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Neues Buch: Die Wahrheit über Herbert Kickl

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Am Montag erscheint die erste große Kickl-Biographie. oe24 hat das spannende Buch schon gelesen.

Verschwiegen. Er, schmückt sich mit dem historisch belasteten Titel „Volkskanzler“, seine Politsprüche sind berüchtigt. Sonst weiß man wenig von Herbert Kickl (55). Das ändert sich Montag: Die profil-Journalisten Gernot Bauer und Robert Treichler haben Jugend und Aufstieg des FPÖ-Chefs penibel recherchiert, mit Jugendfreunden und politischen Weggefährten gesprochen – und wagen auf 250 Seiten einen Blick in die Zukunft. Spoiler: Dass das Buch den Zusatztitel „Zerstörung Europas" trägt, ist kein Zufall.

Kickl Buch

Kickl und die Zerstörung Europas
von Gernot Bauer und Robert Treichler

Zsolnay-Verlag

Erscheinungsdatum15.04.2024

256 Seiten

© oe24
  • Kleine Verhältnisse: Seine Herkunft aus der „Erdmannsiedlung“ in der Magnesit-Gemeinde Radenthein (Ktn.) verschweigt Kickl nicht. Sein Vater Andreas galt als begnadeter Fußballer des WSG Radenthein: "Als Spieler verdient er 1500 Schilling pro Monat, plus 1000 Schilling für jeden Meisterschaftspunkt“. Einmal gewann er mit einer Spielgemeinschaft sogar 50.000 Euro im Lotto.
  • Opa bei der NSDAP: So unpolitisch Kickls Vater geschildert wird – für den Großvater gilt das nicht: Am 26. Februar 1933 tritt Florian Kickl der NSDAP bei. die in Österreich damals noch illegal war, outet das Buch. Was im Kärnten wohl nicht außergewöhnlich war. Kickls Großvater trat aber sogar aus der Katholischen Kirche aus.
  • Kickls Kindheit verläuft behütet – meistens passt die Oma auf das Einzelkind auf, die im 1. Stock des bescheidenen Einfamilienhauses wohnt, Herbert streift mit seinem Freund Bernhard durch die Wälder: "Einige in der Siedlung erinnern sich daran, dass die Buben Kleidung im Military-Look trugen".
  • Im Gymnasium im Spittal/Drau geht Kickl dann mit der späteren Grünen-Chefin Eva Glawischnig in die Klasse (wobei ein Kuss beim Flaschendrehen überliefert ist). "Kickl trägt auch in der Schule Militärhosen (...). Dazu kurz geschorene Haare, kreisrunde Nickelbrille, wie die von Lennon, und bald einen Dreitagebart“. So sah man ihn auch noch als Mitarbeiter Jörg Haiders.
  • Kickls Gedankenwelt: "In der Gedankenwelt des Herbert Kickl ist die Heimat nicht nur durch »Parallelgesellschaften« bedroht, sondern auch durch Fehlentwicklungen wie »die zerstörerische Wirkung der 68er«, »den Gender-Irrsinn« und »den Woke-Wahnsinn«, der dazu führe, dass Winnetou und der Räuber Hotzenplotz als »gefährlich« gelten würden. Die Beleuchtung des Parlaments in Regenbogenfahnen im Pride-Monat kritisiert er scharf. " 
  • Und die Helden: "Heldencharaktere spielen im Weltbild des Herbert Kickl eine wichtige Rolle. Er schwärmt für Heerführer, Militärgeschichte, Schlachten, Soldatentum und waghalsige Expeditionen. Sein Faible für politische Strategie lässt sich aus dem militärischen Interesse erklären. News beschreibt, wie Kickl als Innenminister seinen Spitzenbeamten bei Klausuren die Geschichte der HMS Endeavour erzählt, jenes Segelschiffs, auf dem der Seefahrer und Entdecker James Cook um 1770 die Weltmeere befuhr".   

Kickl 2006

Herbert Kickl am 7. April 2005 im Rahmen einer PK in Wien 

© APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
× Kickl 2006
  •  Die FPÖ. Doch davor studierte Kickl in Wien erst Publizistik/Politik, dann sattelt er auf Philosophie/Geschichte um. Er gilt als Philosophie-Freak (Spezialgebiet Hegel).Als Studienabbrecher und "Universaldilettant", wie es in dem Buch heißt, startete er aber 1995 in der FPÖ-Akademie.Die Polit-Karriere im Schnelldurchlauf: Vom Aufsteller vom Flipcharts arbeitet sich Kickl zum Texter für Haider hinauf – um nach der BZÖ-Abspaltung mit Strache weiterzumachen und schließlich 2017 Innenminister zu werden. Nach Ibiza wurde zwar Norbert Hofer Obmann. Kickl zwang die Partei aber auf seinen radikalen Corona-- und Rechtskurs – das war sein Sprungbrett zum Parteiobmann. Impf-Fan Hofer und die Stimme der Vernunft hatten keine Chance. 

Kickl

Der damalige Vizekanzler Heinz-Christian Strache und der seinerzeitige Innenminister Herbert Kickl am 15. Mai 2019 im Innenministerium in Wien 

© FOTO: APA/ROBERT JAEGER
× Kickl

  • Zerstörung der EU. Ausführlich betten die Autoren Kickls Aufstieg in den anderer Rechtspopulisten von Höcke über Le Pen bis Meloni ein. Ihr Fazit: "Kickl weiß, dass die Gesetze vielen seiner Pläne einen Riegel vorschieben, vor allem auf dem wichtigsten Gebiet, der Migrations- und Asylpolitik. Die Ankündigung der FPÖ, »einen Asylstopp, insbesondere für Asylwerber aus muslimischen Ländern« zu erlassen, verstößt gleich gegen mehrere Gesetze, unter anderem gegen die Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK). Wird sich Kickl davon stoppen lassen? Glaubt man seinen Ankündigungen, lautet die Antwort: nein. Genau das könnte der Plan sein: Ein »Volkskanzler« Kickl bricht, gestärkt durch ein Referendum, das (möglicherweise) zugunsten der »Souveränität Österreichs« ausgeht, bei nächster Gelegenheit einen Konflikt mit der EU vom Zaun. Er argumentiert, dass der Wille des Volkes über die Gültigkeit des Vertrags mit der EU zu stellen sei. Das Resultat wäre ein listig herbeigeführtes Patt – und eine tiefe Krise. Diese Vermutung ist so weit nicht hergeholt."
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