Es gleicht einer Abrechnung. Der Schriftsteller lässt am Ex-Kanzler kein gutes Haar.
Der Erfolgsautor Michael Köhlmeier spart in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" nicht mit Kritik an Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). "Ich kann ihn schwer einschätzen", so Köhlmeier. Er sei machtbewusst, wirke aber nicht machtgeil. Zudem beschreibt er den 32-Jährigen als besonnen, allerdings weiche er auch jeder Frage aus.
Geschichtswissen spricht er ihm vollkommen ab. "Er weiß auch nicht viel. Wenn man ihn in Geschichte prüfen würde - es würde einen grausen", so der Autor. Und dann legt er nach: "Manchmal sehe ich etwas Menschliches in Kurz – aber das ist meistens niederträchtig. Er lässt beispielsweise keine Gelegenheit aus anzudeuten, dass das Video irgendwie von der SPÖ initiiert worden ist. Längst ist die Frage entscheidender, wer das Video gemacht hat, als was darin gesagt wird", meint Köhlmeier.
Aus dem Ibiza-Skandal und dem Koalitions-Aus ging Kurz' ÖVP sogar noch gestärkter hervor. Die Türkisen sind laut Umfragen deutlich vor SPÖ und FPÖ. Und das liegt an Kurz selbst. Für den Erfolgsautor erklärt sich der große Zuspruch gegenüber dem VP-Chef wie folgt: "Er ist so unbeleckt. Wie eine weiße Wand. Wenn man ihn anschaut, könnte man meinen, das Schlimmste in seinem Leben ist, dass ihm der Radiergummi in die Kaffeetasse gefallen ist." Die PR-Maschinerie der Volkspartei inszeniere ihn dann auch noch wie einen Messias. Und dann erzählt Köhlmeier auch noch von einem "Aha-Erlebnis". "Bei einem Interview in der Wiener Hofburg war hinter ihm ein Bild des jungen Kaisers Franz Joseph – und ich dachte, die Gesichter sind völlig identisch", so der 69-Jährige.
Nicht das erste Mal
Es ist nicht das erste Mal, dass Köhlmeier mit der Politik ins Gericht geht. Bei der NS-Gedenkveranstaltung des Parlaments im Mai 2018 wurde der Schriftsteller für seine Anti-FPÖ-Rede gefeiert. Köhlmeier schenkte dabei der FPÖ ordentlich ein und warf ihr Heuchelei im Umgang mit den Juden vor. Auch Kanzler Sebastian Kurz bekam sein Fett weg.