Ungarn-Aufstand 1956

Wien und Budapest danken einander

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Die höchsten Repräsentanten Österreichs und Ungarns haben Dienstagabend bei einem großen Festakt im Wiener Austria Center die Rolle des jeweils anderen Landes bei der ungarischen Revolution 1956 gewürdigt.

Bei der Veranstaltung, an dem die Staatspräsidenten, Regierungschefs und Parlamentspräsidenten der beiden Länder sowie zahlreiche weitere hohe Vertreter aus Staat, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft teilnahmen, gedachten die beiden Länder des 50. Jahrestages des ungarischen Volksaufstandes, dessen Beginn sich am 23. Oktober jährt. Am Rande des Festaktes kam es zu kleineren Protesten gegen den anwesenden ungarischen Premier Ferenc Gyurcsany.

"Ungarn und Österreich wieder im gleichen Boot"
Nach den Jahrzehnten der kommunistischen Herrschaft sitzen "Ungarn und Österreich wieder im gleichen Boot", da sie heute beide "ein gleichberechtigtes Mitglied der europäischen Familie" sind, sagte Bundespräsident Heinz Fischer in seiner Ansprache. Vor 50 Jahren habe zwar mit der "von sowjetischen Panzern erzwungenen Konter-Revolution" der "Panzer-Kommunismus" die Macht in Ungarn zurückerobert, doch habe dieser zugleich "eine schwere moralische Niederlage" erlitten, betonte Fischer in seiner Rede.

"Tiefe historische Zusammengehörigkeit"
Der ungarische Staatspräsident Laszlo Solyom lobte in seiner über weite Strecken auf Deutsch gehaltenen Ansprache mit enthusiastischen Worten das österreichische Engagement von 1956. "Österreich, Staat und Volk, haben eine so hohe moralische Leistung erbracht, die bis heute als Beispiel gilt", betonte Solyom. Er strich die "tiefe historische Zusammengehörigkeit" der beiden Länder hervor, die über Jahrhunderte einen "gemeinsamen Wirtschafts- und vor allem Kulturraum" geschaffen hätten.

Im Rahmen der Feierlichkeiten überreichte Solyom seinem österreichischen Amtskollegen Fischer und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) die höchsten ungarischen Auszeichnungen, das nur an Staatsoberhäupter verliehene Großkreuz des Verdienstordens mit der Kette bzw. das Großkreuz des Verdienstordens. Fischer erhielt dies insbesondere "für seine Unterstützung der ungarischen Revolution und des Freiheitskampfes" , Schüssel für seine Bemühungen um die EU-Integration des Nachbarlandes.

"Historisches Happy end"
Ungarns Regierungschef Gyurcsany sprach von einem "großen historischen Happy end" zwischen den beiden Ländern, das nach vielen Jahrhunderten eines Verhältnisses "wie Hund und Katz'" schlussendlich zu einer " leidenschaftlichen Nähe" geworden sei.

Bei Gyurcsany-Rede haben Dutzende Saal verlassen
Der im eigenen Land unter Beschuss stehende Gyurcsany blieb indes auch in Wien nicht vor Protestbekundungen verschont. Als er seine Ansprache begann, standen rund ein Dutzend der über 2000 Anwesenden auf und verließen demonstrativ den Saal. Gegen den sozialistischen Ministerpräsidenten sind in Ungarn seit einem Monat Anti-Regierungs-Proteste im Gange, seit eine interne Rede vom Mai veröffentlicht wurde, in der er "Lügen" seiner Regierung über die Situation des Landes in den vergangenen Jahren zugegeben hatte.

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