Streitgespräch

Rauch-Sheriff fordert Rauch-Papst

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Seit Donnerstag gilt das Rauchgesetz: In ÖSTERREICH streiten 'Rauchfreiheit'-Chef Ainedter und Anti-Rauchersheriff Erlacher.

Der eine, der prominente Anwalt Manfred Ainedter (58), ist selbst passionierter Raucher. Der andere, Tischler Dietmar Erlacher (60), kompromissloser Nichtraucher und Krebspatient. Ainedter ist unentgeltlich als Obmann der Plattform „Rauchfrei(heit)!“ tätig. Erlacher ist auf eigene Kosten mit 300 bis 600 Mitstreitern als Sheriff unterwegs – er zieht durch Lokale und zeigt jene Wirte an, die rauchen lassen, wo es längst verboten ist.

Gesetz wird nicht eingehalten
Ainedter will im emotionalen ÖSTERREICH-Streitgespräch eine „friedliche Co-Existenz zwischen Rauchern und Nichtrauchern“. Erlacher will die „Jagd ab jetzt starten“ – gegen die Raucher-Wirte.

Das Gesetz, das unter Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky eingeführt wurde und seit 1. Juli gilt, ist in jedem Fall umstritten: Lokale unter 50 Quadratmeter dürfen sich entscheiden, ob sie Raucher- oder Nichtraucher sein wollen.

Ab 80 Quadratmeter muss es eine Trennung zwischen Rauchern und Nichtrauchern geben. Laut Erlacher wird das nicht eingehalten. Tatsächlich gibt es seit 2009 (laut Erlacher) bereits 12.000 Anzeigen gegen Wirte, die unerlaubt rauchen ließen. Insgesamt sind bereits 5.000 Strafverfahren eingeleitet.

Ainedter: „Denunziantentum“
Wirten drohen Strafen in Höhe von 2.000 Euro. Wer öfters gegen das Gesetz verstößt, muss bis zu 10.000 Euro blechen. Gäste, die unerlaubt an Nichtraucher-Plätzen rauchen, müssen mit Strafen zwischen 100 und 1.000 Euro rechnen.

Das Problem dabei: Derzeit scheint niemand wirklich Vergehen zu kontrollieren. Die Polizei fühlt sich verständlicherweise nicht zuständig für die Anti-Raucherjagd. Und auch das Magistrat schickt nur stichprobenartig Beamte los.

Bleiben Dietmar Erlacher und seine Recken, die auf Wirtshaustour gehen – und immer wieder für Aufregung sorgen. Ainedter hält das für „Denunziantentum“ – vor allem, weil Gesundheitsminister Alois Stöger normale Bürger dazu aufgerufen hat, unerlaubtes Rauchen zu melden. Stöger ist für das Gesetz verantwortlich, das jetzt für so viel Streit und Polemik sorgt.

Ob damit dem Nichtraucherschutz wohl wirklich gedient ist?

ÖSTERREICH: Herr Ainedter, sind Sie – als Obmann der Plattform „Rauchfreiheit)!“ – mit der neuen (alten) Raucherregelung für Lokale zufrieden?

Manfred Ainedter: Ich antworte mit einem klaren Jein. Wir wollten mit unserer Plattform das Gesetz zur Gänze verhindern. Denn wie sich zeigt, schafft das Gesetz mehr Probleme, statt welche zu lösen. Wir sind der Meinung der mündige Bürger und der mündige Wirt sollen das entscheiden und nicht der Gesetzgeber. Also ist das Gesetz nur die zweitbeste Möglichkeit.

ÖSTERREICH: Herr Erlacher, als „Raucher-Sheriff“ werden Sie das Gesetz wohl als zweitschlechteste Lösung ansehen, da weiter geraucht werden darf, oder?

Dietmar Erlacher: Das Problem ist, dass weiterhin keine Magistratsbeamte und Polizisten in Lokale gehen, um zu kontrollieren, ob das Gesetz eingehalten wird. Ein Beamter könnte in einer Stunde 30 Anzeigen schreiben, weil ja einfach weitergeraucht wird. Dafür werden wir jetzt noch stärker durch die Lokale gehen und Wirte anzeigen, die rauchen lassen, wo es verboten ist.

Ainedter: Der Gesundheitsminister Stöger hat bedauerlicherweise zu diesem Denunziantentum aufgerufen. Da machen plötzlich Privatpersonen Anzeigen, von denen man nicht einmal weiß, wer sie sind.

Erlacher: Und die Behörden unternehmen nichts. Das ist der wirkliche Skandal. Wie komme ich als Krebspatient dazu, weiter mit Rauch belästigt zu werden?

Ainedter: Lassen Sie die Kirche im Dorf. In den meisten Lokalen funktioniert die Raucher/Nichtraucherregelung.

