Wahl-Psychogramm:

So ticken unsere Kandidaten

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Was Kern, Kurz und Strache eint, was sie trennt. Plus: Wie die sechs Kandidaten sind.

Oberflächlich betrachtet müssten sich Christian Kern und Sebastian Kurz eigentlich verstehen, glaubten viele. Dabei sind der SPÖ-Kanzler und der VP-Herausforderer – Faible für Slim-Fit-­Anzüge hin oder her – grundverschiedene Typen:

Kern ist zwar wie Kurz sportlich, ehrgeizig und stets darum bemüht, vordergründig kontrolliert zu wirken, aber der 51-jährige Ex-ÖBB-Chef ist der weit emotionalere Mensch von den beiden.

Während Kurz nur schwer Vertrauen fasst, schenkt Kern vielen sehr rasch das Seinige.

Das Arbeiterkind aus Simmering Kern, und der Lehrer und Ingenieurssohn Kurz, sind seit 2016 aber aus einem anderen Grund zu ziemlich besten Feinden mutiert: Beide sind sogenannte Alphatiere, die nicht verlieren wollen – oder können.

Strache und Kern eint die Emotion, nicht die Politik

Für viele Beobachter ist Kurz, der höflichere Heinz-Christian Strache. Die Inhalte von FPÖ und ÖVP unterscheiden sich in Zuwanderungs- und Wirtschaftspolitik etwa nur marginal. Dafür ist ­Strache – ähnlich wie eben Kern –, mehr von Emotionen getrieben. Daher hat er wohl auch weit mehr Verständnis für Kerns Zorn auf Kurz, als er offiziell zugestehen würde ... (Isabelle Daniel)

Sebastian Kurz: VP-Chef ist ehrgeizig, hat immer einen klaren Plan und will siegen

Bereits als Jugendlicher fiel Sebastian Kurz als „ehrgeizig, aber lustig“ auf. Er glaubt an sich und seine Überzeugungskraft.

  • Ehrgeiz. Der 31-jährige VP-Chef, der sich aufmacht, jüngster Kanzler der Republik zu werden, fiel bereits seinen Jugendfreunden als „ehrgeizig“ auf. Er ist fleißig, konsequent und zieht seine einmal gemachten Pläne beinhart durch.
  • Lernfähig. Kurz liebt zwar keine mediale Kritik – er mag es nicht, nicht gemocht zu werden – aber, er ist kritik- und lernfähig. Er holt die Meinung vieler Menschen ein, hört genau zu, entscheidet aber dann meist alleine.
  • Beständigkeit. Der gebürtige Meidlinger ­vertraut nicht leicht. Daher umgibt er sich seit Jahren mit gleich bleibenden Mitarbeitern. Fast alle sind seit seinem Amtsantritt 2011 als Staatssekretäre an seiner Seite. Privat ist er seit seinem 18. ­Lebensjahr mit Susanne Thier – mit zwei ­Pausen – liiert.

Christian Kern: SP-Chef ist emotional und mit Kampfesmut unter Beschuss

Vom Arbeiterkind aus Simmering zum SPÖ-Kanzler, der bis zuletzt gegen den Polit-Absturz der SPÖ ankämpfte.

  • Kämpferisch. Erst unter Beschuss laufe der 51-Jährige zur Hochform auf, sagen Weg­begleiter von Christian Kern. Er erklärt diese Eigenschaft mit seiner Vorliebe für das Mountainbiken. Trotz Schmerzen gebe er nicht auf. In diesem Wahlkampf hat er tatsächlich ­beachtlichen Kampfesmut bewiesen.
  • Kontrolle. Der SPÖ-Kanzler vertraue zu leicht, monieren viele, die ihn gut kennen. Und höre daher öfters auch auf die Falschen. Er ist ebenso um Kontrolle bemüht wie Sebastian Kurz. Aber weit emotionaler.
  • Familienmensch. Im Wahlkampf zeigte sich der SPÖ-Chef – in Anlehnung an ­Emmanuel Macron – sehr häufig mit seiner Frau Eveline Steinberger-Kern. Er hat vier Kinder und ist ein Familienmensch.

