In einem Strategieprozess "Vision 2028+" will Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) einen "Entwicklungspfad für die bäuerlichen Familien" ausarbeiten lassen.
Ziel sei es, Leitlinien für die Landwirtschaftspolitik zu erstellen, kündigte er in einem Pressegespräch zum Agrarpolitischen Herbstauftakt am Freitag in Ried an. Die von der SPÖ gewollte Vermögens- und Erbschaftssteuer gehöre für den Minister nicht dazu.
"Was wir sicher nicht brauchen, sind Babler-Ideen, Konzepte aus den 1970-er Jahren", erteilte er den Steuerplänen von SPÖ-Parteichef Andreas Babler eine Absage. Landwirte würden Boden, Gebäude und Maschinen benötigen, um zu wirtschaften. Sie könnten von "ihren Höfen nicht abbeißen", so der Minister. Laut Totschnig sollen mit dem neuen Papier die Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft festgelegt werden, damit "sich Arbeit lohnt", umriss er grob "Vision 2028+".
Konkret sehe sich die heimische Landwirtschaft mit dem Problem konfrontiert, dass sich bedingt durch die gesunkene Kaufkraft das Konsumentenverhalten ändere, meinte ÖVP-Bauernbundpräsident Georg Strasser. In der Coronazeit sei die Nachfrage nach regionalen Qualitätsprodukten enorm gewesen. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Teuerung folgte die "Depression". Und jetzt sei der Markt zweigeteilt, führte er aus: In einen stabilen Premium- und einen stark wachsenden Billigsektor. Mit preisgünstigen Produkten dennoch "ein vernünftiges bäuerliches Einkommen" zu schaffen, sieht er aktuell als eine zentrale Herausforderung. Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger appellierte an die EU, die Lehren aus der Corona-Krise und dem Krieg in der Ukraine zu ziehen, "schnellere Reaktionsmöglichkeiten" zu entwickeln und "eine echte Balance zwischen Umwelt, Wirtschaft und Sozialem" zu schaffen.