Ex-Kanzler spricht erstmals über seinen Sturz und kritisiert Erwin Pröll scharf.
In seinem ersten Interview nach seinem Unfall auf Kreta, das Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky mit der Tageszeitung ÖSTERREICH (Samstag-Ausgabe) führte, erklärt er: "Die sprichwörtliche ärztliche Kunst und die hohe Pflegequalität im AKH haben mich wieder auf die Beine gestellt." Vranitzky berichtet im Interview auch, wie es zu dem dramatischen Sturz kam: "Es ist auf einer sehr glatten und rutschigen Marmorstiege passiert. Ich bin mit einem Fuß ausgerutscht und hatte versucht, mich mit dem anderen Fuß abzustützen. Aber ich bin statt dessen die ganze Stiege hinuntergestürzt."
Operation
Nach seiner Operation am Schlüsselbein sei er nun aber
"wieder am Weg der Besserung". Am Wochenende verlässt Vranitzky das AKH und
begibt sich in häusliche Pflege.
Faymanns Arbeit
Im Gespräch mit ÖSTERREICH nimmt Vranitzky auch
ausführlich zu politischen Fragen Stellung. Auf die Frage, was er von
SP-Chef Werner Faymann ein Jahr nach dessen Kür halte, antwortet der
Ex-Bundeskanzler. "Ich werde einem Parteivorsitzenden nichts über die Medien
ausrichten. Aber Eines kann ich schon sagen: Die SPÖ hat Faymanns Vorgänger
nicht gerade ermuntert, im Amt zu bleiben. Und die Partei sollte jetzt Alles
unternehmen, um Faymann zu unterstützen. Genauso wie Faymann aufgerufen ist,
Unterstützung in der Partei kontinuierlich zu suchen."
Hearing für Kommissar
Angesprochen auf den Vorschlag, dass
man über den nächsten EU-Kommissar bei einem Hearing im Parlament
entscheiden solle, sagt Vranitzky: "Ich würde mich solch einem Hearing nicht
verschließen. Es könnte nicht nur die Quailfikation sondern auch die
politische Grundhaltung prüfen. Dieses Hearing könnte dabei helfen, der
kritischen Öffentlichkeit zu vermitteln, dass der EU-Kommissar nicht der
oberste österreichische Betriebsrat in Brüssel ist, sondern für Europa da
ist."
Fischer als beste Lösung
Gefragt, ob er Bundespräsident
Heinz Fischer unterstützen werde und was er von "gewissen Träumen" halte,
die sich Erwin Pröll als Bundespräsident wünschen, antwortet der Ex-Kanzler
ungewöhnlich scharf: "Natürlich werde ich Heinz Fischer unterstützen, so er
sich zur Kandidatur entschließt. Träume werden keine Wahlen entscheiden.
Wenn Erwin Pröll Bundespräsident werden will, muss er sich Wahlen stellen
und diese erst gewinnen. Nur so kann man Präsident werden. Und wenn Pröll
alle paar Wochen aufs Neue Fischer ausrichten lässt, dieser möge sich outen,
ob er wieder kandidiert, dann muss man Pröll fragen: Haben Sie Angst vor
Bundespräsident Fischer, Herr Pröll?"