Erlacher: Aber wo. Vielleicht in den 5-Sterne-Lokalen, in denen Sie verkehren. In über 80 Prozent der Lokale wird weiter geraucht.

ÖSTERREICH: Wie viele Rauch-Sheriffs sind denn derzeit mit Ihnen unterwegs?

Erlacher: Derzeit sind wir 300 und ab jetzt wird sich die Zahl wohl verdoppeln.

Ainedter: Eine Heerschar an Denunzianten zieht durch das Land...

Erlacher: ... Ich bin zwar kein Jäger, aber ich würde sagen, ab jetzt hat die Jagd begonnen. Wir werden genau schauen, wo weiter geraucht wird. Es gibt täglich zwei Tote auf Grund von Passivrauchen.

ÖSTERREICH: Wollen Sie dann Tabak zur Gänze verbieten?

Erlacher: Ein Tabakverbot wäre nicht umsetzbar. Ich will ein Rauchverbot in den Lokalen.

Ainedter: Sie sind inkonsequent. Wenn Sie glauben, dass Nikotin eine tödliche Droge ist, müssten Sie für ein Verbot von Tabak eintreten. Ist Ihnen einfach egal, wenn die Menschen zu Hause rauchen? Das ist nämlich viel schlimmer als in den Lokalen. Denn zu Hause können sich die Kinder dann nicht dagegen wehren. Die kleinen Kinder sind Ihnen wurscht.

Erlacher: Und Ihnen ist alles wurscht. Was ist mit dem Alkohol? Da gibt es dann Schlägereien zwischen den Eheleuten.

Ainedter: Was hat das bitte mit dem Rauchen zu tun?

Erlacher: Die trinken zu Hause genau so, obwohl sie auch in Lokalen trinken könnten.

Ainedter: Also Ihre Vergleiche... Sie gehen lieber in Lokale und denunzieren Wirte...

Erlacher: Ich habe Ihnen schon einmal gedroht wegen Ihrer Vergleiche mit Denunziantentum.

ÖSTERREICH: Aber was wollen Sie denn wirklich mit Ihren Lokal-Besuchen samt Anzeigen erreichen? Was glauben Sie, was Sie damit bewirken können?

Erlacher: Wir werden erreichen, dass die Politik tätig werden muss, weil sie nicht zuschauen kann, wie die Lokalbesitzer verbluten. Die müssen dann ja Strafen zahlen. Und Gesundheitsminister Stöger hat gesagt, dass er ab jetzt alle Anzeigen sehen will, die nicht zu einem Strafbescheid führen.

Ainedter: Das ist doch alles unglaublich. Aber zum Glück gibt es in der EU da schon ein Umdenken. Ein Rauchverbot in den Gaststätten widerspricht ja auch der Vernunft. Ich bin für Nichtraucherschutz. Aber bei diesem Gesetz ist ja eine friedliche Co-Existenz zwischen Rauchern und Nichtrauchern möglich. Nur der Herr Erlacher will die Menschen gegeneinander aufwiegeln. Die Umfragen zeigen, dass die Menschen das Gesetz unterstützen.

ÖSTERREICH: Die ÖSTERREICH-Gallup-Umfrage hat aber gezeigt, dass die Befragten es für ineffizient halten.

Ainedter: Das kann nicht stimmen. Das können nur Nikotinexorzisten sagen ...

ÖSTERREICH: Ich bin selber starke Raucherin...

Erlacher: Aha, werden Sie das auch schreiben?

Ainedter: Jetzt werden Sie auch gleich verteufelt, weil Sie rauchen. Wir nehmen Rücksicht auf Sie, Herr Erlacher, und rauchen jetzt nicht. Und in Lokalen sind Raucher auch viel rücksichtsvoller als Sie tun.

ÖSTERREICH: Herr Erlacher, wenn das Gesetz eingehalten wird und Raucher getrennt sind, würden Sie es dann akzeptieren?

Erlacher: Es wird aber nicht eingehalten.

Ainedter: Beantworten Sie die Frage! Wenn es eingehalten wird ...

Erlacher: Ich bin trotzdem für ein komplettes Rauchverbot in Lokalen.

Ainedter: Weil Sie intolerant sind.

Erlacher: Ich bin ein Krebspatient. Ich weiß wie viele Menschen daran sterben. Wissen Sie, was Rauchen alles verursacht? Viel mehr Herzkrankheiten, Krebs und Kreislauferkrankungen. Wieso soll ich das akzeptieren, nur weil die Raucherlobby und die Tabakindustrie so stark sind?

Ainedter: Noch einmal: Ich bin für den Nichtraucherschutz. Aber hier geht es um die Freiheit der Entscheidung. Wenn Sie Nikotin als Gift ansehen, müssten Sie ein Tabakverbot fordern.

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