Heinz-Christian Strache: FP-Chef kennt die Tricks, braucht Vertrautheit

Der am längsten dienende Parteichef hat 
sich einen Imagewechsel verordnet, um endlich in die Regierung zu dürfen.

  • Angriffig. Der 48-jährige Wiener ist seit zwölf Jahren FPÖ-Chef. Damit ist er der ­erfahrenste Spitzenkandidat der drei größeren Parteien. Er teilt gerne aus, kann aber mittlerweile auch recht gut einstecken. Er versucht, sein Image als rechter Rabauke ­loszuwerden. International bleibt man skeptisch. Zum Populismus bekennt er sich.
  • Beständig. Ebenso wie Sebastian Kurz – und im Unterschied zu Christian Kern – setzt auch Strache in seinem beruflichen Umfeld auf Beständigkeit. Sein Team ist seit Jahren n seiner Seite. Er hört stark auf seine Strategen.
  • Sehnsucht. Der Wiener sehnt sich nach Anerkennung. Daher will er regieren. Privat dürfte er ein Romantiker sein

Ulrike Lunacek: Offen, versiert und eine tapfere Kämpferin

Lunacek ist nicht zum ersten Mal die Frau für grüne Krisensituationen. Und ist wieder kampfbereit.

  • Erfahren. Die 60-Jährige kennt sich mit Schlechtwetterzeiten aus: Sie stieß 1995 – als die Grünen am meisten verloren – dazu und leistete bereits damals Aufbauarbeit. Sie stieg bis zur Vizepräsidentin des EU-Parlaments auf.
  • Kämpferisch. Die Grüne ist offen, zielstrebig und kämpferisch. Dabei gibt sie trotz widriger Umstände nicht auf, berichten Wegbegleiter, die auch jetzt ihren ­unermüdlichen Einsatz zu schätzen wissen.
  • Ausgleichend. Mitarbeiter und Weggefährten schätzen die ausgleichende Art der überzeugten Ökosozialen. Sie ist seit 24 Jahren mit ihren Lebens­gefährtin Rebeca Sevilla liiert.

Matthias Strolz: Energiegeladen, kreativ und ein echtes Arbeitstier

Der Parteigründer ist unermüdlich im Einsatz für seine Pinken und seine Ideen.

  • Energie. Der 44-jährige Bergbauernsohn aus Vorarlberg sprüht nur so vor Energie. Das ist seine große Stärke, auch wenn manche es für eine Schwäche halten. Er ist stets optimistisch und glaubt an seine Träume.
  • Fleiß. Zu seiner Energie gesellt sich auch der Fleiß. Man kann Strolz etwa gelegentlich im Stadtpark beobachten, wie er Facebook-Videos selbst dreht und seine Pinken so an die Leute zu bringen.
  • Überzeugt. Er ist der überzeugte Europäer im Wahlkampfring, der mit Beate Meinl-Reisinger und Irmgard Griss auch Frauen an vorderste Front stellt. Er ist mit der Malerin Irene Strolz seit zwölf Jahren verheiratet.

Peter Pilz: Aufdecker mit Pointen und Hang zum ausgiebigen Fischen

Der Ex-Grüne ist ein Meister der Inszenierung, der mit Pointen Freund und Feind ärgern kann.

  • Aufdecker. Auch wenn seine Ex-Parteifreunde von den Grünen ­berichten, dass er ausgiebiges ­Fischen liebe, weiß der 63-jährige Steirer, wann er fleißig sein muss. Wann immer es in den letzten 31 Jahren – so lange war Pilz für die Grünen tätig – einen Skandal gab, war der Mandatar zum Aufdecken parat.
  • Angriffig. Pilz ist ein Meister und Liebhaber von Pointen – damit kann er Freund und Feind auch zur Weißglut treiben. Er ist entschlossen, aber auch stur, wie seine Ex-Freunde bei den Grünen gerade spüren.
  • Kreativ. Mit seiner neuen Liste will er nach 31 Jahren im Parlament ­zeigen, wie neue Politik gehe. Und ist dabei gekonnt in Inszenierungen.
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