbrauch öffentlich.

In einem „Stern“-Artikel wurden nun aber nicht nur weibliche Opfer von sexueller Belästigung oder Gewalt belichtet, sondern Männer, die von einer Frau belästigt wurden.

Unter den Männern, die darüber sprachen, war auch Marcus Franz. Der Mediziner und Ex-ÖVP-Politiker erinnert sich an eine ganz bestimmte Szene in „irgendeiner Bar in Österreich“. Eine Frau – eine damals sehr bekannte Popsängerin – stand mit ein paar Männern da und holte Franz mit einem „Kumm her, Burli“ zu sich rüber, erklärt er. Die Frau sei sehr aufdringlich gewesen. Umarmte ihn und versuchte ihm, „die Zunge in den Hals zu stecken“, erinnert er sich. Ihre Begleiter hätten nur gelacht.

„Stell di ned so an, wir geh’n rauf zu mir“, soll sie gesagt haben, aber Franz konnte sich losreißen und später mit einem Kumpel durch den Service-Ausgang flüchten.

Mittlerweile kann er darüber lachen

Franz sei nach dem Vorfall irritiert gewesen. Habe nicht gewusst, was er davon halten solle. Vielen Musikern sei es ebenso gegangen. Dadurch sollen sie sogar aus dem Business rausgeekelt worden sein. Schaden habe er keinen davongetragen. Das sei schon ein paar Mal vorgekommen, aber mittlerweile könne er darüber lachen. Allerdings hätte er kein Verständnis, wenn die Geschlechterrollen vertauscht wären.

„Hätte ein männlicher Popsänger eine junge Frau auf diese Art begrapscht, fände ich das absolut inakzeptabel. Auch als Vorgesetzter, oder wenn eine Frau in irgendeinem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Mann steht, darf man sich so etwas nie herausnehmen. Das ist ein Zeichen von Impotenz, finde ich. Erbärmlich“, schreibt er.

Franz selbst hat in Österreich immer wieder mit seinen chauvinistischen Tweets in der Vergangenheit für reichlich Wirbel gesorgt. 2017 wurde ihm sogar der Goldene Penis für sein „sexistisches Lebenswerk“ verliehen. Die "Wienerin" sammelte damals zahlreiche Twitter- und Facebook-Postings, in welchen Franz klar die Grenze überschreitet. (siehe hier)

"Das ist Blödsinn"

Dieses Image will er nicht gelten lassen. „Ich habe mir in meiner Zeit als konservativer Politiker den Ruf eingehandelt, Grapschen okay zu finden. ‚Po-Franz‘ nannten sie mich. Das ist Blödsinn, ich klopfe nur gerne freche Sprüche, vor allem in Interviews und auf Twitter. Tatsächlich habe ich einen sehr strengen Codex im Umgang mit Frauen. Früher, da war ich flott unterwegs. Aber auch damals habe ich immer geschaut, welche Signale Frauen aussenden.“

Trotz seiner eigenen Erfahrungen hält er die MeToo-Debatte für „überzogen und hysterisch“. „Dieses Mischmasch aus Vorwürfen, Übertreibungen, sicher auch Falschbeschuldigungen und dann wieder echten, dramatischen Fällen – da kennt sich doch keiner mehr aus“, erklärt Franz im „Stern“.

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