Das sagt Österreich

Alle wetten auf Kurz, doch alles ist offen

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.

Für die Wettbüros ist die Neuwahl schon fast gelaufen: Wer 1 Euro auf Kurz setzt, bekommt nur noch 40 Cent Gewinn – weniger geht fast nicht mehr. Wer aber auf den regierenden Kanzler Kern wettet, kann pro eingesetztem Euro fette 3,70 € kassieren – und bei HC Strache sogar 5,10 €.

Dass alle Österreicher auf Kurz wetten, ist logisch: Er führt in den Umfragen mit 11 % Vorsprung. Er arbeitet absolut fehlerlos. Und er verkörpert mit seinen 30 Jahren und seinem politischen Mut das, was sich viele wünschen: den Beginn einer neuen Politik, das Ende der Altparteien – also Aufbruchstimmung.

Der Wunsch nach dem Neustart ist so groß, dass Kurz diese Wahl klar gewinnen sollte.

Trotzdem würde ich meine Wett-Euros gleichmäßig auf Kurz und Kern aufteilen.

Christian Kern hat als Greenhorn im Wahlkampf (in Wahrheit ist er der Newcomer) einen Fehlstart hingelegt. Aber in den letzten Tagen hat sich der Kanzler gefangen und wirklich gut aufgestellt.

Kerns Rede am SPÖ-Parteirat war fulminant, sein Wahlkampf wird für Kurz noch eine kräftige Herausforderung werden – nicht nur weil Kern in den TV-Duellen der rhetorisch Bessere, Emotionalere, vielleicht auch Charmantere sein könnte, sondern auch weil Kern alles auf die soziale Karte setzt: gerechtere Löhne, Steuergerechtigkeit, gerechtere Pensionen. Und mit dem Thema Gerechtigkeit wurde in Österreich bisher noch jeder Wahlkampf gewonnen. Kern ist also noch lange nicht geschlagen – er kann das „Comeback Kid“ werden.

Deutlich schwerer tue ich mir mit Wett-Euros für HC Strache. Der FP-Chef wird im Moment zwischen Kurz und Kern regelrecht zerrieben. Wenn Strache nicht bald einen ge­nialen Wahlkampf-Turbo anwirft, wird er eher unter 20 % als über den erträumten 30 % landen.

Dieser Wahlkampf ist völlig offen – ich würde auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen Kurz–Kern wetten.

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