Wahl 2017

Peter Pilz - Ich-AG darf sitzen bleiben

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Aufdecker-Image und gute Medienkontakte halfen Listen-Gründer wieder in den Nationalrat.

Die Politikerpension muss warten. Peter Pilz hat zwar nicht die öffentlich anvisierten zehn Prozent geschafft, aber wohl seine eigentlichen Wahlziele erreicht. Ihm bleibt nach derzeitigem Stand der Nationalrat weitere fünf Jahre als Bühne erhalten und er hat seine vormalige Partei, die Grünen, an den Rand der politischen Bedeutungslosigkeit gebracht.

Schon seit etlichen Jahren machte der selbst ernannte Aufdecker mit treuer Mediengefolgschaft der Grünen Parteispitze das Leben schwer, indem er die Umwandlung zu einer linkspopulistischen Liste forcierte. In Migrationskonzepten nahm er sogar Anleihen beim FPÖ-Ausländervolksbegehren. Wenig überraschend kam er damit bei der deutlich links der Mitte verorteten Parteiführung nicht durch.

Schließlich setzte der 63-Jährige beim Bundeskongress im heurigen Jahr alles auf eine Karte und wollte partout auf Platz vier gewählt werden, der zum damaligen Zeitpunkt ein fixes Mandat bedeutet hätte. Pilz scheiterte gegen den als ideologiefrei verschrienen Jung-Mandatar Julian Schmid, eine Demütigung für den langjährigen Parlamentarier, der schon mit der ersten Grünen-Generation im Jahr 1986 ins Hohe Haus eingezogen war.

Gekränkt verzichtete Pilz auf weitere Kandidaturen, obwohl ihm ein wählbarer Listenplatz so gut wie sicher gewesen wäre. Stattdessen sammelte er andere ältere Grünen-Semester, die bei der Listenerstellung durchgefallen waren und seinen Anwalt um sich und stellte eine eigene Liste auf, ergänzt um einige jüngere Kandidatinnen, die den Eindruck eines alt-grünen Seniorenclubs vermeiden sollten.

One-Man-Show

Letztlich wurde die Liste im Wahlkampf aber das, wofür Pilz schon immer stand, eine One-Man-Show. Dass der gebürtige Kapfenberger trotz eines eher niedrigen Budgets den Wiedereinzug schaffen dürfte, verdankt er seinem Medien-Talent. Seit Jahrzehnten hat er eine Schar von Schlachtenbummlern in diversen Medienhäusern, die den Wahlkampf von Pilz umfassend begleiteten und damit die von ihm beklagte Nicht-Berücksichtigung in den ORF-Duellen einigermaßen kompensierten.

Peter Pilz
© ÖSTERREICH/ Neumayr

 Dass Pilz ein derart starkes Standing in den Medien hat, kommt einerseits daher, dass er stets einen flotten Spruch auf der Lippe hat. Andererseits werden von ihm Journalisten auch gerne mit vermeintlichen Skandalen versorgt. Schon seit den späten 1980er-Jahren gibt Pilz mal mehr, mal weniger erfolgreich den Aufdecker, begonnen bei Noricum und Lucona über das Baukartell bis heute zum Eurofighter. Zwar gräbt er dabei tatsächlich des Öfteren interessante Details hervor, Unschuldsvermutung ist jedoch ein Wort, das Pilz fremd zu sein scheint.

Interessant wird sein, wie Pilz seine zusammengewürfelte Truppe aus außergewöhnlich selbstbewussten Persönlichkeiten im Griff haben wird bzw. ob er das überhaupt will. Denn der Listengründer hat ja versichert, dass es keinen Klubzwang geben wird, jeder also quasi machen kann, was er will. Ein erster Versuch als Parteichef bei den Grünen war in den 1990er-Jahren ja eher glücklos verlaufen.

Die Wurzeln des Doktor der Wirtschaftswissenschaften liegen bei den SP-Studenten, wo er rausgeschmissen wurde, sowie bei der Gruppe Revolutionärer Marxisten. Schon seit Längerem ist er ideologisch flexibler. So war Pilz, der im Übrigen den heutigen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen als Wirtschaftsprofessor der einst für die Grünen entdeckte, einer jenen Grünen, die das letztlich knapp gescheiterte Schwarz-Grün-Projekt vorantrieben. Heute hat sich der langjährige Kämpfer für die Rechte der Kurden dem Widerstand gegen den politischen Islam verschrieben und wollte vor allem der FPÖ Wähler abspenstig machen. Eine Schlammschlacht mit den Grünen vermied er taktisch klug.

 Durch den Einzug ins Parlament muss jetzt jedenfalls ein Projekt noch warten. Schon seit Langem brütet Pilz über dem Gedanken, ein Pilz-Buch zu schreiben, keine Autobiografie, sondern eines über Schwammerl, nach denen zu suchen als sein größtes Hobby gilt. Geortet werden die Pilze des Öfteren nahe einer Hütte in der Obersteiermark, in der er bevorzugt seine Freizeit verbringt. Wohnhaft ist Pilz, der auch immer wieder einmal als Hobbymusiker auftrat, mit seiner Ehefrau in einer Gemeindebauwohnung im 22. Wiener Gemeindebezirk, in der das Paar seit jungen Jahren lebt.

 Zur Person

Peter Pilz, geboren am 22.1.1954 in Kapfenberg, verheiratet. Doktor der Wirtschaftswissenschaften. Ab 1986 Abgeordneter zum Nationalrat, zwischen 1991 und 1999 Mitglied des Wiener Gemeinderats, seither wieder Nationalratsabgeordneter. Juli 2017 Austritt von den Grünen und Gründung einer eigenen Liste.

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