Adrenalin-Politik in SPÖ
Franz Voves ist jener Politiker in Österreich, der – weil völlig adrenalin-gesteuert – am wenigsten zu berechnen ist. Seit Jahren geht Voves der „Wiener Partie“ in der SPÖ auf den Nerv – deshalb hat er sich aus der Partei völlig ausgeklinkt, kommt nicht mehr ins Präsidium.
Letzte Woche ist Voves wieder mal der Kragen geplatzt: Zuerst kritisierte er die Integrationspolitik der SPÖ. Voves will endlich klare Ansagen zum Integrationsdebakel in den Volksschulen, weil er fürchtet, dass ihm die FPÖ sonst bei der steirischen Landtagswahl ein Debakel zufügt.
Als er daraufhin von seinem „besten“ Parteifreund Michael Häupl als „Pegida-Fan“ verspottet wurde, setzte der Adrenalin-Steirer ein Zeichen der besonderen Art: Er lud flugs den ÖBB-Chef Christian Kern in seine Loge für die Grazer „Redoute“. Als Provokation der Sonderklasse: Seht her, bei mir sitzt der neue Kanzler und Parteichef. Zieht euch warm an.
Seit Wochen sagt Voves im kleinen Kreis jedem, dass er Faymann für ablösereif halte und Kern für die Idealbesetzung – und wartet auf den idealen Zeitpunkt zur Offensive.
Voves spekuliert auf die Wien-Wahl: Verliert die SPÖ im Juni in Wien dramatisch, bebt die Partei. Dann will Voves den Sommer nützen, um Kern statt Faymann als Kanzler zu inthronisieren. Faymanns Schicksal hängt deshalb stärker denn je am Resultat der Wien-Wahl – und die sieht für ihn nicht gut aus.
Die völlig außer Tritt geratene Wiener SPÖ schafft es nicht, die exzellenten Persönlichkeitswerte von Bürgermeister Häupl auf die Partei zu übertragen. Fällt die SPÖ aber unter 40 %, wonach es derzeit aussieht, sagt Häupl Adieu. Dann ist Faymann im Kampf gegen Voves plötzlich alleine. Noch steht die SPÖ ziemlich geschlossen hinter Faymann. Voves ist mit seinem Logengast noch alleine. Aber nach einer verlorenen Wien-Wahl kann das anders aussehen.
Faymann und Häupl kämpfen deshalb im Wiener Wahlkampf auch das Duell um die Gesamtpartei. So wichtig war ein Ergebnis für die SPÖ schon lange nicht mehr …
