Bei den Wiener Festwochen sorgt ein Auftritt zweier ehemaliger Linksterroristen für heftige Kontroversen.
Im Mittelpunkt steht Karl-Heinz Dellwo, früheres RAF-Mitglied, der wegen gemeinschaftlichen Mordes verurteilt wurde und mitschuldig am tödlichen Anschlag auf die Deutsche Botschaft in Stockholm. Auch Gabriele Rollnik, Ex-Mitglied der Terrorgruppe "Bewegung 2. Juni" und einst zu 15 Jahren Haft verurteilt, war Teil der Diskussionsrunde. Die Veranstaltung wurde von einer ORF-Redakteurin moderiert – und mit Steuergeld finanziert – oe24 berichtete.
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"Mörderskandal" – FPÖ tobt über Auftritt von RAF-Terrorist
Die FPÖ reagiert empört, spricht von einem "Mörderskandal" und fordert eine parlamentarische Aufklärung. "Wenn die Wiener Festwochen ehemalige RAF-Terroristen auftreten lassen, dann ist das ein Mörderskandal. Dieser Auftritt verhöhnt die Opfer des RAF-Terrors auf widerwärtigste Weise und zeigt einmal mehr, wie tief dieses einst renommierte Festival gesunken ist", so der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp.
Besonders skandalös sei der Auftritt von Karl-Heinz Dellwo, einem zweimal zu lebenslanger Haft verurteilten Terroristen, so die FPÖ. "Solche Figuren auf eine mit Steuergeld finanzierte Bühne zu heben, ist ein Schlag ins Gesicht aller Terroropfer und eine moralische Bankrotterklärung der Verantwortlichen", kritisiert Nepp.
In einer Anfrage an Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) will die FPÖ wissen: "Warum werden verurteilte Terroristen mit öffentlichen Mitteln hofiert? Wusste Bablers Kulturministerium Bescheid?"
Der Sohn eines RAF-Opfers spricht
Besonders emotional ist die Reaktion von Oliver Hillegaart, dessen Vater bei dem Stockholm-Anschlag getötet wurde. Er zeigt sich im Interview mit "ServusTV" betroffen und fordert, dass solche Veranstaltungen ausgewogener gestaltet werden müssten. "Das ist schon problematisch, finde ich, und schwierig zu verstehen", sagt Hillegaart gegenüber dem Sender, die dem Festwochen-Eklat gestern Abend einen ausführlichen Beitrag widmeten.
Intendant Milo Rau verteidigt die Diskussion und weist den Vorwurf des Steuergeldmissbrauchs zurück. Die Kontroverse reiht sich in eine Reihe von Skandalen rund um die Festwochen ein – von provokanter Werbung bis zu "Free Palestine"-Rufen bei der Eröffnung. Kulturminister Andreas Babler (SPÖ) hat für die Beantwortung der parlamentarischen Anfrage noch bis Ende Juni Zeit. Dann sind auch die Festwochen vorbei. Die Fragen bleiben brisant.