Im Health Talk mit Isabelle Daniel auf oe24.TV erzählte eine junge Mutter weshalb sie das Spital in Graz nach dem Tod ihrer Baby-Tochter wegen mutmaßlicher "fahrlässiger Tötung" angezeigt hat.
„Es tut mir schrecklich leid“, sagt der Anästhesist mit Herz, Frédérik Tömböl zu Aida Ö, der die Tränen aufsteigen. Die junge Steirerin musste vor wenigen Monaten zuschauen, wie ihre Baby-Tochter Miriam nur zehn Minuten nach der Geburt verstarb. Aida Ö. hat das Spital in Graz angezeigt und klagt.
Der Health Talk mit Isabelle Daniel vom Sonntag auf oe24.TV wurde zu einem emotionalen Experten-Talk über „Tatort Spital“ und die jüngsten Todesfälle, die in Oberösterreich und Salzburg publik wurden.
Ärztin sagte "Beileid", dann kam Baby lebend zur Welt
Die Opfer-Anwältin Karin Prutsch-Lang erklärt via oe24, dass sie eine „Sachverhaltsdarstellung wegen fahrlässiger Tötung“ eingebracht habe und dass sie fast wöchentlich Fälle „über Systemversagen“ im Gesundheitsbereich bringen könnte.
Die Geschichte von Aida Ö. – oe24 legt auch die Stellungnahme der Kages vor (siehe zwei Fotos) – sei symptomatisch für den Zustand des Systems in Graz, sagt die Anwältin. Die junge Mutter erzählte im Health Talk, dass sie im 6. Monat zwischen 22. Und 23. Woche mit starken Schmerzen und Blutungen in der Nacht ins Spital gekommen sei. Die Ärztin habe sich „leider Zeit“ gelassen zu ihr zu kommen. Sie habe sie nur „kurz“ kontrolliert und gemeint, dass „sie nichts machen“ könne. Die Frage, ob das Baby es schaffen könne, beantwortete sie mit „nein“.
Die Ärztin habe ihr „mein Beileid“ ausgesprochen, ging also von einer Totgeburt aus. Das Baby kam – das geht auch aus der Stellungnahme der Kages hervor – lebend zur Welt und verstirbt laut Spital nach zehn Minuten.
Arzt: "Finde richtig, dass Sie Anzeige erstattet haben"
Die Mutter habe nach einem Inkubator gefragt. Das sei verweigert worden. Die einstige Anästhesistin und erfahrene Ärztin Eva Wegrostek konterte im Health Talk : „Schrecklich, furchtbar. Die friert einem das Blut in den Adern, wenn man das hört. Aber als Mediziner würde man gerne die näheren Umstände kennen“. Laut Anwältin seien es die „Leitlinien“ gewesen, wonach erst ab der 23. Woche alles getan werden müsse um eine Frühgeburt zu retten.
Der erfahrene Anästhesist aus dem AKH Tömböl sagte im Health Talk: „Leitlinien sind immer das eine. In Österreich ist zum Glück immer eine individuelle Betrachtung
der jeweiligen Fälle nötig und angezeigt. Ich finde richtig, dass Sie eine Anzeige gemacht
haben.“
Medizin-Ethikerin: "Jeder Eingriff ist gefährlich"
Während die Medizin-Ethikerin Maria Kletecka-Pulker meinte: „Die Medizin, jeder Eingriff in den Körper ist gefährlich. Geburten sind leider auch gefährlich.Und es gibt auch Kinder, die vielleicht schon viel weiter sind in der Woche und das auch nichtüberstehen. Es gibt solche Leitlinien, aber grundsätzlich, wie wir gehört haben, steht im Ärztegesetz, jederArzt muss state of the art behandeln”. Sie bemüht sich solche Fälle außergerichtlich zu klären. Was in diesem Fall schwer möglich wird. Denn im Health Talk schien Aida Ö. zum ersten Mal von Ärzten mit ehrlicher Empathie ein „es tut mir leid“, zu hören.