DNA-Austausch fix

'Meilenstein der Polizei-Zusammenarbeit'

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Österreich und Deutschland starten am Dienstag mit einem umfassenden polizeilichen Austausch von DNA-Spuren.

Ermöglicht wird der DNA-Austausch durch eine Durchführungsvereinbarung zum "Schengen III"-Vertrag, die am Dienstag von den Innenministern Österreichs, Deutschlands, Frankreichs, Spaniens, Belgiens, der Niederlande und Luxemburgs in Brüssel unterzeichnet wurde. Innenministerin Liese Prokop bezeichnete die Vereinbarung als "Meilenstein der Polizeizusammenarbeit".

12.000 unzugeordnete Datensätze
Die österreichischen Behörden könnten umgehend mit einem Massenabgleich von DNA-Spuren in Deutschland beginnen, sagte Prokop. Derzeit gebe es in Österreich rund 12.000 unzugeordnete Datensätze. "Wir erwarten rund 100 Fälle, die sofort gelöst sind", sagte die Innenministerin. Der Datenaustausch betreffe alle Arten von Verbrechen bei denen DNA-Spuren gesammelt werden.

Auch Austausch mit Spanien startet
In weiterer Folge werde Österreich auch mit Spanien wechselseitig DNA-Spuren austauschen, das dortige System sei technisch aber noch nicht bereit, sagte Prokop. Bei einem Probelauf mit den deutschen Kollegen sei ein Fall aufgeklärt worden, bei dem sich herausgestellt habe, dass ein in Österreich in einem Mordfall Gesuchter in Deutschland bereits getötet worden sei, erläuterte die Ministerin.

Datenschutz soll gewährleistet sein
Die Anfrage erfolge anonym nach einem System, bei der zunächst nur von den Behörden des Partnerstaates beantwortet wird, ob ein Treffer vorliegt. Ist dies der Fall, kann der Fall im Rahmen des Rechtshilfeverfahrens weiter verfolgt werden. Außerdem bestehe Einvernehmen darüber, dass beim künftigen Austausch von Kfz-Daten keine Bagatelldelikte wie Falschparken behandelt würden, sagte Prokop. Der Betroffene müsse überdies ein Recht eingeräumt bekommen, zu wissen, wofür die Daten verwendet würden. Dies sollte in der Vereinbarung noch verankert werden, sagte die Innenministerin.

'Quantensprung der Zusammenarbeit'
Auch der deutsche Innenminister Wolfgang Schäuble bezeichnete den Datenaustausch als "Quantensprung in der grenzüberschreitenden polizeilichen Zusammenarbeit". Am Ende sollten alle Vertragsstaaten gegenseitig Zugriff auf die DNA-Datenbanken sowie auf die Speicherung von Fingerabdrücken und von Kfz-Daten haben.

Weitere Staaten wollen beitreten
Finnland, Slowenien, Portugal und Italien unterzeichneten am Dienstag eine Absichtserklärung, wonach sie dem Prümer Vertrag beitreten wollen. Ratifiziert wurde der von sieben EU-Staaten im Mai 2005 unterzeichnete Vertrag bisher nur von Österreich, Deutschland und Spanien. Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande wollen in den kommenden Monaten folgen.

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