Die SPÖ versucht ein letztes Mal, die ÖVP ins Koalitionsboot zu holen. Das Geheimtreffen Häupl-Pröll scheiterte. Am Mittwoch ruft Gusenbauer noch einmal bei Schüssel an: Ohne Chancen?
Schauplatz des geheimen Treffens zwischen dem Wiener Bürgermeister und dem niederösterreichischen Landes-Chef war der Uniqa-Tower im 2. Wiener Gemeindebezirk. Das Gespräch entstand auf auf Vermittlung von Raiffeisen-Boss Christian Konrad in dessen Büro. Bei Köstlichkeiten von Do & Co und einem Glas Wein startete Häupl einen letzten Versuch, die ÖVP doch noch ins Koalitionsboot zu holen.
Alte Achse
Die Achse Pröll-Häupl überlebte selbst die härtesten Auseinandersetzungen zwischen der – damals noch – schwarz-blauen Regierung und der SPÖ. Doch diesmal war das Eis nicht zu brechen: Pröll sah nach dem mehrstündigen Gespräch im Interview mit ÖSTERREICH kaum noch Chancen auf eine Zusammenarbeit mit der SPÖ: "Parteichef Alfred Gusenbauer hat offenbar schon andere Pläne."
Häupl knallhart
Und auch Häupl gab sich im ÖSTERREICH-Gespräch knallhart: Die ÖVP nehme Kompromissangebote der SPÖ in Bezug auf die beiden Untersuchungsausschüsse im Parlament nicht an, ja sie wolle überhaupt keine Ausschüsse. Offenbar habe man da " einige Leichen im Keller". Und wörtlich zu ÖSTERREICH: " Die ÖVP will offenbar einen Staatsnotstand provozieren."
Heikles Telefonat
Damit gibt es für ein am Mittowch geplantes Telefonat zwischen Parteichef Alfred Gusenbauer und Noch-Kanzler Wolfgang Schüssel denkbar schlechte Vorzeichen. Denn in Wahrheit sollte die Achse Häupl-Pröll das Gespräch vorbereiten und das Eis brechen. Gusenbauer will trotzdem versuchen, Schüssel umzustimmen - und ein persönliches Treffen noch in dieser Woche vorschlagen.
Doppelstrategie
Das Treffen der beiden Landeshauptleute ist Teil einer SPÖ-Charmeoffensive, mit der die Roten in den kommenden Tagen versuchen werden, ihre jeweiligen Gegenüber in den Bundesländern umzustimmen. Die sollen dann Druck auf die ÖVP-Führung ausüben und Schüssel doch noch zum Einlenken bringen.
Sanfter Druck
Dabei soll auch sanfter Druck ausgeübt und den ÖVP-Landesfürsten klar gemacht werden, dass es mit der Macht vorbei ist, sollten die Schwarzen in einer künftigen Regierung tatsächlich nicht mehr vertreten sein. Große Erfolgschancen sahen die Genossen allerdings selbst nicht mehr.
Kurze Liste
Schon im SPÖ-Präsidium am Montag hatte man versucht, eine Liste von erklärten Großkoalitionären aufzustellen - vergeblich. Außer dem Chef des Wirtschaftsbundes, Christoph Leitl, fiel den SPÖ-Granden niemand mehr ein, der dezidiert mit der SPÖ koalieren will. Alle Zeichen in der ÖVP stehen auf Gang in die Opposition, inklusive späteren Neuwahlen - wenn sich die Umfragewerte wieder erholen.
Gute Miene
Zweiter Teil der roten Doppelstrategie: In der SPÖ versucht man gute Miene zum bösen Spiel zu machen. So schickte Gusenbauer gestern sein Geschäftsführer-Duo Doris Bures und Norbert Darabos in eine Presskonferenz, um die ÖVP erneut einzuladen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.
Ausstieg am Dienstag
Ab Mittwoch werden täglich SPÖ-Politiker aus den Ländern auftreten, um die Einladung zu wiederholen. Heute wird es die Salzburgerin Gabi Burgstaller sein. Wirklich ernst dürfte es allerdings erst am kommenden Dienstag werden: Dann geht Gusenbauer zu Bundespräsident Fischer und teilt ihm das Scheitern seiner Bemühungen auch ganz offiziell mit. Ziel: Fischer soll den Auftrag zur Regierungsbildung modifizieren und ein SPÖ-Minderheitskabinett angeloben