Anwesenheitspflicht

Schule: Lehrer bleiben länger

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ÖVP unterstützt Schmied. 30 Stunden Anwesenheit für Junglehrer.

Kehrtwende der ÖVP beim Lehrer-Dienstrecht: Schul-Verhandler Werner Amon spricht sich für mehr Anwesenheitspflicht für neue Lehrer aus – sie sollen nicht nur die Unterrichtszeit (rund 20 Stunden) in der Schule sein – sondern die Kinder auch am Nachmittag betreuen. Davon wären Lehrer betroffen, die im Schuljahr 2012/13 starten. Amon will auch, dass die mittlere Lehrergeneration ins neue System wechseln kann.

Amon wird am Dienstag für die ÖVP in die Dienstrechtsverhandlungen einsteigen. SP-Unterrichtsministerin Claudia Schmied ist erfreut: "Die Regierung wird eine interne Endabstimmung über die Verhandlungen vornehmen, dann werden wir gemeinsam die Gewerkschaft zu Verhandlungen einladen."
 

So soll neues Dienstrecht konkret aussehen:

Höhere Startgehälter
Lehrer, die 2012 starten, bekommen am Anfang höhere Gehälter. Derzeit verdient ein Volks- oder Hauptschullehrer 1.963,7 € brutto, AHS-Lehrer rund 2.156,50 € brutto. Diese Gehälter könnten um rund 10 bis 20 % steigen.

30 Stunden Anwesenheitspflicht
Dafür müssen diese Lehrer länger in der Schule sein. Derzeit sind sie es nur in der Unterrichtszeit bzw. während der Gangaufsicht. Konkret sind HS-Lehrer 21, VS-Lehrer 22 Stunden in der Schule. Bei AHS-Pädagogen gibt es 20 Werteinheiten, je nach Unterrichtsfach sind das etwas mehr oder weniger als 20 Stunden. Generell haben Lehrer eine 40-Stunden-Woche – die restliche Zeit gilt für Vor- und Nachbereitung.
Schmied-Berater Bernd Schilcher kann sich vorstellen, dass Lehrer generell 30 Stunden in der Schule bleiben: "Sie wären dann für die Schüler ansprechbar, und es bleiben noch 10 Stunden für Nach- und Vorbereitung."

Streit um Arbeitsplätze
Dafür müssen diese Lehrer einen Arbeitsplatz in der Schule haben, denn laut Lehrergewerkschafter Walter Riegler seien die Bedingungen an den Schulen nicht menschenwürdig: "Ich finde es eigenartig, jemandem zu sagen, er muss sich da her setzen, wenn dort gar kein Sessel ist."

SP-Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will aber nicht so lange warten – und auch Amon will beides: den Schulausbau – und das neue Lehrerdienstrecht. Amon: "Das gehört im Paket gemacht, sonst kommen wir nicht weiter."

Modell 1: Für Ältere bleibt alles gleich
20 Stunden. Für ältere Lehrer (z. B. länger als 10 Jahre Lehrer) bleibt alles beim Alten: Sie haben knapp mehr als 20 Stunden Unterricht – müssen darüber hinaus nicht in der Schule sein. Ausnahme: Gangaufsichten.

Modell 2: Mittlere Generation
Sie können wechseln. Lehrer, die z. B. bis zu 10 Jahre im Geschäft sind, können ins neue System wechseln. Sie bekämen mehr Geld, müssen aber auch 30 Stunden anwesend sein.

Modell 3: Junglehrer
Anwesenheitspflicht. Die Lehrverpflichtung soll zwar im 20-Stunden-Bereich bleiben, dafür sollen diese Lehrer ab 2012 eine Anwesenheitspflicht haben. Denkbar wären zusätzlich 10 Stunden.
 

Amon: "Neues Modell soll 2012 starten"

ÖSTERREICH: Lehrer länger in der Schule – müssen sie also länger arbeiten?
Werner Amon: Ich will die Lehrverpflichtung – das sind im Schnitt 20 Stunden pro Woche – nicht anheben. Die Lehrer sollen aber länger in der Schule bleiben, für Schüler ansprechbar sein und für eine qualitätsvolle Betreuung sorgen.

ÖSTERREICH: Wann soll das neue Dienstrecht stehen?
Amon: So bald als möglich. Ministerin Schmied sollte die Verhandlungen rasch beginnen. Ziel wäre es, dass die neuen Lehrer mit dem Schuljahr 2012
13 starten.

ÖSTERREICH: Sie machen sich bei den Parteifreunden in der Gewerkschaft unbeliebt.
Amon: Ach, wissen Sie, das ist ja kein Schönheitswettbewerb. Es geht um eine Weiterentwicklung der Schule.

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